MKL1888:Train
[794] Train (franz., spr. träng), das Fuhrwesen der Heere, welches diesen Bedürfnisse jeder Art nachzuführen hat, u. zwar nennt man T. sowohl die einem Heer oder einer einzelnen Truppe folgenden Fahrzeuge (T. eines Bataillons etc.) mit den zugehörigen Leuten (Trainsoldaten) und Pferden als auch die besondere Truppengattung. Hiernach unterscheidet man Verpflegungs-, Sanitäts-, Administrations-, Feldbrücken- und Belagerungstrains. Die beiden erstern, mit der Truppe in engster Verbindung stehend, sind zur Erhaltung der Schlagfertigkeit derselben von höchster Bedeutung, müssen daher eine größere Bewegungsfähigkeit zur Anpassung an die Operationen der kämpfenden Truppen besitzen und werden deshalb auch von den Trainbataillonen als Truppenteile formiert. In Deutschland hat jedes Trainbataillon (also pro Armeekorps) 5 Proviantkolonnen, 1 Feldbäckereikolonne, ein Pferdedepot, 3 Sanitätsdetachements und 5 Fuhrparkskolonnen bei der Mobilmachung zu formieren, für welche das Material im Frieden bei den Traindepots bereit gehalten und verwaltet wird. Die Administrations-, Feldbrücken- und Belagerungstrains sind im allgemeinen nur Transporttrains, erstere gehören zu den von den Armeekorps bei der Mobilmachung aufzustellenden Branchen und zwar zu den Intendanturen, der Korpskriegskasse, dem Haupt-, 4 Feldproviantämtern, 12 Feldlazaretten, dem Feldpostamt, 4 Feldpostexpeditionen. Jedes mobile Pionierbataillon formiert ein Korps- und 2 Divisionsbrückentrains. Außerdem werden von den Pionieren die Pionier-, von der Fußartillerie die Artilleriebelagerungstrains aufgestellt, letztern sind die Munitions-Fuhrparkskolonnen beigegeben. Während der T. bei den Römern, namentlich seit Cäsar, auf das beste ausgerüstet und geschult wurde, blieb er in Deutschland, dessen Heeresverfassung entsprechend, ein ungeheurer Troß von Fahrzeugen (bei einem Heer von 20,000 Mann oft 8000–10,000), geführt von nicht militärischen Troßknechten und begleitet von zahllosen Dirnen, Troßbuben und Gesindel aller Art. Der Große Kurfürst verbesserte zwar das Armeefuhrwesen, doch blieb die militärische Organisation desselben Friedrich d. Gr. vorbehalten, welcher auch die Bezeichnung T. einführte. 1778 gehörten zu einer Armee von 30,000 Mann 6 Proviantkolonnen, eine Feldbäckerei, ein Feldlazarett, eine Feldapotheke und der T. für die Beamten. Der T. als Friedensformation (ein Stamm) trat erst 1853 ins Leben, welcher 1856 vergrößert und 1859 die Organisation erhielt, welche die Grundlage der jetzigen bildet. Vgl. Schäffer, Das deutsche Heerfuhrwesen (Berl. 1881); Derselbe, Der Kriegstrain des deutschen Heers (das. 1883); Kiesling, Geschichte der Organisation des Trains der königlich preußischen Armee (das. 1889).