MKL1888:York

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „York“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „York“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 803804
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
York. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 803–804. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:York (Version vom 02.12.2023)

[803] York, 1) Hauptstadt der danach benannten engl. Grafschaft Yorkshire, liegt an der großen Landstraße, die seit den Zeiten der Römer den Norden Englands mit Schottland verbindet, und an der schiffbaren Ouse, die bis zur Stadtbrücke für Schiffe von 120 Ton. Gehalt fahrbar ist. Y. ist eine der interessantesten und altertümlichsten Städte Englands. Es ist von Mauern umgeben, deren Fundamente aus der Römerzeit, deren Hauptbauten aber aus der Regierung Eduards I. stammen. Diese Mauern werden von neun Thoren durchbrochen und sind seit 1861 in Spaziergänge verwandelt worden. An sie schließt sich das Schloß an, 1826–36 vollständig umgebaut, mit Räumlichkeiten für Gerichtshöfe, Gefängnis und Grafschaftshalle, so daß nur der von Wilhelm dem Eroberer auf römischem Fundament erbaute Cliffordturm an die alte Zeit erinnert. Die größte Merkwürdigkeit der Stadt ist indes die Domkirche (Minster), eins der prächtigsten Denkmäler gotischer Baukunst (s. Tafel „Baukunst X“, Fig. 1), in Kreuzform, 157,7 m lang, in den Kreuzflügeln 67,7 m breit, im Schiff 79,5 m lang, 30,5 m hoch, mit drei Türmen, von denen der über dem Kreuz 64,9 m, die beiden westlichen 59,7 m hoch sind. Die Kirche wurde 626 durch den sächsischen König Edwin von Northumberland gegründet, 1070 der Ausbau begonnen und 1246 das südliche Querschiff (der älteste Teil der Kirche) beendigt; die Vollendung des mittlern Turms fällt in das Jahr 1472. Die Glasfenster sind meist aus dem 14. und 15. Jahrh. Mit dem Dom durch einen Gang verbunden ist das Kapitelhaus, ein regelmäßiges Achteck von 18,3 m Durchmesser und 18,3 m Höhe, im Innern mit zierlichen Säulen, leicht geschwungenen Bogen, einer von einem einzigen Pfeiler gestützten Decke und herrlichen Glasmalereien. Von den 41 Kirchen, 17 Kapellen und 10 Klöstern, welche die Stadt unter Heinrich VIII. hatte, sind nur noch 23 Kirchen und 11 Kapellen übrig; doch wurden im Lauf der Zeit mehrere neue gebaut, wie namentlich eine 1866 vollendete kath. Kathedrale, dicht beim Minster. Von der 1056 gestifteten Benediktinerabtei St. Mary’s und dem St. Leonard’s Hospital (von 1137) sind nur noch Ruinen übrig. An der Ouse liegen hintereinander das in modernem Stil erbaute Stadthaus (Mansion House), welches dem Lord-Mayor als Amtswohnung dient, und das 1446 erbaute städtische Rathaus (Guildhall). Y. hatte 1881: 60,683 Einw., die lebhaften Handel treiben und auch Glaswaren, Seife, Leinwand, Kämme, Handschuhe, Tapeten und andre Industrieprodukte erzeugen. Wohlthätige Anstalten sind zahlreich, und unter ihnen verdienen Beachtung das Grafschaftshospital mit Arzneischule, ein Irrenhaus und eine Blindenschule (im ehemaligen Palast Heinrichs VIII.). An Bildungsanstalten sind zu nennen: die erzbischöfliche Bibliothek, das Museum der philosophischen Gesellschaft, das 1884 eröffnete Institut für Kunst und Wissenschaft, ein Lehrerseminar und das kath. St. Lawrence College, in der Vorstadt Ampleforth. – Das alte Eboracum war (79–427) die ansehnlichste römische Stadt in Britannia, Sitz der Regierung, zeitweilige Residenz der Kaiser Hadrian, Septimius Severus, Constantius Chlorus und Grabstätte der beiden letztern. Auch hatte die Legio VI. victrix hier ihr Standquartier. Dann wurde es unter dem Namen Eoforwic Hauptstadt des angelsächsischen Königreichs Northumberland. Mit dem Einfall der Dänen, welche Y. 867 eroberten und die Angelsachsen unter Osbert und Ella unter seinen Mauern schlugen, mußte es seinen Ruhm, Englands erste Stadt zu sein, an London abtreten. 622 (nach andern 652) predigte Paulinus hier zuerst das Christentum, einer seiner Nachfolger, Egbert, führte seit 735 den Titel eines Erzbischofs. Unter Eduard II. und III. war Y. wiederholt Sitz des englischen Parlaments. Das Obergericht zu Y. (Council established in the North) wurde von Heinrich VIII., die Gerichtsbank aber 1651 von Karl II. eingesetzt. 1644 wurde die Stadt von den Parlamentstruppen und Schotten belagert und, nachdem die königlichen Entsatztruppen unter dem Pfalzgrafen Ruprecht 2. Juli auf dem im W. der Stadt gelegenen Marstonmoor geschlagen worden, erobert. Bis zum Ende des 15. Jahrh. hatte der Erzbischof von Y. die Obergerichtsbarkeit über die schottischen Bischöfe. Derselbe führt auch jetzt noch den Titel Primas von England, während der von Canterbury den eines Primas von „ganz“ England und eines Metropoliten erhielt. Zur Erzdiözese Y. gehören die sechs Bistümer: Carlisle, Chester, Durham, Man (Sodor und Man), Manchester und Ripon. Östlich führt die Stamfordbridge über den Derwent, wo Harald von England 1066 seinen Namensvetter von Norwegen schlug. Vgl. Hargrove, History and description of the ancient city of Y. (York 1818, 2 Bde.); Wellbeloved, Eburacum, or Y. under the Romans (Lond. 1847).

