Med. Topographie Gmuend:023

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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und Anhöhen bestehen im Innern meistens aus Sandsteinen, über denen sich theils mittel- theils unmittelbar Dammerde verbreitet, auf welchem Boden man meistens Nadel-, selten oder gar nicht aber Laubholz fortkommen sieht. Die nahe angrenzenden Gebirge, als Secundär- und Vorgebirge der Primordialgebirge enthalten tiefer größentheils Sand- und Kieselerde oder vielmehr verschiedenes Gerölle mit andern noch nicht untersuchten Erdlagen, und oben auf scheinen mehr Kalkgeschiebe mit häufigen Petrefakten von Ammoniten auch Belemniten vor, wahrscheinlich Residuen aus der letzten mechanisch-chemischen Präzipitation der Kalkformation der Flötzzeit.

Die Einwohner verkennen aber auch die Fruchtbarkeit ihres Bodens nicht, und man sieht die ganze Gegend um die Stadt auf die bestmögliche Weise kultivirt und benutzt; besonders sehen sich die meisten unsrer Manufakturisten zu dieser Zeit, wo Handel und Verkehr im Großen und im Kleinen stocken, und daher ihre Fabrikate höchst wenig und manche Artikel gar keinen Absatz finden, nothgedrungen sich der fleißigen, und wenn schon mehr mühsamen und weniger abwerfenden Bearbeitung und Nutzbarmachung ihres Bodens zu widmen, um sich zum Theil wenigst den nöthigen Unterhalt zu erleichtern und nothdürftig zu verschaffen. Man giebt sich Mühe, die sonst weniger beachtete und ergiebige Erde theils durch Dungen, theils durch fleißiges Umgraben zu verbessern, und man achtet keine Mühe, um der Natur karg und nur zum Theil das abzugewinnen, was sonst in günstigern Verhältnissen der blühende Handel nahe und ferne reichlich spendete. Man bauet verschiedene Gattungen

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von Getreide, als: Roggen, Gerste, Dinkel und Haber, jedoch nicht in zureichendem Bedarf der jährlichen Konsumtion; denn da der meiste Boden in der Stadtmarkung in Wieswachs besteht, indem der vielen Schafe wegen, die bey uns theils von den Bürgern, theils von Auswärtigen gehalten und überwintert werden, auch eine weit größere Quantität von Futter erforderlich ist, so ist der Ackerbau nicht so beträchtlich, als er seyn könnte, und es ist deswegen auch eine bedeutendere Getreid-Einfuhr Bedürfniß bey uns; ehedem mag derselbe nach den noch hie und da sichtbaren Furchen des Pflugs auf den Wiesen beträchtlicher gewesen seyn. Obst aller Art, rauhes und feines, Abrikosen, Pfirsiche, Reineclaude, Kirschen, Eier- und Bergamottebirn u. s. w. Reinette, Lederäpfel, Borstorfer- und die bekannten andere Aepfelarten; die verschiedene Arten von Gemüsen, auch die sogenannten feinen, als Spargel, Zuckererbsen, Spinat, Blumenkohl, mancherley Gattungen von Salat und Wurzelwerk werden in den vielen Baum- und Wurzgärten in und ausser der Stadt häufig gezogen. Auch der Weinbau soll ehedem, wohl schon vor mehr als hundert Jahren an der Südseite unsrer Berge im Großen getrieben worden seyn, mochte aber wohl nicht von gehoften Ertrag gewesen, und daher wieder eingegangen seyn; indessen werden noch häufig an vielen Orten Reben gezogen, die in guten Jahren auch viele und gute Trauben liefern. Der Flachs- und Hanfbau ist in der Stadtmarkung unbedeutend, desto häufiger und auch mit guten Ertrag wird derselbe auf dem Lande betrieben, und in manchen Gegenden, wie auf dem Albuch und dem Walde