MKL1888:Vasconcellos

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Vasconcellos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Vasconcellos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 54
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Vasconcellos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 54. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Vasconcellos (Version vom 16.10.2021)

[54] Vasconcellos (spr. waskongsséllusch), Joaquim de, portugies. Gelehrter, besonders als Kunsthistoriker und Archäolog hervorragend, geb. 10. Febr. 1849 zu Porto, erhielt seine Schulbildung in Hamburg, wo er sich eine gründliche Kenntnis des Deutschen aneignete, studierte dann 1865–69 zu Coimbra, unternahm später mehrjährige Reisen in Deutschland, Frankreich, England und auf der Pyrenäischen Halbinsel und bekleidet seit 1883 die Professur der deutschen Sprache am Lyceum zu Porto, seit 1889 daneben die Stellung eines Direktors des Museums für Handel und Industrie. V. ist ein Gelehrter von bedeutenden Kenntnissen und einer in Portugal seltenen Wissenschaftlichkeit. Seine Schriften sind teils musikgeschichtlichen Inhalts, so: „Os musicos portuguezes. Biographia-bibliographia“ (Porto 1870, 2 Bde.), „Luiza Todi“ (das. 1873), „Ensaio sobre o catalogo da libraria de musica de el-rei D. João IV“ (das. 1873) und „Cartas curiosas do abbade Ant. da Costa“ (das. 1879); andre sind der bildenden Kunst gewidmet, wie „Reforma do ensino de bellas artes“ (Porto 1877–79, 3 Bde.), „Albrecht Dürer e a sua influencia na peninsula“ (das. 1879), „Francisco de Hollanda“ (das. 1879), „Goësiana“ (das. 1879–81, 4 Bde.) und zahlreiche Broschüren und Abhandlungen kunstwissenschaftlichen Inhalts. Noch besondere Beachtung verdienen die gründlichen Schriften über Goethes „Faust“, die er aus Anlaß der freien Übersetzung des Gedichts von Castilho veröffentlichte, namentlich „O Faust de Goethe e a tradução de Castilho“ (Porto 1872) und „O consummado germanista“ (das. 1873), wie er denn auch sonst gegen die oberflächliche, in Portugal herrschende Art wissenschaftlicher Forschung, namentlich in seinem Organ, der „Actualidade“ („Gegenwart“), stets tapfer angekämpft hat. – Verheiratet ist V. seit 1876 mit einer Deutschen, Karolina Michaëlis, die, 15. März 1851 zu Berlin geboren und auf der Luisenschule daselbst unter Mätzners u. Goldbecks Leitung ausgebildet, sich namentlich umfassende Sprach- u. Litteraturkenntnisse (sogar des Griechischen, Arabischen und Hebräischen) erwarb und als Herausgeberin und Schriftstellerin einen geachteten Namen gemacht hat. Wir nennen von ihren Veröffentlichungen: „Romancero del Cid“ (Leipz. 1870); „Studien zur romanischen Wortschöpfung“ (das. 1876); „Ein portugiesisches Weihnachts-Auto: Pratica de tres pastores“ (Braunschw. 1879); „Versuch über den Palmeirim da Inglaterra“ (Halle 1883); „Poesias de Francisco de Sa de Miranda“ (das. 1885) und „Studien zur hispanischen Wortdeutung“ (Flor. 1886).