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MKL1888:Wettīn

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wettīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Wettīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 574575
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Wettīn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 574–575. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wett%C4%ABn (Version vom 21.03.2023)

[574] Wettīn, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Saalkreis, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Berginspektion, eine Zichorienfabrik, bedeutende Porphyrbrüche, Steinkohlengruben, Schiffahrt und (1885) 2996 Einw. Auf einem Porphyrfelsen über der Stadt das Stammschloß der Grafen von Wettin, Winkel genannt.

Wettīn, altes, zuerst in dem nordthüringischen Schwabengau nachweisbares Dynastengeschlecht, von welchem die sämtlichen jetzt regierenden sächsischen Häuser abstammen. Die alten Grafen von W. trugen ihren Namen von der Burg W. (s. den vorherg. Art.). Als ihr Ahnherr gilt Teti (Dadi), Graf im Hosgau an der Saale, um 950, seiner Herkunft nach wahrscheinlich ein Schwabe. Sein Sohn Dietrich (de tribu Buzici) fiel unter Kaiser Otto II. 982 in Kalabrien. Von seinen Söhnen erwarb Dedo (gest. 1009) den Burgwart Zörbig und eine Grafschaft im Hosgau zwischen Wipper, Saale, dem Salzsee im Mansfeldischen und dem Wilderbach, Friedrich die Grafschaft Eilenburg, die nach seinem kinderlosen Tod (1017) an Dedos Sohn Dietrich II. (gest. 1034) fiel. Von den sechs Söhnen Dietrichs II. ist der wichtigste Dedo II., der Markgraf der Ostmark und seit 1068 Verweser der Mark Meißen, der in den Kämpfen unter Heinrich IV. eine hervorragende Rolle spielt. Ihm folgte 1075 sein Sohn Heinrich der ältere von Eilenburg, der von Heinrich IV. zur Ostmark die Lausitz und 1089 die Mark Meißen erhielt. Sein Sohn Heinrich der jüngere von Eilenburg regierte seit 1103 unter Vormundschaft seiner Mutter Gertrud, der Schwiegermutter Kaiser Lothars, fortwährend von seinem Vetter Konrad, Grafen von W., angefeindet. Als er 1123 starb, bemächtigte sich, von Herzog Lothar unterstützt, Konrad, Graf von W., der Mark Meißen, während der Rest der alten Ostmark an Albrecht den Bären und die Lausitz 1131 an Heinrich von Groitzsch fiel. Nach des letztern Tod 1135 erbte sie Konrad von Meißen. Das Weitere s. Meißen (S. 435), Thüringen, Sachsen (S. 133 f.). Im Juni 1889 wurde die 800jährige Feier der Herrschaft des Hauses W. in Sachsen mit großem Glanz in Dresden begangen. Vgl. Böttiger, Geschichte des Kurstaats und Königreichs Sachsen, Bd. 1 (2. Aufl. von Flathe, Gotha 1867); Wenck, Die Wettiner [575] im 14. Jahrhundert (Leipz. 1877); Posse, Die Markgrafen von Meißen und das Haus W. (das. 1881); Hofmeister, Das Haus W. (das. 1889).