Med. Topographie Gmuend:086
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[164] gelegt, worauf die Gestikulationen und Kopfschmerzen allmählig wieder nachließen, und die Patientin sich bis den 1. Jan. 1810 außer einer Blödigkeit und Schwäche des Kopfes wohl befand, und keine Arzney mehr nehmen wollte. Aber nicht lange darnach bekam sie wieder öfter leichte Anfälle von ihrem gewöhnlichen Kopfschütteln, einen mehr krampfhaften Husten mit häufigen oft anhaltenden Gähnen, eine Strangurie, die aber von dem starken Gebrauch der Cantharidenpflaster herzurühren schien, und den geeigneten Mitteln auch bald wider wich. Sie trank jetzt täglich mehrere Tassen eines starken Aufgusses der Arnikablumen, und das Kopfschütteln, der krampfige Husten und derley Spannungen und Zuckungen in den Gliedern dauerten abwechselnd bald gelinder, bald stärker bis den 3. Febr. an, von welcher Zeit besagte Zufälle größtentheils ganz nachließen; nur konnte Patientin die gewürzten Speisen und obenbemeldten Getränke noch nicht ertragen. Uebrigens befand sie sich, die öfter kehrenden und meistens heftigen Kopfschmerzen abgerechnet, von da an bis zu Ende des May leidentlich wohl, und auch diese verlohren sich endlich ganz, als sie einsmal der Schmerzen ungeachtet in eine nicht fern außer der Stadt gelegene Kapelle, um zum Theil auch die frische Frühlingsluft im Freyen zu genießen, spatzieren gieng, wo sie ihrer Aussage nach beym Dahinwandeln und Eintritt in dieselbe große Linderung ihrer Schmerzen fühlte, und welche sich auch noch während ihrem dasigen längern Aufenthalt, da sie sonst nichts weniger als lange in einer Kirche bleiben konnte, gänzlich verlohren, nachdem ihr inzwischen und auch nachher mehrere [165] Blutstropfen aus der Nase geflossen waren. Sie gieng darauf nun ganz allein, und ohne ihren bisher nöthigen warmen Kopfverband, den sie daselbst ablegte, nach Haus; fühlte auch nachher außer einer noch einige Zeit andauernden Blödigkeit, und eines besondern Nervenzucken im Kopfe, wie sie sich ausdrückte, nichts weiter; konnte die Speisen und Getränke, welche sie vor dem nicht genießen durfte, ohne alle die bemeldten krankhaften Erscheinungen mehr oder weniger dadurch aufzuregen, jetzt ohne alle nachtheilige Folgen wieder ertragen, und bekam auch der Zeit (jetzt 5. Merz 1813) keinen Rückfall mehr; sie ist nun ganz wohl und gesund, bereits über ein Jahr verheurathet und Mutter eines gesunden Kindes. Die Erklärung des Zusammenhangs und die Weise der Entstehung dieser auf eine solche gesetzte Veranlassung gewiß seltene Erscheinungen will ich zur Zeit dahin gestellt seyn lassen, und nach weniger will ich bestimmen, wie solch ein krankhaftes Affizirtseyn der Nerven und willkührlichen Muskelthätigkeit, das unter günstigern Verhältnissen ein Gegenstand zu interessanten Versuchen mit dem thierischen Magnetismint hätte seyn mögen, als eine begleitende oder symtomatische Wirkung einer mit in diesem Fall wahrscheinlich sehr schwachen Extravasat komplizirten Gehirnerschütterung gesetzt seyn mochte. Von 36 Kranken d. M. starb mir ein 72jähriges Weib an der allgemeinen Wassersucht. Der Merz hatte zwar viele heitre und kalte, auch mitunter angenehme, doch aber mehr trübe und regnerische, oft noch mit Schnee vermengte Tage. Der herrschende Wind war N. O. seltener W. Der |