2) Stadt im nordamerikan. Staat Pennsylvanien, am Codorus Creek, in fruchtbarer Gegend, hat Eisengießereien, Maschinenbauwerkstätten, Dampfmühlen etc. und (1880) 13,940 Einw. – Y., eine der ältesten Städte Pennsylvaniens, wurde schon 1741 angelegt. 1777 tagte hier der Kontinentalkongreß, während Philadelphia von den Engländern besetzt war.

York, engl. Herzogstitel, der früher gewöhnlich dem zweiten Sohn des regierenden Herrschers verliehen wurde. Eduard III. gab denselben seinem Sohn Edmund, welcher der Gründer des Hauses Y. mit dem Wappen der Weißen Rose wurde, während von dem ältern Bruder desselben, Johann, das Haus Lancaster mit dem Wappen der Roten Rose abstammte; über den Kampf beider um die englische Krone (1451 bis 1485) s. Großbritannien, S. 795 f. Heinrich VIII. und Karl I. führten den Titel je bis zum Tod ihres ältern Bruders, Jakob II. bis zu seiner Thronbesteigung. Auch Jakobs II. Sohn, der Prätendent Jakob III., verlieh im Exil seinem zweiten Sohn, Henry Benedict, den Herzogstitel von Y. Mit ihm, der in der Geschichte unter dem Namen des Kardinals von Y. bekannt ist, starben 1807 die königlichen Stuarts (s. d.) aus. Georg I. erhob 1716 seinen Bruder Ernst August, Fürstbischof von Osnabrück, zum Herzog von Y., nach dessen Tod 1728 Eduard August, Bruder Georgs III., 1760 diesen Titel erhielt. Georg III. verlieh ihn 1784 seinem zweiten Sohn, Frederick, der, geb. 16. Aug. 1763, 1764 zum Fürstbischof von Osnabrück ernannt wurde, welche Würde er bis zur Säkularisation des Bistums 1803 behielt. In Berlin unter Friedrichs d. Gr. Augen zum Soldaten herangebildet und 1791 mit der Prinzessin Friederike von Preußen vermählt, wurde er 1793 zum Befehlshaber der englisch-hannöverschen Armee in den Niederlanden ernannt. Nach der Einnahme von Valenciennes unternahm er die Belagerung von Dünkirchen, erlitt hier 6.–8. Sept. eine Niederlage und zog sich 1794 nach Niedersachsen zurück, wo sich die Trümmer des Heers nach England einschifften. Ungeachtet dieser Unfälle, durch welche seine militärische Unfähigkeit hinlänglich bewiesen [804] war, ernannte ihn der König 1795 zum Feldmarschall und Oberbefehlshaber der britischen Landmacht. 1799 mit der Leitung der englisch-russischen Expedition nach Holland betraut, ward Y. von Brune bei Bergen 19. Sept. und bei Castricum 6. Okt. geschlagen und schloß 18. Okt. die Kapitulation von Alkmar, infolge deren die Verbündeten sich einschifften. Im J. 1809 verwickelte ihn ein Zwist mit seiner Mätresse, einer Mrs. Clarke, welche einen förmlichen Handel mit Offizierstellen etc. trieb und einem Mitglied des Unterhauses, Oberst Wardle, Mitteilungen über die Heeresverwaltung machte, in einen Skandalprozeß. Die eingeleitete Untersuchung endigte zwar mit Yorks Freisprechung; doch war die öffentliche Meinung so entschieden gegen ihn, daß er 20. März 1809 seine Oberbefehlshaberstelle niederlegte. Gleichwohl ward er von seinem Bruder, dem Prinz-Regenten, schon im Mai 1811 wieder in die Stelle eines Feldmarschalls und Oberbefehlshabers des Landheers eingesetzt. An den parlamentarischen Verhandlungen des Oberhauses nahm er nur als fanatischer Gegner der Katholikenemanzipation Anteil. Er starb 25. Jan. 1827 kinderlos. Ihm ist in London, im St. James’ Park, ein Denkmal errichtet worden. Der Titel ist seitdem nicht wieder vergeben worden.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 995
korrigiert
Indexseite

[995] York. Der Titel eines Herzogs von Y., der seit dem Tode des Herzogs Frederick (1763–1827), des zweiten Sohnes Georgs III., nicht wieder vergeben worden war, wurde 24. Mai 1892 dem Prinzen Georg (geb. 3. Juni 1865), zweitem Sohne des Prinzen von Wales, verliehen; außerdem wurde Prinz Georg zum Grafen Inverneß und Baron Killarney ernannt.