MKL1888:Wealdenformation

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wealdenformation“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 446
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Wealdenformation. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 446. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wealdenformation (Version vom 18.02.2023)

[446] Wealdenformation (Weald, spr. ŭihld, Wälderformation), Zwischenbildung zwischen Jura- und Kreideformation, bald der erstern, bald der letztern zugerechnet, bald in zwei Abteilungen, eine untere jurassische (untere W., Purbeck) und eine obere kretaceïsche (obere, eigentliche W.), zerspalten. Die Bezeichnung stammt von dem „Weald“ genannten, früher aus Wald bestehenden, jetzt angebauten Teil der englischen Grafschaften Kent, Surrey und Sussex. Die W. ist auf Südostengland, Nordfrankreich und Nordwestdeutschland beschränkt und besteht in ihrer untern Abteilung in England aus wenig mächtigen Kalken und Mergeln, meist Brackwasser- und Süßwassergebilden mit Gastropoden (Paludina, Planorbis), Pelekypoden (Cyrena, Unio) und Schalenkrebsen (Cypris, vgl. Tafel „Juraformation I“). Eine dünne Zwischenschicht ergab reiche Funde an Beuteltieren; andre Lagen (dirt beds) stellen vorweltliche Dammerde dar, voll von Cykadeen und Koniferen, deren Wurzelstöcke oft noch in dem ursprünglichen Boden eingewurzelt gefunden werden. Mächtiger (bis 500 m) ist der Purbeck in Deutschland, wesentlich eine Brackwasserbildung, aus Mergeln und Kalken bestehend, unter letztern der sogen. Serpulit, der von Röhren der Serpula coacervata ganz erfüllt ist. Gelegentlich kommen Gips- und Steinsalzeinlagerungen vor. Die obere Abteilung der W. besteht aus einem untern Sandstein (Deistersandstein, Hastingssand) und einem obern Thon (Wealdenthon, Wealdclay). In letzterm treten an einigen Punkten Deutschlands Schieferthone und Steinkohlenflöze auf, welche am Teutoburger Wald, am Wesergebirge, am Deister, Süntel und Osterwald abgebaut werden. Die Flora dieser Flöze und der sie begleitenden Schieferthone zeigt fast durchgehends noch jurassische Formen, vorwaltend Farne und Cykadeen, daneben Koniferen von tropischem Typus, während Dikotyledonen fehlen. Der englische Hastingssand umschließt nur vereinzelte Trümmer von Braunkohle, keine eigentlichen Kohlenflöze; dagegen enthält er Fische, Schildkröten, Iguanodon und Hylaeosaurus. In England und in Deutschland machen Thone mit dünnen Lagen eines sandigen Kalksteins, reich an Melana, Cyrenia, Cypris, in England auch an Iguanodonzähnen, den Beschluß der Süß- und Brackwasserbildungen, welchen rein marine Schichten der Kreideformation folgen. Vgl. Dunker und v. Meyer, Monographie der norddeutschen Wealdenbildungen (Braunschw. 1846); Credner, Über die Gliederung der obern Juraformation und der Wealdenbildung im nordwestlichen Deutschland (Prag 1863); Schenk, Die fossile Flora der W. (Kassel 1871); Struckmann, Die Wealdenbildungen der Umgegend von Hannover (Hannov. 1880).