MKL1888:Wurtz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Wurtz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Wurtz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 783784
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Adolphe Wurtz
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Wurtz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 783–784. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Wurtz (Version vom 11.04.2021)

[783] Wurtz, Adolphe, Chemiker, geb. 26. Nov. 1817 zu Straßburg, studierte daselbst Medizin und Chemie, wurde Assistent an der Universität, 1845 Präparator für die Vorlesungen über organische Chemie an der Sorbonne in Paris, 1846 Vorstand des Laboratoriums an der École des arts et manufactures und 1851 Professor am agronomischen Institut in Versailles. 1853 erhielt er die Professur der organischen Chemie an der Sorbonne und nach Orfilas Tode dessen Professur an der École de médecine. Seit 1866 Doyen der medizinischen Fakultät, führte er viele Reformen ein und schuf namentlich auch nach deutschem Muster praktische Kurse für pathologische Anatomie, Histologie etc. 1876 legte er das Amt eines Doyen nieder und starb 12. Mai 1884. W. lieferte zahlreiche chemische Untersuchungen zunächst auf dem Gebiet der anorganischen, dann aber vornehmlich auf dem der organischen Chemie, zu deren glücklichsten Förderern er gerechnet werden muß. Er führte das Äthylenoxyd und den Aldehyd in Alkohol über, entdeckte mehrere Alkohole der Fettreihe, das Äthylidenchlorid und das Glykol; er lieferte wichtige Arbeiten über Cyansäureverbindungen und die organischen Basen und stellte zuerst gemischte Alkoholradikale dar. Sein Hauptverdienst liegt indessen im Bereich der theoretischen Chemie. Er unterschied schon Atomizität und Basizität der Säuren, schuf mit Hofmann die Lehre von den substituierten Ammoniaken, unterschied ein-, zwei- und dreiatomige Alkohole und trug wesentlich bei zur Ausbildung der Lehre von der Wertigkeit der Atome und Atomgruppen. Er schrieb: „Mémoire sur les ammoniaques composés“ (Par. 1850); „Sur l’insalubrité des résidus provenant des distilleries“ (das. 1859); „Leçons de philosophie chimique“ (das. 1864); „Traité élémentaire de chimie [784] médicale“ (das. 1864–65, 2 Bde.; 2. Aufl. 1868 bis 1875); „Leçons élémentaires de chimie moderne“ (das. 1866, 4. Aufl. 1866–78); „Dictionnaire de chimie pure et appliquée“ (das. 1870–78, 2 Bde.; Supplement 1880–86, 2 Bde.) und daraus separat: „Histoire des doctrines chimiques“ (das. 1868); „La théorie atomique“ (1878, deutsch, Leipz. 1879); „Traité de chimie biologique“ (1884) u. a. Seit 1858 gab er das „Répertoire de chimie pure“ heraus, und seit 1852 war er Mitredakteur der „Annales de chimie et de physique“. Vgl. Gautier, Ch. A. W., ses travaux, etc. (Par. 1884).