MKL1888:Wasserhebemaschine
[973] Wasserhebemaschine.[WS 1] Eine W. eigentümlicher Bau- und Wirkungsart ist vom Marquis de Caligny gebaut. Sie beruht auf folgendem physikalischen Vorgang: In dem mit dem Behälter R durch eine lange Leitung AB verbundenen Rohre BB¹ (Fig. 1) stellt sich der Wasserspiegel mit dem in R auf gleiche Höhe (Prinzip der kommunizierenden Röhren). Drückt man nun das Wasser in dem Rohr auf irgend eine Weise
Fig. 2. | Fig. 1. |
Wasserhebemaschine vom Marquis de Caligny. |
bis zum Punkt B herab und läßt es dann wieder emporschnellen, so erhebt es sich nahezu bis zu derselben Höhe NB¹ über N, als B unter N liegt, und führt dann zwischen B und B¹ eine Anzahl Schwingungen aus, die infolge des Reibungswiderstandes allmählich geringer werden, bis endlich der Wasserstand NN sich wiederherstellt. Macht man das Rohrende NB¹ kürzer als NB, so tritt bei dem Emporschnellen des Wassers ein Teil desselben bei B¹ aus. Anstatt das Wasser bis B niederzudrücken, kann man aber auch das Rohr bei B abschneiden und vorübergehend abheben. Dann fällt das Wasser aus dem Rohr heraus. Setzt man nun das Rohr wieder auf, so steigt das Wasser bis B¹, fließt über, und der Rest fällt bis B zurück. Hebt man in diesem Augenblick das Rohrende wieder ab, so fließt zunächst etwas Wasser bei B aus, setzt man nun das Rohrende wieder auf, so kommt das Wasser wieder bei B¹ zum Überfließen und fällt dann zurück etc. Dies Spiel kann nun dauernd fortgesetzt werden, wenn der Wasserspiegel im Gefäß R annähernd in derselben Höhe erhalten wird. Es wird also auf diese Weise ein Gefälle dazu benutzt, einen Teil seines Wassers über den Oberwasserspiegel NN hinauszuheben. Die Förderhöhe ist nicht durch den Höhenunterschied NB begrenzt, sondern kann durch Verengerung des Rohrendes BB¹ beträchtlich vergrößert werden. Um aus diesem physikalischen Apparat eine W. zu machen, muß eine Einrichtung getroffen werden, durch welche das Wasser veranlaßt wird, das abwechselnde Abnehmen und Aufsetzen [974] des Rohrendes selbstthätig auszuführen. De Caligny benutzt dazu die zuerst von Dubuat beobachtete Erscheinung, daß vor dem vordern Ende eines in fließendes Wasser getauchten Prismas ein Saugen nach dem Prisma hin stattfindet. Fig. 2 gibt ein Bild von der nach dem angegebenen Prinzip wirkenden W. R ist der Behälter mit dem auf gleicher Höhe erhaltenen Wasserspiegel NN, ABCD das Leitungsrohr. Die breite Flantsche g ist innen mit einem Kautschukring versehen, auf den sich das bewegliche Rohr TT aufsetzt. Dieses hängt mittels Ketten an dem einen Arm eines Balanciers C, dessen andres Ende ein Gewicht P trägt, welches, gegen das Rohr TT im Übergewicht, dieses aufwärts zu ziehen bestrebt ist. Oben am Rohr TT ist eine Abflußrinne U, unten ein kegelförmiger Kranz p angebracht, in welchen die Führungsstifte t eingreifen. Dieser Kranz hat gleichzeitig den Zweck, eine Saugwirkung, durch die das Übergewicht von P überwunden und das Rohr auf seinen Sitz niedergezogen werden soll, zeitweilig hervorzurufen. Er steht deshalb dauernd unter Wasser. Zum Zwecke vergrößerter Förderhöhe ist der Rohrquerschnitt durch den nach unten spitz zulaufenden Körper V nach obenhin verengert. Der Apparat wird dadurch in Thätigkeit gesetzt, daß das Rohr TT einmal abgehoben wird. Dabei fällt das etwa im Rohr befindliche Wasser heraus, und aus dem Rohr ABCD fließt etwas Wasser bei A aus. Das austretende Wasser wird gezwungen, an dem Kranz p entlang zu fließen, wodurch eine Saugwirkung erzielt wird, die genügt, um das Rohr TT dem Gewicht P entgegen auf seinen Sitz niederzuziehen. Jetzt wird das Wasser in TT emporgeschnellt und tritt bei U über. Der Rest fällt herab bis nach A. Inzwischen hat die Saugwirkung aufgehört, das Gewicht P kommt wieder zur Wirkung und hebt das Rohr TT ab, worauf wieder bei A ein Wasseraustritt längs des Kranzes p stattfindet und hierdurch das Rohr wieder niedergezogen wird etc. Der Apparat soll bei Bewässerungs- und Entwässerungsanlagen etc. verwendet werden. Er hat offenbar in seiner Wirkung eine gewisse Ähnlichkeit mit dem hydraulischen Widder, unterscheidet sich jedoch von ihm durch das Fehlen eines Windkessels und jeglichen Ventils oder Hahnes. Sein Nutzeffekt soll 60–70 Proz. betragen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Siehe auch Wasserhebemaschinen (Band 16).