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Maximilians I. Rückkehr nach Gent

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Textdaten
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Titel: Maximilians I. Rückkehr nach Gent
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 784–785, 803
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[784]

Kaiser Maximilians I. Rückkehr nach Gent.
Nach einem Gemälde von A. H. Schram.

[803] Maximilians I. Rückkehr nach Gent. (Zu dem Bilde S. 784 u. 785.) Karl der Kühne, der mächtige Herzog von Burgund, war vor den Mauern von Nanzig den Streichen der siegreichen Eidgenossen erlegen und hatte sein stolzes Erbe einer zwanzigjährigen Jungfrau, seiner einzigen Tochter Maria, hinterlassen. Lange schon war diese Tochter dem Erzherzoge Maximilian, dem Sohne des deutschen Kaisers Friedrich III., verlobt, und es hatte sich der seltene und darum für menschliches Empfinden so wohlthuende Fall ereignet, daß wirkliche gegenseitige Liebe einem politischen Handelsgeschäft – denn das war die Verlobung der beiden gewesen – die Weihe gab. Erzählte doch eine hübsche Legende, daß in Marias Herzen schon das Bild des deutschen Kaisersohnes eine heiße Leidenschaft entfacht hätte. Und als nun nach ihres Vaters Tode Aufruhr im eigenen Lande und die Ländergier des französischen Ludwigs XI. die Einsame umdrohten, da eilte der ritterliche Maximilian herbei, seine Braut zu schützen und seine Rechte geltend zu machen. Bereits im April 1477, wenige Monate nach dem Tode Karls des Kühnen, fand durch Stellvertretung die Vermählung statt, welche für die Habsburger der Ausgangspunkt zur Gewinnung einer weltbeherrschenden Macht werden sollte. Am 18. August wurde die Hochzeit in Gent prunkvoll begangen, unter dem Jubel des Landes, das sich durch diese Wendung der Dinge der drohenden französischen Herrschaft glücklich entrückt sah.

Aber noch hatte Maximilian den neuerworbenen kostbaren Besitz in einem mehrjährigen wechselvollen Krieg gegen die Ansprüche Ludwigs XI. zu vertheidigen, und es gelang ihm auch, die nördlichen Provinzen, das heutige Belgien und die Niederlande, durch den Sieg bei Guinegate im Sommer 1479 zu behaupten. Max selbst hatte im Kampfe mit außerordentlicher Tapferkeit mitgefochten und mehrere Feinde mit eigener Hand getödtet. Um so größer war die Begeistermig für ihn, als der Sieger nun am 7. August 1479 heimkehrte zu seiner schönen Gemahlin nach Gent.

Das ist der Augenblick, den unser Bild darstellt. Auf der Freitreppe des Rathhauses begrüßt Maria ihren ruhmgekrönten Gemahl und bringt ihm den jungen Erstgeborenen des Hauses, Philipp, der später den Beinamen des „Schönen“ erhielt, entgegen. Mit glücklichem Aufblick zu der reizenden Gruppe zügelt Maximilian sein in prächtiges Stahlgewand gehülltes Streitroß und seine kampfesstarke Rechte erfaßt mit zärtlichem Druck das schmale Händchen der lieblichen Frau, die ihm nur zu kurz noch erhalten bleiben sollte. An allen Fenstern der engen Gasse zeigen sich die Köpfe der jubelnden Genter, und nur mit Mühe vermag der stämmige Hellebardier im Vordergrunde die drängenden Massen zurückzuhalten, die den glorreichen Helden gern in allernächster Nähe gesehen hätten.

Kaum 21/2 Jahre nachher, im Jahre 1482, starb Maria durch einen Sturz vom Pferde. Ihr Tod war das Zeichen zu einem allgemeinen Aufruhr im Lande, und nur unter schweren Opfern gelang es Maximilian, Ruhe und feste Ordnung wiederherzustellen. Jenes Knäbchen aber, das auf unserem Bilde dem reisigen Manne seine Aermchen entgegenstreckt, wurde der Vater Kaiser Karls V., in dessen Reich die Sonne nicht unterging. =