MKL1888:Waldburg

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Waldburg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 343
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Waldburg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 343. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Waldburg (Version vom 22.11.2023)

[343] Waldburg, aus den ehemaligen Besitzungen der Grafen von W. 1803 gebildetes Fürstentum in Schwaben, zwischen der Donau und Iller, besteht aus der Grafschaft Zeil in Württemberg, der Grafschaft Trauchburg in Württemberg und Bayern, den Herrschaften Wolfegg-Waldsee, W., Praßberg, Leipoltz und Waltershausen mit der Hälfte der Domäne Kießlegg, den Herrschaften Balgheim, Vollmaringen und Göttelfingen, Wurzach und Moorstetten in Württemberg, der Herrschaft Pfaffwiesen in Baden, der Herrschaft Lustnau im österreichisch-tirolischen Kreis Bregenz und dem Gut Rohrmoos in Bayern und umfaßt 745 qkm mit 2800 Einw. Das Wappen ist ein goldener Reichsapfel in rotem Feld, wegen des Erbtruchseßamtes; drei goldene Tannenzapfen im blauen Feld erinnern an den Namen W. Das Geschlecht stammt von den Herren von Tanne ab, welche zu Anfang des 12. Jahrh. auftreten und neben dem Titel „Schenken von Tanne“ den der „Truchsesse von W.“ führen. Zwei Nebenlinien desselben Hauses nahmen im 13. Jahrh. den Namen „Schenken von Winterstetten“ und „Schenken von Schmalneck“ an. Die Truchsesse von W. waren Ministerialen des staufischen Hauses und im Rate der Könige einflußreich, so Heinrich (1173–1209) bei Philipp von Schwaben, Eberhard (1187–1234) bei Friedrich II., der ihm die Leitung seines Sohns Heinrich und die Obhut über die Reichskleinodien (1222) anvertraute. Am berühmtesten ist Georg, Truchseß von W., der Heerführer des Schwäbischen Bundes gegen Ulrich von Württemberg (1519) und im Bauernkrieg (1525), welcher dann als Statthalter Württemberg bis zu seinem frühen Tod (1531) verwaltete. Schon 1419 nach dem Tod Johanns, Truchseß von W., zersplitterte sich das Geschlecht in mehrere Linien. Jakob, genannt der goldene Ritter (gest. 1460), setzte die Hauptlinie fort, die unter seinen Söhnen in die Zweige Trauchburg und Friedberg-Scheer zerfiel. Letztere erlosch 1772. Jakobs Bruder Georg begründete eine Linie Zeil-Wolfegg. Mehrere Mitglieder des Waldburgschen Hauses haben hohe kirchliche Würden erlangt, so schon im 13. Jahrh. Heinrich und Eberhard das Bistum Konstanz; Otto erhielt 1543 das Bistum Augsburg und für seinen fanatischen Glaubenseifer 1544 den Kardinalshut. Bekannter ist Gebhard, Erzbischof von Köln (seit 1577), der 1582 zur reformierten Kirche übertrat (s. Gebhard 3). 1529 erhielten die Truchsesse von W. die Würde eines Reichserbtruchseß, 1628 wurden sie in den Grafenstand, und 1803 wurden die württembergischen Hauptlinien zur Entschädigung für den Verlust ihrer Reichsfreiheit in den Fürstenstand erhoben. Gegenwärtig bestehen in Württemberg die fürstlichen Linien W.-Wolfegg-Waldsee (ihr Haupt ist Fürst Franz, geb. 11. Sept. 1833), W.-Zeil-Trauchburg (Haupt Fürst Wilhelm, geb. 26. Nov. 1835) und W.-Zeil-Wurzach (Haupt Fürst Eberhard II., geb. 17. Mai 1828), in Österreich die gräfliche Seitenlinie W.-Zeil-Lustenau-Hohenems (Haupt Graf Klemens, geb. 21. Okt. 1842) und in Bayern die gräfliche Seitenlinie W.-Syrgenstein. Alle diese Linien sind katholisch geblieben; der gräfliche Zweig W.-Capustigall in Preußen, der reformiert war, ist 1844 im Mannesstamm erloschen. Vgl. Vochezer, Geschichte des fürstlichen Hauses W. in Schwaben (Kempten 1888, Bd. 1).