MKL1888:Weihrauch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weihrauch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Weihrauch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 487
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia:
  • Weihrauch
  • Karl Weihrauch (kein Artikel, Dez. 2022)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Weihrauch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 487. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Weihrauch (Version vom 21.12.2022)

[487] Weihrauch (Olibanum, Thus), Gummiharz, welches aus dem Stamm verschiedener Boswellia-Arten in Nordostafrika, nahe dem Kap Gardafui und auf einem beschränkten Saum der mittlern Südostküste Arabiens zwischen Kap Nus und Kap Schedscher in der Weise gewonnen wird, daß man in die Stämme Einschnitte macht und den ausfließenden milchähnlichen (daher der Name, vom hebräischen lebonah, „Milch“) Saft erhärten läßt. Der W. bildet verschieden gestaltete, fast farblose, hellgelbe oder bräunliche, weiß bestäubte, durchscheinende Körner, ist leicht zerreiblich, im Bruch wachsartig, erweicht im Mund, schmeckt terpentinartig und schwach bitter, aber nicht unangenehm, riecht aromatisch, besonders beim Erwärmen, und zersetzt sich in höherer Temperatur. Er besteht wesentlich aus Harz, Gummi und ätherischem Öl und zerfällt in Wasser zu einer neutralen trüben Flüssigkeit. W. kommt fast ausschließlich über Aden in den Handel, von wo er nach London, Bombay, den Handelsplätzen des Roten Meers, Ägypten und China verschifft wird. Er dient als Räuchermittel in der römisch- und griechisch-katholischen Kirche, sehr selten als Arzneimittel. Die Benutzung des Weihrauchs in den Tempeln reicht ins höchste Altertum zurück; Phöniker und Ägypter bezogen ihn als eine der größten Kostbarkeiten aus Arabien, und nach einer Inschrift am Tempel von Dayr el Bahri wurden auch lebende Weihrauchpflanzen zu Schiff herbeigeführt und dem Ammon geweiht. Plutarch erzählt, daß Alexander d. Gr. bei der Einnahme von Gaza für 500 Talente W. und 100 Talente Myrrhen nach Makedonien sandte, und nach Herodot zahlten die Araber einen jährlichen Tribut von 1000 Talenten W. an Dareios. Auch im hebräischen und griechischen Altertum wurde W. in den Tempeln benutzt, in Rom wurde er ebenfalls beliebt, und Nero verbrauchte eine ungeheure Menge beim Begräbnis der Poppäa. Im Mittelalter blieb W. in der römischen und griechischen Kirche in hohem Ansehen und diente bei den mannigfaltigsten Zeremonien. Bedeutende Quantitäten verbrauchen die Chinesen, welche den W. seit dem 10. Jahrh. von den Arabern erhielten.

Weihrauch, Vogel, s. Pirol.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 978
korrigiert
Indexseite

[978] Weihrauch, Karl, Mathematiker und Geophysiker, geb. 23. Nov. 1841 zu Mainz, studierte in Gießen Naturwissenschaften und Mathematik, wirkte ein Jahr lang als Hilfslehrer am Gymnasium in Mainz, ging aber 1862 nach Livland, wo er zunächst 3 Jahre an einer Privatanstalt thätig war, dann sein Lehramtsexamen in Dorpat bestand und 1865 Oberlehrer in Arensberg auf Ösel wurde; in dieser Stellung erwarb er in Dorpat das Diplom eines Magisters der Mathematik, ward darauf 1871 besoldeter Dozent, 1875 außerordentlicher und 1877 ordentlicher Professor an der Universität Dorpat, wo er nicht nur über mathematische Analysis, sondern auch über Meteorologie, Erdmagnetismus und verwandte Unterrichtsfächer Vorlesungen hielt. Er starb 19. Jan. 1891. Von seinen mathematischen Arbeiten sind besonders die in Schlömilchs „Zeitschrift für Mathematik und Physik“ abgedruckten Untersuchungen über unbestimmte Analytik und seine von der Dorpater Naturforschenden Gesellschaft veröffentlichte Abhandlung über die Besselsche Reihe bemerkenswert; meteorologische und klimatologische Arbeiten von ihm enthalten die „Zeitschrift der österreichischen meteorologischen Gesellschaft“ und die „Meteorologische Zeitschrift“, eine wichtige Abhandlung über die Verteilung der Schwere im Erdinnern ist in Exners „Repertorium der Physik“ veröffentlicht.