MKL1888:Wasserkäfer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wasserkäfer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 423424
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Wasserkäfer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 423–424. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wasserk%C3%A4fer (Version vom 27.01.2023)

[423] Wasserkäfer (Schwimmkäfer, Dyticidae Leach), Familie aus der Gruppe der Pentameren, Käfer mit verbreitertem, regelmäßig eiförmigem Körper, welche den Laufkäfern sehr nahe stehen, in der Bildung der Mundteile und Fühler mit ihnen übereinstimmen, aber stark verbreiterte, bewimperte, als Ruderorgane dienende Hinterbeine besitzen, und deren drei erste Glieder der Vorder- und zuweilen auch der Mitteltarsen beim Männchen in eigentümlicher Weise erweitert sind. Sie leben meist in stehendem Wasser, fliegen aber oft nachts weit umher, und viele verbergen sich im Winter unter Moos in den Wäldern. Zum Atmen kommen sie von Zeit zu Zeit an die Oberfläche des Wassers und stecken die Hinterleibsspitze, an welcher das letzte Luftröhrenpaar mündet, in die Luft. Sie nähren sich, wie ihre Larven, hauptsächlich von Mollusken, Wasserinsekten, Fisch- und Froschbrut, auch von Aas. Die Larven sind langgestreckt, cylindrisch, nach vorn und hinten verdünnt, mit zwei gewimperten, fadenförmigen Anhängseln am letzten Körpersegment, geschlossenem Mund und durchbohrten, zum Saugen eingerichteten, sichelförmigen Mandibeln, welche sie ihrem Raub in den Leib schlagen; ihre Beine sind lang und deutlich fünfgliederig. Hierher gehört der gesäumte Fadenschwimmkäfer (Dyticus marginalis L., s. Tafel „Käfer“), 3 cm lang, oberseits dunkel olivengrün, gelb gesäumt, unterseits gelb, beim Männchen stets mit glatten, bei manchen Weibchen mit gerieften Flügeldecken. Das Männchen besitzt an den Vorderfüßen eine große, tellerförmige Haftscheibe, deren Sohle mit eigentümlichen trichterförmigen, durch Erzeugung eines luftleeren Raums wirkenden Haftorganen besetzt ist. Er findet sich überall häufig in stehenden Gewässern, das Weibchen legt im Frühjahr gelbe Eier auf den Grund, und die Larven verpuppen sich im Sommer oder im Herbst, in welchem Fall die Puppen überwintern. Zu derselben Familie gehört Hydroporus elegans (s. Tafel „Käfer“), mit saubern schwarzen Schraffierungen auf bleichgelbem Untergrund. Er findet sich in den Wasserlöchern am Mansfelder Salzsee, sonst nur in Frankreich, der Schweiz und am Adriatischen Meer. Cnemidotus caesus (s. Tafel „Käfer“) repräsentiert eine andre Gruppe derselben Familie mit schmalen Hinterhüften, während letztere bei den bisher genannten Käfern breit sind. Eine von den Hinterhüften ausgehende Platte bedeckt fast den ganzen Hinterleib, so daß man nur die Spitze der hintersten Schenkel sieht. Eine zweite Familie von Wasserkäfern, die Taumelkäfer (Gyrinidae Westw.), haben ebenfalls einen ovalen Körper, abgestutzte Flügeldecken, lange, als Schwimmarme dienende Vorderbeine, [424] kurze, flossenartige Hinterbeine und geteilte Augen, mit denen sie gleichzeitig in das Wasser und in die Luft sehen können. Sie treiben sich scharenweise auf Süß- und Salzwasser kreisend umher und nehmen beim Tauchen eine am Hinterleibsende haftende Luftblase mit sich ins Wasser. Die Larven haben gefiederte Fortsätze an den Hinterleibsringen, fressen ebenfalls saugend und verpuppen sich außerhalb des Wassers in einem ovalen, zugespitzten Kokon. Eine dritte Familie umfaßt die Tasterhörnigen (Palpicornia Latr.), welche durch ihre sehr lang gestreckten Kiefertaster charakterisiert sind; diese schwimmen unbeholfen, nähren sich von Vegetabilien, nehmen beim Atmen über Wasser mit der seidenartigen Behaarung der Fühlerkeule und der Brust Luft auf, besitzen eine sehr große, ballonartige Tracheenblase, welche auch als Schwimmblase fungiert, und umhüllen die Eier mit einem birnförmigen, in eine gekrümmte Röhre ausgezogenen Kokon, welcher auf der Oberfläche des Wassers zwischen Pflanzen schwimmt. Hierher gehört der schwarze Kolbenwasserkäfer (Hydrophilus piceus L.), 4,8 cm lang, länglich-eiförmig, grünlich pechschwarz, glänzend, mit rostfarbenen, an der Keule braunen Fühlern und beim Männchen mit beilförmigem, blattartig zusammengedrücktem fünften Gliede der Vordertarsen, findet sich häufig in stehenden und fließenden Gewässern. Er nährt sich wahrscheinlich von Algen. Die Larven verlassen den Kokon nach der ersten Häutung und verpuppen sich in feuchter Erde. Zu dieser Familie gehört auch Hydrous caraboides (s. Tafel „Käfer“), welcher nur 1,7 cm lang wird. Vgl. Erichson, Genera Dyticeorum (Berl. 1832).