MKL1888:Vahlen
[33] Vahlen, Johannes, namhafter Philolog, geb. 28. Sept. 1830 zu Bonn, studierte dort seit 1848 unter Ritschl, wurde 1854 Privatdozent daselbst, 1856 außerordentlicher Professor in Breslau, 1858 ordentlicher Professor in Freiburg und noch in demselben Jahr in Wien, wo er 1871 den Titel eines Hofrats erhielt. 1874 wurde er an Haupts Stelle nach Berlin berufen und hier 1882 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Seine erste Thätigkeit ging von dem Studium des alten Latein aus: „Ennianae poësis reliquiae“ (Leipz. 1854), „Naevii de belio Punico reliquiae“ (das. 1854), „Ulpiani fragmenta“ (Bonn 1856), „In Varronis saturarum Menippearum reliquias [34] conjectanea“ (Leipz. 1858), „Analecta Noniana“ (das. 1859), „Über die Annalen des Ennius“ (Berl. 1886). Besonders fruchtbar waren seine Aristotelischen Studien, die er teils in Zeitschriften und Sammelwerken, teils in besondern Schriften veröffentlichte: „Beiträge zu Aristoteles’ Poetik“ (Wien 1865–67, 4 Tle.), „Aristotelis poetica“ (3. Aufl., Leipz. 1885), „Aristotelische Aufsätze“ (Wien 1872–1874, 3 Tle.). Sonst heben wir von seinen Veröffentlichungen hervor die Ausgaben von Ciceros „De legibus“ (2. Aufl., Berl. 1883) und Plautus’ „Menaechmi“ (das. 1882) sowie den Vortrag über „Lorenzo Valla“ (Wien 1864; 2. Abdr., Berl. 1870) und „Laurentii Vallae opuscula tria“ (Wien 1869). Auch gab er Lachmanns „Lucilii saturarum reliquiae“ (Berl. 1876) und „Lachmanns kleine philologische Schriften“ (mit Müllenhoff, das. 1876) heraus sowie die 4. Auflage von Haupts „Catull, Tibull, Properz“ (Leipz. 1879) und „Horaz“ (5. Aufl., das. 1885). Er war längere Zeit Mitherausgeber der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“ und von 1877 bis 1881 des „Hermes“.