Med. Topographie Gmuend:017
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[30] dem Kloster ist vor wenigen Jahren abgetragen worden. Außer diesen sind noch zwei Kapellen in der Stadt, eine zu St. Georg an dem Ledergassenthor, und die andere zu St. Sebald in der Waldstetergasse. Außerhalb der Stadt haben wir die Leonhards-Kirche auf dem Gottesacker, und nahe dabei eine Kapelle zu unsers Herrn Ruh, an der Strasse nach Aalen. Westlich vor der Stadt ist auf einem Berg die Wallfarths-Kirche St. Salvator mit einem schönen Thurm. Die Kirche selbst besteht aus zwei übereinander stehenden, in einem Felsen, sonst der Epperstein genannt, eingehauenen Kapellen, die mit einem ordentlichen Dach bedeckt sind. Nicht weit davon unten im Thale steht die St. Katharina Kirche bei dem Spital gleichen Namens, und ist zum nemlichen Zweck, wie die heil. Geist Kirche in der Stadt. Eine andere Kapelle zu St. Joseph steht etwas weiter oben gegen die Stadt zu; und endlich ist noch die Kirche am Zuchthaus Gotteszell, worinn an Sonn- und Feiertagen für die Züchtlinge der geeignete Gottesdienst gehalten wird. Das Zuchthaus selbst ist ein schönes, helles, geräumiges zu seinem Zweck wohl eingerichtetes Gebäu, das in einer nicht unfreundlichen Umgebung eine halbe ¼ Stunden nordöstlich von der Stadt an der Strasse nach Aalen liegt. Es war, wie schon bemerkt, vordem ein Frauenkloster, welches 1240 von zwey Wittfrauen, die Schauppen genannt, erbauet und gestiftet wurde, und hatte schon dreymal das Unglück abgebrennt zu werden, das letztemal in Jahr 1609. Die gewöhnliche Arbeit der Züchtlinge in demselben ist Wollenspinnen und dergl., indessen bekommen auch manche [31] eine ihren sonstigen Berufsgeschäften mehr angemessene Arbeit, je nachdem es die anderweitigen Umstände und Verhältnisse erlauben. Die Anzahl der Haupt- und Neben-Gebäude in der Stadt und unmittelbar um dieselbe belauft sich gegenwärtig auf 1199, deren Bauart im allgemeinen ziemlich unregelmäßig, mehr nach Bedürfniß als Geschmack eingerichtet ist. Die Häuser sind nicht hoch, die meisten sind von zwey, wenige von drey Geschoß und von Stein aufgeführt; indessen zeichnen sich doch mehrere neue durch geschmackvolle und massive Bauart unter den vielen andern aus. In de Feuersbrunst 1793 im Juli wurden mehrere der schönsten Gebäude ein Raub der Flammen, und von den 27 abgebrannten Gebäuden wurden nur wenige wieder aufgebaut, die übrigen Brandstätten sind jetzt theils Gärten, theils Schutthaufen. Von innen sind die meisten Häuser hinlänglich geräumig, hell und trocken; nur an Orten, wo wenig oder kein Luftwechsel statt findet, und die Sonnenstrahlen nicht hindringen können, findet man die Wohnungen zumal im untern Geschoß mehr feucht und daher oft ungesund. Blitzableiter auf den Häusern waren hier nie gebräuchlich, und man sieht auch jetzt, ein einziges Haus etwa ausgenommen, keinen in der Stadt, nur auf dem Zuchthausgebäu Gotteszell findet man solchen angebracht. Aber viele, wo nicht die meisten Häuser haben größere oder kleinere Baum- oder Wurzgärten, und an einigen Plätzen, wie auf der Blaich, dem Acker, hinter der Schmidt- und Rinderbacher Gasse sind dieselben so beträchtlich, daß man wohl annehmen darf, daß ein Drittheil des Innern der Stadt aus solchen Gärten |