MKL1888:Weinbergschnecke
[498] Weinbergschnecke (Helix pomatia L.), Art der sehr artenreichen Gattung Schnirkelschnecke (Helix L.) aus der Gruppe der Lungenschnecken (s. d.), mit großem, bauchigem, gelblichem oder bräunlichem Gehäuse, findet sich in Mitteleuropa überall in trocknern, besonders hügeligen Gegenden mit Buschwerk und Graswuchs, gräbt sich im Herbst, am liebsten unter Moos, 15–30 cm tief in die lockere Erde ein und verschließt ihr Gehäuse mit einem soliden Kalkdeckel. Im April oder Mai kommt sie hervor, frißt junge Gräser und Kräuter und richtet dann oft, z. B. in den Weinbergen, erheblichen Schaden an. Im Mai oder Juni begattet sie sich. Die Eier haben 6,5 mm [499] Durchmesser und sind mit einer festen Schale umgeben; die W. legt ihrer 60–80 in ein mit dem Vorderkörper gebildetes Loch, welches sie dann wieder mit lockerer Erde füllt. Die Entwickelung dauert etwa 26 Tage. Die W. ist in Süd- und Mitteldeutschland überall häufig und findet sich hier auch im Diluvium, in Norddeutschland findet sie sich nur an bestimmten Orten, namentlich in der Nähe menschlicher Wohnungen, was in den Nachbarländern Deutschlands von den Ostseeprovinzen bis England noch deutlicher hervortritt und für eine Einführung in historischer Zeit (wahrscheinlich durch Mönche) spricht. Seit alten Zeiten bildet die W. im mittlern Deutschland, besonders zur Faschings- und Fastenzeit, eine beliebte Speise; doch spielte sie früher eine viel größere Rolle als jetzt und wurde in der Schweiz und in den Donaugegenden in eignen Gärten gemästet. Man sammelt sie im Herbst und bewahrt sie zwischen Hafer od. dgl. auf. In Südeuropa, besonders in Italien, sind andre Arten der Gattung Helix als Volksnahrungsmittel wichtig, namentlich H. adspersa Müll., vermiculata Müll., naticoides Müll. u. a.; auch im Altertum schätzten und züchteten die Römer Schnecken. Vgl. Pfeiffer, Monographia heliceorum viventium (Leipz. 1848–69, 9 Bde.); Albers, Die Heliceen nach natürlicher Verwandtschaft (2. Ausg., das. 1860).