Med. Topographie Gmuend:116
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[224] auch eben so arm an unterirdischen Schätzen zu seyn: Der ganze Thalgrund mit seinen Umgebungen gehört zum aufgeschwemmten Lande, das sich durch größere oder kleinere weit verbreitete Lagen von lockern Sand, Lehm, Kalkschichten, Mergeltuf etc. welche letztere häufig calcinirte, theils noch sehr gut erhaltene Reste von Seeconchylien und an manchen Orten in großer Menge enthalten, auszeichnet, und die uns auf uranfängliches allgemein über die ganze Gegend verbreitetes Gewässer – das schwäbische Meer – mit vieler Wahrscheinlichkeit schließen läßt, welches, nachdem es sich allmählig gesenkt, und in größere oder kleinere Seen und Flüsse zurück getreten, diese Geschöpfe als Residuen und Denkzeichen seines frühern Daseyns zurück gelassen hat. Unsre süd-östlich angrenzende hohen Berge, welche sich an die ersten Glieder der schwäbischen Alpkette, des Jura der Römer, anschließen, und sich in selben verlieren, enthalten eine Menge, oft in ganze Steinlagen übereinander gehäufte Petrefakten, und scheinen gleich den jüngsten Kalkgebirgen fast nur ein Conclomerat von versteinerten Seethieren zu seyn. Häufig sind die Kalksteinbrüche in unsrer Gegend, aber noch unbekannt die unter diesem aufgeschwemmten Boden befindlichen Flötzschichten, und am allerwenigsten kennen wir die Beschaffenheit der noch tiefern Urgebirge. So wenig nun dem Mineralogen die Gegend um Gmünd Neues und Merkwürdiges darbietet, so dürften doch die verschieden vorkommenden Stein- und Erdlagen nicht ganz übergangen werden, so wie die häufig sich vorfindlichen Petrefakten wenigst einer Andeutung [225] und Bemerkung im Allgemeinen nicht ganz unwerth seyn mögen. Ob übrigens diese so häufig vorkommenden sogenannten Petrefakten wirkliche Versteinerungen ehemaliger lebender Thiere sind, oder ob nicht vielmehr solche mehr oder weniger in ihren äußern Umrissen Thierkörpern oder Thiergehäusen ähnelde Produkte nur als die ersten Versuche der Natur Thiergebilde hervorzubringen, und als Momente, womit die Natur allmählich ins inviduelle Leben übergeht, ohne sich doch vorerst vom Stein loßreißen zu können, zu betrachten seyen, wie aus Steffens Ansicht der Erdbildung hervorzugehen scheint, will ich dahin gestellt seyn lassen, obwohl erstere Meinung, aus den bisher bekannten Erfahrungen und Vergleichungen mit frühern allgemeinen und topischen Naturveränderungen zu schließen, immer mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat, und bemerke bloß die mehrley Gattungen derselben in ihrem Vorkommen. __________________________________________
I.
Das Thierreich.
Classis I.
Mammalia.
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