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MKL1888:Trajānus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Trajānus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Trajānus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 15 (1889), Seite 795
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Trajānus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 795. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Traj%C4%81nus (Version vom 23.11.2024)

[795] Trajānus, Marcus Ulpius T., nach der Adoption durch Nerva in der Regel Nerva T. genannt, röm. Kaiser, geboren wahrscheinlich 56 n. Chr. zu Italica (in der Nähe des heutigen Sevilla) in Spanien, war 91 Konsul und kommandierte 97 die Legionen am Niederrhein, als er von Nerva adoptiert und zum Mitregenten erklärt wurde. Im J. 98 durch Nervas Tod zur Herrschaft gelangt, war er während seiner ganzen Regierung unablässig bemüht, die Wohlfahrt und den Glanz des Reichs zu erhöhen. Wie groß seine Sorgfalt für die Verwaltung des Reichs, seine Milde, seine Einsicht und seine Gerechtigkeit waren, geht am deutlichsten aus dem Briefwechsel mit dem jüngern Plinius hervor, als dieser 111–113 in besonderm Auftrag die Verwaltung von Bithynien führte; nur den Christen gegenüber, die er mit Strenge verfolgt wissen wollte, da er in ihrer Ausbreitung eine Gefahr für das Reich sah, kann man diese Milde vermissen. Zu seinen wohlthätigen Einrichtungen gehören namentlich auch die Anstalten, die er in Rom und in Italien für die Erziehung mittelloser Kinder durch die Verwilligung reicher Mittel und die Bestellung geeigneter Aufsichtsbehörden traf. Eine besondere Hervorhebung verdienen unter seinen Friedenswerken noch die großartigen Bauten, die auf seine Veranlassung ausgeführt wurden, namentlich der Bau der Brücke, die 104 über die Donau unterhalb der Stromschnellen derselben geschlagen wurde, die Herstellung eines neuen nach ihm benannten Forums, die Errichtung der noch jetzt vorhandenen, 39 m hohen, mit den Reliefs von Kriegsszenen aus den dacischen Kriegen gezierten Trajanssäule, die Erweiterung des Circus Maximus, der Bau eines Odeums, eines Gymnasiums in Rom und viele andre Bauten. Seine friedliche Thätigkeit wurde zuerst durch die beiden dacischen Kriege, 101–102 und 105–106, unterbrochen, durch die der dacische König Decebalus völlig besiegt und Dacien zur römischen Provinz gemacht wurde. Hierauf unternahm T. 113 noch einen großen Feldzug nach dem Osten, der hauptsächlich gegen die Parther gerichtet war, und auf dem er Armenien und Mesopotamien zu römischen Provinzen machte und über den Tigris bis nach Ktesiphon vordrang. Während er aber im fernen Osten weilte, erhoben sich in seinem Rücken mehrfache Aufstände, namentlich auch unter den Juden in Ägypten und Kyrene, und ehe er dieselben völlig unterdrücken konnte, wurde er 117 zu Selinus in Kilikien vom Tod ereilt. Wie sehr seine Verdienste anerkannt wurden, geht auch daraus hervor, daß ihm der Senat den Beinamen des Besten (Optimus) beilegte und spätere Kaiser mit dem Zuruf begrüßt wurden: „Sei glücklicher als Augustus und besser als T.“ Vgl. Francke, Zur Geschichte Trajans (2. Ausg., Quedlinb. 1840); Dierauer, Beiträge zu einer kritischen Geschichte Trajans (Leipz. 1868); de La Berge, Essai sur le règne de Trajan (Par. 1877).