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MKL1888:Zabern

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Zabern“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Zabern“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 811
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Zabern. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 811. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Zabern (Version vom 22.10.2021)

[811] Zabern (Z. im Elsaß, Saverne), Kreis- und Kantonshauptstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, am Fuß der Vogesen und am Rhein-Marnekanal, Knotenpunkt der Eisenbahnen Straßburg-Deutsch-Avricourt und Schlettstadt-Z., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, ein Schloß (ehemals bischöfliche Residenz, jetzt Kaserne), ein Gymnasium, ein Waisenhaus, ein Museum für Altertümer, ein Landgericht, eine Oberförsterei, Fabrikation landwirtschaftlicher Geräte, von Schleifsteinen und Leder, Bierbrauerei und (1885) mit der Garnison (ein Jägerbataillon Nr. 8) 6936 meist kath. Einwohner. In der Nähe Steinbrüche, die Schloßruinen Hoch-Barr, Groß- und Kleingeroldseck und Greifenstein, die St. Veitsgrotte (ehemals eine Einsiedelei), die Barbarakapelle, die Michaeliskapelle, die Eisenwarenfabrik Zornhof etc. Über die Vogesen nach Pfalzburg führt seit 1737 eine schöne, von Goethe in „Dichtung und Wahrheit“ gerühmte Straße, die Steige, an welcher der Felsen Karlssprung und ein Obelisk auf der Grenze von Elsaß und Lothringen. Zum Landgerichtsbezirk Z. gehören die elf Amtsgerichte zu Buchsweiler, Finstingen, Lörchingen, Lützelstein, Molsheim, Oberehnheim, Pfalzburg, Saarburg in Lothringen, Schirmeck, Wasselnheim und Z. – Z. war schon zur Römerzeit ein wichtiger Ort (Tres tabernae), ward 355 von den Alemannen zerstört, vom Kaiser Julian aber wieder aufgebaut. 1525 besetzten die Bauern die Stadt, wurden aber bald nachher durch Herzog Anton von Lothringen verräterischerweise niedergemetzelt (Bauernschlachten bei Lupstein). 1622 widerstand Z. dem Grafen von Mansfeld, später aber nahmen es im Dreißigjährigen Krieg die Franzosen und Kaiserlichen ein. Das Schloß, 1670 nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wieder erbaut, brannte 1779 nieder. Der durch die Halsbandgeschichte bekannte Kardinal Prinz von Rohan begann als Bischof von Straßburg 1784 den Bau von neuem, führte ihn aber, von der Revolution überrascht, nicht zu Ende. Das Schloß war darauf bald im Besitz der Stadt, bald in dem des Staats, bis es Ludwig Napoleon 1852 zu einem Sitz für Witwen von Rittern der Ehrenlegion bestimmte; seit 1871 dient es als Kaserne. Vgl. Fischer, Geschichte der Stadt Z. (Zabern 1874).