Mein schinste Gruß d'r Wearreraa!

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Textdaten
Autor: Peter Geibel
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Titel: Mein schinste Gruß d'r Wearreraa!
Untertitel:
aus: Mein schinste Gruß d'r Wearreraa! Neue Gedichte. S. 3-4
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: C. Scriba
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Erscheinungsort: Friedberg
Übersetzer: Michael Zapf
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Universitätsbibliothek Gießen und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Lizenzbestimmung für die Übersetzung
ins Hochdeutsche:
gemeinfrei Dieser Text ist gemeinfrei.
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[3]
Mein schinste Gruß dr Wearreraa!


Di Wearreraa, su schih gelähje,
Meat Wiß ean Wahld, meat Doahl ean Hih,
Die Wearreraa meat all ihrm Sähje,
Meat Frücht ean Obst, meat Mensch ean Vieh -

5
Däi läiw ich üwer alle Moaße

Meat ihrer Luoft ean meat ihrm Wih;
Si eaß m’r suh ohs Herz gewoase
Wäi uf d’r ganze Welt nix mih.

Kah Land der Welt eaß se vergleiche

10
Aach meat der goldne Wearreraa.

Ds Haamwih douth ahm oft beschleiche,
Ean brecht ahm just d’s Herz ezwaa,
Di Welt eaß drauße nix degähe;
Di Frimd si eaß su kahlt ean huol.

15
Di Wearreraa meat all ihrm Sähje,

Däi grüß ich drim vill dausig muol.

De Bauerschleut als wäi de Städter,
D’m Löpps, d’m Hannes, wäi d’m Schorsch,
D’r Wääs, d’m Verrer, wäi d’m Pätter,

20
De Maricher meat samt de Borsch,

D’r Anliesbeth eam Biwer-Motze,
D’m Julche ean seim Fearrer-Hout,
De Dicke, Lange, wäi de Korze -
Aich seih ’n allmenanner gout.

25
[4]
’S seih mer alles läiwe Mensche:

Hot ahner wink, hot ahner vill;
D’r Städter meat de Glasse-Händsche,
D’r Bauerschmann eam blohe Kill.
Di virnehm Dam meat Perle-Dasche,

30
Di Keche-Bärwil stramm ohm Heerd,

D’r Just meat Belzkapp ean Kamasche -
Si all, si seih mer läib ean wert.

Gesondhaat, Frirre, Wuhlstands-Zeire
Ean Gleck ean Sähje jeder Schwell -

35
Do seid ’r noochet se beneire:

Su Handwerksmahster wäi Gesell,
Su Bauerschmann wäi Doahelihner,
Su Keand ean Kehl, su Mann wäi Fraa;
’S gebt dann nooch kah Gähjend schiner,

40
Als wäi di goldig Wearreraa.


Aich will mein läibste Gruß auch schecke
D’r Wearreraa meat Leut ean Land.
D’r Himmil mog se reich beglecke,
Ihrn Bürjer- ean ihrn Bauernstand.

45
Di junge Leut meat samt de Ahle

Ean aach de Säugling uf’m Schuuß -
Däi soll menanner Goatt erhahle,
Däi grüß ich meat meim schinste Gruß!

Mein schönster Gruß der Wetterau

Die Wetterau, so schön gelegen,
Mit Wies' und Wald, mit Tal und Höh',
Die Wetterau mit all ihr'm Segen,
Mit Frücht' und Obst, mit Mensch und Vieh -
Die lieb' ich über alle Maßen
Mit ihrer Luft und mit ihr'm Wind;
Sie ist mir so ans Herz gewachsen,
Wie auf der ganzen Welt nichts mehr.

Kein Land der Welt ist zu vergleichen
auch mit der gold'nen Wetterau.
Das Heimweh tut einen oft beschleichen,
Und bricht einem just das Herz entzwei,
Die Welt ist draußen nichts dagegen;
Die Fremd', sie ist so kalt und hohl.
Die Wetterau mit all ihr'm Segen,
Die grüß' ich drum viel tausendmal!

Die Bauersleute als wie die Städter,
Dem Löpps, dem Hans, wie dem Georg,
Der Base, dem Vetter, wie dem Paten,
Den Mädchen mitsamt den Burschen,
Der Annliesbeth im Biber-Mantel,
Dem Julchen in seinem Federhut,
Den Dicken, Langen, wie den Kurzen -
Ich bin (zu) ihnen allen miteinander gut.

Es sind für mich alles liebe Menschen:
Halt einer wenig, halt einer viel;
Der Städter mit den Glacé-Handschuhen,
Der Bauersmann im blauen Kittel.
Die vornehme Dame mit Perlentasche,
Die Küchen-Bärbel stramm am Herd,
Der Just mit Pelzkapp' und Gamaschen -
Sie all', sie sind mir lieb und wert.

Gesundheit, Frieden, Wohlstandszeiten
Und Glück und Segen jeder Schwelle -
Da seid ihr noch zu beneiden:
So Handwerksmeister wie Gesell',
So Bauersmann wie Tagelöhner,
So Kind und Kegel, so Mann wie Frau;
es gibt dann noch keine Gegend schöner,
Als wie die goldig' Wetterau.

Ich will meinen liebsten Gruß auch schicken
Der Wetterau mit Leut' und Land!
Der Himmel mag sie reich beglücken,
Ihren Bürger- und ihren Bauernstand.
Die jungen Leut' mitsamt den Alten
Und auch der Säugling auf dem Schoß -
Die soll miteinander Gott erhalten,
Die grüß' ich mit meinem schönsten Gruß!