Med. Topographie Gmuend:099

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Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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weniger mit Supprimirung des Flusses, als zu starken Abgang desselben, und entweder ursprünglich eigne Krankheitsformen darstellend, oder als Folge und in Begleitung anderer kränklicher Zufälle. Gegen Ende des Monats kamen die natürlichen Blattern zum Vorschein, jedoch von gutartigen Charakter. Von 53 Kranken dieses Monats starb ein 62jähriger Mann am Katarrfieber und ein Lungensüchtiger.

Der Februar hatte in der ersten Hälfte abwechselnd regnerische und trübe mit Schnee vermischte, heitre und kalte, oft auch ziemlich angenehme Tage; erst den 18ten trat anhaltend strenge Kälte mit heitren Tagen und schneidenden Nordwind ein, die aber den 22ten schon wieder gelinde und am Ende regnerische Witterung unterbrochen wurde. Der herrschende Wind war W. und N. O., der höchste Barometerstand 28″. 1‴, 0, und der niedrigste 26″. 12‴, 0. Am kältesten war es den 19ten –2°, des Morgens –6°, und am wärmsten den 11ten +10°. Die Kindsblattern kamen zwar jetzt etwas häufiger, jedoch immer noch von gutartigen Charakter vor. Sonst herrschten vorzüglich rheumatisch-katarrhalische Fieber mit und ohne Lokalentzündungen; Seitenstiche, Hals- und Augenentzündungen, die des vorwaltenden Entzündlichen wegen öfter kleine Aderlässe, und gewöhnlich dann leicht auslößende und zuletzt Schweiß befördernde Mittel erforderten; so wie auch die häufig vorkommenden Hüft- und Gelenkschmerzen, die erysipelatöse Entzündungen einer gleichen Heilmethode bey zweckmäßiger Lokalbehandlung wichen. Die nicht seltnen entzündlichen Drüsengeschwülste waren äußerst

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hartnäckig und schwer zum Vertheilen, und giengen gerne in Eiterung über. Schlagflüsse waren diesen Monat öfter vorkommend, mehr bey jungen als alten Leuten, und gewöhnlich gleich tödlich. Gestorben sind von 52 Kranken dieses Monats vier: nämlich zwey Männer mittlern Alters am Schlagfluß; ein anderer an einer Leberverhärtung, und eine lungensüchtige ledige Weibsperson.

Der Merz war anfangs trübe, windig und regnerisch; vom 8ten an wurden die Tage heiter, und angenehm die Nachmittage, nur war es mitunter oft noch recht kalt und frostig mit scharfen Nordwinden; erst gegen Ende des Monats wurde die Witterung gelind und anhaltend heiter. Der Wind kam meistens von N. O.; der Barometerstand war mehr hoch als tief, der höchste war 28″. 3‴, 0, und der niedrigste 27″. 5‴, 0. Die größte Kälte war am 15ten +5°, des Morgens –2°, und die größte Wärme den 19ten +13°. Die bisher herrschenden Kindsblattern waren wieder im Abnehmen, und nur einige wenige sahe man noch mit denselben vorkommen. Unsre Witterungskrankheiten waren vorzüglich rheumatische Seitenstiche, böse Hälse, Hüftschmerzen und hartnäckige, gerne lang dauernde katarrhalische Beschwerden, besonders Husten, Schnuppen und mancherley Flüsse; auch sahe man die vage Gicht jetzt häufiger vorkommen als sonst, und war äußerst hartnäckig in der Heilung. In den meisten Krankheiten waren des vorherrschenden rheumatisch-katarrhalischen Charakters wegen etwas stärkere resolvierende, und die Ausdünstung befördernde Mittel dienlich, und nur selten noch war in heftigern Brüstenentzündungen von mehr rein


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