Med. Topographie Gmuend:082

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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sein tiefster 27". 3"', 0. Die größte Kälte war am 17 und 18 mit –9°, am Morgen –15°, und die größte Wärme am 29 mit +11°. Der herrschende Wind war W. und N. O. Die im letzten Monat vorigen Jahrs herrschenden Krankheiten rheumatisch-katarrhalischen Charakters giengen in diesen über, und nur in den wenigsten Krankheiten zeigte sich etwas mehr rein Entzündliches. Die vorkommenden rheumatischen Fieber mit und ohne Lokaleffectionen, die Pleuresien, die mancherley vage und topische Schmerzen in den Gelenken, die hie und da erscheinende Katarrhe waren meistens leicht, und wichen bald gelind auflösenden und diaphoretischen Mitteln; in den topischen Schmerzen Blasenpflaster, öfter auch Einreibungen des linim. volat. camphorat. und nur einigemal war in mehr rein entzündlichen Peripneumonien anfänglich eine kleine Aderlaß indizirt. Von meinen 33 Kranken dieses Monats starb keiner.

Der Februar war größtentheils trübe, feucht und regnerisch; er hatte viele stürmische, wenig heitre und mit unter sehr kalte Tage und wenig Schnee. Der höchste Barometerstand war 28". 2"', 0, und der tiefste 27". 5"', 0. Der kälteste Tag war der 25 mit –2°, am Morgen –9°, und der wärmste am 12ten +11°. Der herrschende Wind war O. und N. O., der Krankheitscharakter wie im vorigen Monat rheumatisch-katarrhalisch, und neigte noch weniger zum Entzündlichen. Die am meisten vorkommenden Krankheitsformen waren leicht rheumatische Affectionen, Pleuresien, Katarrfieber, Husten und schleimichtes Asthma, die warmes Verhalten und

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gewöhnlich gelinde Diaphoretica und resolvirende Brustmittel erheischten; nur bey einigen mit dem Katarrhfieber befallenen Individuen waren anfänglich gastrischer Unreinigkeiten wegen leichte Brechmittel nothwendig. Schwangere bekamen gerne mehrere Wochen und Monate vor ihrer bestimmten Niederkunft stärkere oder schwächere Mutterblutflüsse, die bey einigen eine vorzeitige künstliche Entbindung nothwendig machten. Unter den vorkommenden chronischen Krankheiten war folgende mit einem muthmaßlichen schwachen Extravasat komplizirte Gehirnerschütterung ihrer ungewöhnlichen symptomatischen Wirkungen wegen merkwürdig. Ein Mädchen, von 20 Jahren, sonst gesunder und starker Leibesconstitution und blühenden Aussehens, wurde den 27 vorigen Monats mit einem gewöhnlich großen tannenen Holzscheit von einer Höhe zweyer Stockwerke herab auf den Scheitel geworfen, worauf sie betäubt plötzlich rücklings niederfiel; bald darnach aber wieder selbst aufstund, und ohne bedeutende Schmerzen zu fühlen erst in ein nahes Haus von da aus dann heim gieng, wo sie kurz hernach Hitze im Kopf mit einiger Eingenommenheit zu empfinden und zu klagen anfieng, weswegen ein herbey gerufener Chirurg ihr zur Ader ließ. An der beleidigten Stelle des Kopfes, so wie auch an jener, wo sie im Niederfallen aufstieß, hatten sich leichte Hautgeschwülste aufgeworfen, die aber bald wieder durch die geigneten Mittel zertheilt wurden. Drey Tage befand sie sich vom Falle an ziemlich wohl; nach diesen aber fieng sie an leichte krampfhafte Beschwernisse im Hals zu empfinden, und kurz darauf zeigten sich oft kehrende, bald länger andauernde unwillkührliche