Med. Topographie Gmuend:074
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[140] mag auch viel Ursache seyn, daß das Vorkommen der Brüche so häufig ist; mehr noch aber mag eine etwas weichlichere Lebensart und selbst das Klima beytragen; es leiden mehr Männer als Weiber daran, und meistens sind es Leistenbrüche, seltner Nabel- und Schenkelbrüche, die mehr Weibern und Kindern eigen sind, und man sieht auch daher rührende Kolicken, besonders häufig auf Verkältung und durch Einklemmung entstanden, als eine nicht seltne Krankheit hier zum Vorschein kommen. Die Lustseuche zeigt sich in neuern Zeiten häufiger, als vordem, zumal seitdem hier feile Dirnen scheu- und schamlos frecher und mehr als sonst ihr schändliches Gewerbe treiben, und dadurch diese Krankheit verbreiten, die bey manchen, welche nicht gleich Anfangs einen sachverständigen Arzt sich vertrauten, unheilbare Entstellungen ihres Körpers zurückläßt; so wie andern, wo das Gift einmal zu tiefe Wurzeln gefaßt, und bereits zu lange im Körper – umhergeschlichen ist, durch die zweckmäsigste Behandlungsart nicht mehr zu helfen ist. Immerhin ein wichtiger Gegenstand einer guten Polizey. Chronische Ausschläge, besonders die Krätze und Flechten, sind in der Stadt und auf dem Land, in einigen Dörfern mehr als in andern, zwar in jedem Alter, doch mehr unter den Kindern eine häufig vorkommende Krankheit; und besonders sieht man erstere nicht selten durch unzeitigen und zweckwidrigen Gebrauch, der mancherley Salben, zumal aus Bley, gefährliche Krankheiten, ja manchmal den Tod zu Folge haben. Auch Fußgeschwüre kommen, besonders [141] bey alten Leuten, meistens serophulöser, herpetischer Natur und durch Ablagerung andrer krankhafter Aeritäten aus veränderter Thätigkeit entstanden, sehr häufig vor; und gewöhnlich finde ich bey dergleichen Geschwüren, mit Berücksichtigung des allgemeinen und besondern Leidens, die Underwood’sche Behandlungsart am zuträglichsten, und bey den heftigen Schmerzen von entzündlicher Spannung diente als Linderungsmittel die Kalksalbe immer am besten. Sonst sieht man auch den Brust- und Lippenkrebs, Krebsgeschwüre am menbr. viril. und andere bösartige Auswüchse hie und da vorkommen, wobey ich nur das Messer immer am sichersten und geschwindesten zum Zwecke führen, und durch alle andere versuchte Kurmethoden das Uebel gewöhnlich verlängern und nicht selten verschlimmern sahe. So beobachtete ich dieses besonders bey einem schon über Jahr und Tag an einem Krebs des membr. viril. unter den größten Schmerzen leidenden Mann, an dem gar manches schon probirt wurde, und der innerhalb 6 Wochen ganz und ohne alle zurückgebliebende nachtheilige Folgen geheilt wurde, nachdem das ganze Glied duch einen einfachen Schnitt nahe am Leib, und ohne daß ein Kathader – nach der Regel in solchen Fällen – eingebracht wurde, indem das Einbringen desselben nicht bewerkstelliget werden konnte, weggenommen worden. Auch Balg- und Fleischgeschwülste sind nicht selten vorkommend. Evolutionskrankheiten zeigen sich hie und da bey Knaben und Mädchen, doch mehr bey letztern, unter mancherley Gestalten, und meistens sieht man dabey die Brust-Organe krankhaft ergrifen, schon |