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Nach der Kirchweih

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: H.
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Titel: Nach der Kirchweih
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 600–601, 611
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[600–601]

Photographie im Verlage der Photographischen Union in München.
Nach der Kirchweih.
Gemälde von Th. v. d. Beek.

[611] Nach der Kirchweih. (Zu dem Bilde S. 600 und 601.) Beim Schloßwirth in Oberhausen ist gestern gerauft worden. Tüchtig gerauft; denn die Oberhausener und die Bensberger waren hintereinander: da konnt’ es unmöglich gut ausgehen, am wenigsten beim Kirchweihfeste. Seit Menschengedenken ist es hergebracht, daß die Oberhausener und die Bensberger am Kirchweihsonntag miteinander ins Gefecht kommen. Es sind zwei blühende Ortschaften, dies Oberhausen und dies Bensberg, in einem sonnigen, gesegneten Landstriche Westdeutschlands gelegen, am Fuße eines langgestreckten waldigen Höhenzugs. Sie könnten sich recht gut vertragen, die Bensberger und die Oberhausener: aber es liegt nicht in ihrem Temperament, sich zu vertragen. Abseits jener beiden Dörfer liegt noch ein drittes, Ickstätten genannt, welches in den Kämpfen zwischen Oberhausen und Bensberg meistens eine neutrale Stellung einnimmt, weil es zu klein ist, um eine genügende Anzahl streitbarer Jugend zu stellen. Dafür stellt das kleine Ickstätten in der Tochter seines Wirthes, der blonden Rosel, das schönste Mädchen im Umkreis von mindestens zehn Gemeinden. Auf diesen neutralen Boden haben sich heute die verwundeten Oberhausener Helden begeben. Dem einen ist gestern unversehens ein schwerer Steinkrug ans rechte Auge geflogen; dem andern wurde durch einen Hieb mit einem Zaunpfahl die linke Hand übel zugerichtet. Und nun sitzen sie da, der Georg und der Michel, bei der blonden Rosel und erzählen ihr, wie sie die Bensberger hinausgeprügelt haben aus dem Wirthshaus und aus dem Dorfe bis an die Brücke, die über den Bach führt, welcher die Oberhausener und die Bensberger Gemeindeflur scheidet. Die Rosel aber und das schwarzäugige Schenkmädchen, das hinter ihr steht, die horchen beide mit solcher Aufmerksamkeit, daß man wenig Vertrauen in ihre Neutralität setzt. In dem Augenblicke wenigstens nehmen beide entschieden Partei für die Helden von Oberhausen, was man ihnen auch nicht verargen kann. Denn bildhübsche Bursche sind sie, die beiden Verwundeten, und wen die blonde Rosel einen von ihnen zum Manne nimmt, hat sie gewiß nicht unrecht. Der andere aber, der sie nicht bekommt, wird ohne Zweifel seinen Groll darüber nicht an seinem Freunde und Kriegskameraden auslassen, sondern – bei nächster Gelegenheit wieder an den Köpfen der Bensberger! H.