MKL1888:Wallōnen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wallōnen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 370
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Wallōnen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 370. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wall%C5%8Dnen (Version vom 04.10.2023)

[370] Wallōnen (Valonen), s. Knoppern.

Wallōnen, romanisches, den Franzosen verwandtes Volk, welches Teile der franz. Departements Nord, Pas de Calais, Aisne, Ardennen, vorzüglich aber die belgischen Provinzen Hennegau, Namur, Lüttich und Luxemburg, das südliche Brabant und einige Ortschaften um Malmedy in Rheinpreußen bewohnt. Die W. stammen von den alten gallischen Belgiern ab, die sich mit römischen Elementen vermischten, worauf der Name W. (holländ. Walen) hindeutet. Sie sind von gedrungenem, mittelgroßem, kräftigem Körperbau, haben meist dunkles Haar und dunkle Augen und übertreffen an Regsamkeit, Gewandtheit und Anstelligkeit ihre vlämischen, an Ausdauer und Fleiß ihre französischen Nachbarn. In Belgien wird ihre Zahl auf 21/4 Mill. angegeben; vor allem sind sie tüchtige Soldaten und haben hervorragende Feldherren, wie z. B. Tilly, geliefert. Die Sprache der W. ist in ihrem Grundstock echt romanisch, hat aber einen großen Vorrat keltischer Wörter bewahrt und viel vom Niederdeutschen angenommen. Sie ist reich an Metaphern, witzig, voller Onomatopöien und hat in ihrem Alphabet neben v und c noch w und k, wie im Deutschen. Im 18. Jahrh. begann man dieselbe auch zu schreiben, indessen gelangte sie in litterarischer Beziehung nicht über die Bedeutung einer Dialektdichtung hinaus. Lambert de Rickman schrieb in ihr zuerst eine Satire auf die Badeorte („Les aiw di Tonk“); ihr folgte „Pasqu’ee critique et calotene so les affaires del medicine“ von einem Anonymus; ferner das erste Drama: „Si Ligeoi egagi“ (1757), von J. J. Fabry, dem mehrere andre sich anschlossen. Vgl. Cambresier, Dictionnaire wallon-français (Lütt. 1787); folgende Werke von Grandgagnage: „De l’origine des Wallons“ (das. 1852), „Vocabulaire des noms wallons“ (2. Aufl., das. 1857) und „Dictionnaire étymologique de la langue wallonne“ (Bd. 1 u. 2, das. 1845–51; Bd. 3 von Scheler, 1880); Henaux, Études historiques du pays wallon (das. 1843); Dejardin, Dictionnaire des ‚spots‘, ou proverbes wallons (das. 1863); Forir, Dictionaire liégeois-français (das. 1866–74, 2 Bde.); Simonon, Poésies en patois de Liége (das. 1845); van der Kindere, Recherches sur l’ethnologie de la Belgique (Brüssel 1872).