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MKL1888:Walzenspinne

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Walzenspinne“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Walzenspinne“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 377
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Walzenspinne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 377. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Walzenspinne (Version vom 03.05.2024)

[377] Walzenspinne (Solpuga Lichtenst.), Gattung aus der Ordnung der Gliederspinnen und der einzigen Familie der Walzenspinnen (Solifugae), charakteristisch durch den deutlich gegliederten, langgestreckten, meist in seiner ganzen Breite dem gegliederten Cephalothorax angewachsenen Hinterleib, die sehr großen, am Grund blasig aufgetriebenen, scherenförmigen Kieferfühler, die senkrecht gegeneinander arbeiten, beinförmigen Kiefertasterpaaren, zwei Augen und in zwei lange Fußklauen auslaufenden Beinen, welche mit langen, spröden Haaren besetzt sind, während den Leib dichter Filz deckt. Die ca. 30 Arten leben in heißen Ländern, wenige in Südeuropa. Die gemeine W. (Solpuga araneoides Pall.), 3,5 cm lang, rostgelb, am Hinterleib dunkler, an den Scheren braun, an den unterseits mit starken Stacheln bewehrten Kiefertastern olivenbraun, wohnt in Südrußland und Ägypten in Erdrissen, schilfreichen Gegenden und unter Steinen, geht nachts auf Raub aus, frißt Insekten, Eidechsen und kleine Säugetiere, die sie durch ihren Biß tötet. Sie ist so gefürchtet wie der Skorpion, der Biß ist sehr schmerzhaft, erzeugt starke Entzündung und vorübergehende Lähmung, und nicht selten gehen am Bauch gebissene Schafe und Kamele zu Grunde. Älian und Plinius erzählen von dem gefährlichen Biß der W., welche Länder unbewohnbar mache. In der That verlassen Kalmücken und Kirgisen eine Gegend, in welcher sich häufiger die W. zeigt.