Mit Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen

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Titel: Mit Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 4–5, 34
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[4–5]

Photographie im Verlag der Photographischen Union in München.
Mit Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen.
Nach dem Gemälde von Arthur Kampf

[34] Mit Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr geschlagen. (Zu dem Bilde S. 4 und 5.) Das Jahr 1812 wird stets eins der denkwürdigsten in der Kriegs- und Weltgeschichte bleiben; niemals hat der Massenmord, der sich an die Fersen der Welteroberer heftet, ein so schreckhaftes Antlitz gezeigt. Freilich, mörderischer als die Kugeln der Feinde waren in Rußland die Elemente; aber es war doch der unersättliche Ehrgeiz eines Einzigen, der sie in die Schranken gerufen und ihnen eine halbe Million von Menschenleben geopfert hatte – ja, so groß war die Zahl der Toten, die auf den Eis- und Schneefeldern des mächtigen Reiches geblieben waren, als der Imperator auf eiligem Schlitten vom Schauplatze seiner Niederlage hinwegfloh! Als die Nachricht von dem furchtbaren Schicksal der „großen Armee“ im Dezember 1812 nach Berlin kam, wurde sie auch vom Turnvater Jahn sofort in ihrer Bedeutung für die patriotischen Hoffnungen der Deutschen gewürdigt. Auf seine Anregung dichtete der damalige Primaner Ferdinand August das bald danach vielgesungene Lied, welches mit der Strophe beginnt:

„Es irrt durch Schnee und Wald umher
Das große, mächt’ge Franzenheer.
Der Kaiser auf der Flucht,
Soldaten ohne Zucht.
Mit Mann und Roß und Wagen
Hat sie der Herr geschlagen.“

Das ausdrucksvolle Bild von Arthur Kampf zeigt uns, wie auf dem Rückzuge aus Rußland begriffene Franzosen durch ein deutsches Städtchen ziehen; elend, zerschunden, in Lumpen gehüllt, von allen möglichen Krankheiten geplagt, wanken sie zum Thore herein – vor Monaten waren sie vielleicht durch dasselbe Thor stolz und glänzend in den Krieg gezogen. Jetzt schreiten sie stumpf und empfindungslos weiter, unbekümmert um den Eindruck, den sie auf die zusammenlaufenden Bürger des Städtchens machen, die teils mit Mitleid, teils mit verhaltenem Grimme diese Reste der „großen Armee“ vorüberziehen sehen. Alles Soldatische ist aus der Haltung dieser Unglücklichen geschwunden. Nur hier und dort zeigt sich noch ein Rest militärischen Ehrgefühls, wie bei dem Grenadier der ersten Reihe, der sich krampfhaft zusammennimmt, um noch den Schein eines kriegerischen Auftretens zu bewahren. Beim Anblick dieses Bildes muß man des Schillerschen Ausspruches gedenken: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.“