MKL1888:Warna
[397] Warna, ehemals stark befestigte Kreishauptstadt und schlechter Haupthafen des Fürstentums Bulgarien, am Schwarzen Meer und an der Mündung des Prawadi in die Bai von W., durch Eisenbahn mit Rustschuk verbunden, hat 8 Kirchen, 1 Synagoge, 18 Moscheen, 24 Schulen unter einem staatlichen Inspektor und (1887) 25,256 Einw. (1880: 19,700, davon 4600 Türken, Tataren und Zigeuner, 8600 Griechen, 4000 Bulgaren). Die Einfuhr (namentlich von Salz, Kohlen, Eisen und Brettern) erreichte 1884 einen Wert von 153/4 Mill. Frank, die Ausfuhr (Getreide) einen Wert von 121/3 Mill. Fr. Der Schiffsverkehr umfaßte 1887: 244 Dampfer von 239,537 Ton., meist österreichisch-ungarische, dann türkische, und 159 Segelschiffe von 20,870 T., meist türkische. W. ist Sitz eines griechischen und eines bulgarischen Metropoliten und von 11 fremden Konsuln (darunter auch ein deutscher Berufskonsul), ferner eines bulgarischen Gouverneurs, Kreischefs, Zollamtsdirektors und Gerichtspräsidenten. W. ist das alte Odessos, eine Kolonie von Milet. Hier erlitten 10. Nov. 1444 die Ungarn unter Wladislaw III. eine blutige Niederlage durch die Türken. Vgl. Köhler, Die Schlachten von Nikopoli und W. (Bresl. 1882). 1610 war W. von den Kosaken vom Dnjepr her genommen, die daselbst 3000 christliche Sklaven befreiten. Erst in der neuern Zeit erhielt W. auf der Meer- und Flußseite, die es zur Hälfte umgürten, einen starken Wall mit einem tiefen Graben und auf den umliegenden Höhen Batterien, welche die Reede der Stadt bestreichen. In dem Krieg von 1828 ergab sich W. 11. Okt. den Russen. Im Mai 1854 besetzten die Franzosen und Engländer die Stadt, errichteten dabei ein großes Lager und unternahmen 4. und 5. Sept. 1854 von hier aus den Feldzug nach der Krim. Durch den Berliner Vertrag vom 13. Juli 1878 kam W. an das neue Fürstentum Bulgarien. Die Werke wurden geschleift.