MKL1888:Tragödĭe
[793] Tragödĭe (griech., Trauerspiel), die dramatische Darstellung einer tragischen, d. h. (nach Aristoteles) einer ernsten, Mitleid für den Helden und Furcht für uns selbst erweckenden Handlung (s. Tragisch). Dieselbe steht als Darstellung eines tragischen Vorganges der Komödie (s. d.), als Drama mit (für den Helden) unglücklichem Ausgang dem (gleichfalls ernsten) Schauspiel gegenüber. Als Untergattung des Dramas (s. d.) gilt von der T. alles, was von diesem als solchem gilt. Als tragisches Drama entlehnt die T. ihre Gesetze und Einteilung vom Tragischen. Da die „erhebende“ Wirkung des Tragischen desto stärker ausfällt, je mächtiger vorher dessen „zermalmende“ Wirkung gewesen ist, so geht das Streben der T. vor allem dahin, das Leiden der Helden und die Gewalt des Schicksals so schrecklich zu schildern, daß der Sieg über dasselbe desto erhabener erscheint. Die Einteilung der T. erfolgt nach den Gattungen des Tragischen in die rührende T., in welcher das ergreifende, und in die pathetische T., in welcher das erhebende Element des Tragischen vorherrscht, welche mit der in antike T., in welcher das Schicksal die (physische) Übermacht über den Helden, und moderne T., in welcher der Held die (moralische) Übermacht über das Schicksal behauptet, zusammenfällt. Über die Bedeutung des Wortes und die Geschichte der T. s. Drama.