Neue Recept-Sammlung zu schwarzen, rothen, grünen und andern Tinten
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Die schwarze Tinte ist in unsern Zeiten, Cultur-Zustande und Lebens-Verhältnissen neben der Buchdruckerei, nicht nur ein sehr nothwendiges, sondern vorzüglich wegen Fortdauer der Schriften ein sehr wichtiges und wohl zu beobachtendes Hülfsmittel, um die Erscheinungen und Aeußerungen der geistigen wie der Körperwelt für die Gegenwart und Zukunft genau festhalten und mittheilen zu können; und sie verdient daher dieser ihrer wichtigen Zwecke wegen, wirklich mehr Sorgfalt und Beachtung, als ihr gewöhnlich und im Allgemeinen gewidmet wird.
Sehr viele unangenehme Erfahrungen und Hindernisse für den Diplomatiker und Alterthumsforscher, wenn die Urkunden und Schriften verbleicht und daher unerkennbar geworden sind; für den Schönschreiber, wenn die Tinte nicht gleichförmig und leicht aus der Feder fließt; für blöde Augen, oder auch, was nicht jedes Mahl zu vermeiden ist, bei nicht genugsam beleuchteten Schreibeplätzen, wenn sie da nicht auch schon sogleich bei und während dem Schreiben gehörig schwarz erscheint, sondern wie es oft der Fall ist, erst in einiger Zeit nachschwärzt, oder auf einem dunkeln oder farbigen Grunde geschrieben werden muß; wie auch die Unwirthlichkeit mit der Tinte, wenn sie leicht schimmelt oder gar verdirbt, und man so oft und vielen Bodensatz aus den Tintenfässern ganz ohne einen weitern Nutzen wegschütten muß: alles sind Beweggründe genug, um darüber nachzudenken [4] und zu erforschen, wie diesen mit mehrfachen Einflüssen verbundenen Uebelständen sicher abzuhelfen und bestimmt vorzukehren sey; auch mit Benutzung der frühern Vorschriften und Erfahrungen darüber prüfende Versuche anzustellen, um den obigen Forderungen und Bemerkungen nach, ganz zweckerfüllende Vorschriften mit leicht anwendbarer Behandlung auszumitteln. Dieses dürfte nun durch die gegenwärtige Rezept-Sammlung zur Verfertigung vorzüglich guter und vollkommen schwarzer und anderer Tinten der Fall seyn, welche sich dem Schreibmeister, Geschäfts- und Kaufmann, so wie dem Schreiber überhaupt in mancher Hinsicht sehr empfehlen werden.
Zur Erlangung guter, schwarzer Tinten ist indeß vor, bei und nach der Bereitung derselben überhaupt zu bemerken, daß je mehr man den Galläpfeln Vitriol zusetzt, die Tinte zwar anfänglich um so viel schwärzer erscheint, aber auch dadurch nur gelber wird und das Papier durchfrißt; da im Gegentheil die Tinte in dem Verhältnisse, wie man weniger Vitriol dazu nimmt, desto mehr Dauer und Schwärze erhält, ob sie sich gleich anfangs ein wenig blaß zeigt. Nimmt man ferner zu viel Gummi, so fließt sie nicht leicht aus der Feder, und werden endlich zu viel Galläpfel genommen, so wird die Tinte nicht hinlänglich schwarz. Hieraus ergiebt sich denn von selbst, daß bei der Bereitung einer Tinte das richtigste Mengen-Verhältniß der dazu erforderlichen Ingredienzien ein Haupterforderniß sey. Da aber auch auf der andern Seite wieder ausgemacht ist, daß eine Tinte bei dem richtigsten Verhältniß der Bestandtheile, und der besten Vorsicht bei ihrer Zubereitung, dennoch nicht brauchbar werden kann, wenn die Species nicht von bester Güte und Auswahl sind; so gehöret eine genaue Kenntniß von den guten Eigenschaften derselben beim Einkauf dazu, wenn man nicht, wie die Erfahrung gelehrt hat, durch Schaden klug werden soll.
[5] Die erforderlichen guten Eigenschaften der Ingredienzien zu schwarzen Tinten sind nun:
1) Reiner, in der Apotheke bereiteter Eisen-Vitriol. Dieser muß eine bouteillengrüne Farbe haben, fest und trocken seyn. *)[1] Man muß ihn zerstoßen und flach ausgebreitet in mäßiger Wärme zerfallen lassen. Es ist auch Kupfer-Vitriol, welcher hellgrün aussieht, zu haben, dieser ist aber der Tinte mehr schädlich als nützlich, indem dadurch die Schrift statt schwarz, gelb wird.
2) Beste aleppische Galläpfel. Aus diesen muß man nur die äußerlich schwarzblauen oder schwärzlich grauen, stachelichten, undurchlöcherten von mittler Größe, und die schwersten, welche inwendig gelb sind, auswählen. Diese verursachen eigentlich die Schwärze, indem das zusammenziehende Salz derselben sich mit dem Eisen-Vitriol verbindet; die Vitriol-Säure muß die Galläpfel so durchdringen, daß sie damit gesättigt werden.
3) Bieressig. Der echte Bieressig muß mehr weiß und hell, als braun, und darf nicht kahmig seyn.
4) Reines arabisches Gummi. Hievon muß man die weißgelben, hellen, durchsichtigen und größern Stücke auswählen, vorzüglich die, welche leicht brechen, blank im Bruche sind und weder Geschmack noch Geruch haben. Das reine arabische Gummi, welches oft mit Pflaum-, Mandel- und Kirschbaumharz vermischt, verkauft wird, muß sich im Wasser völlig auflösen, und die Auflösung hell und klar seyn. Durch dieses Gummi wird nun die Schwärze der Tinte sehr erhöhet, und giebt derselben Glanz und Festigkeit. Dasjenige aber, welches die Größe etwa der [6] Haselnüsse hat, ganz roth und glatt ist, ist das schlechteste, weil es sich nicht auflöset, in der Tinte wie eine Gallerte bleibt, und wie Leim klebt.
5) Alaun erhält die Tinte klar und rein, daß sie keinen Bodensatz bekömmt.
Anmerk. Vorstehende Species müssen immer zerstoßen seyn, wenn es auch bei den Recepten nicht bemerkt seyn sollte.
6) Blauholz. Dieses Holz muß unter der Rinde weiß, der Kern aber dunkelroth seyn. Je größer die Späne sind, desto besser ist solches.
7) Salz verhütet, daß die Tinte nicht zu dick wird; hilft auch wider den Schimmel.
8) Von Wasser, welches verhütet, daß der Essig nicht durchbeißt, ist Regen- und Schneewasser am besten, oder es muß Flußwasser seyn.
Unglasurte Gefäße sind besser als glasurte, weil die Glasur leicht die Tinte verdirbt.
Die Tinten müssen in sehr reinen irdenen Bouteillen, wohl verkorkt, an einem mehr warmen als kühlen Orte aufbewahrt werden, und zu Tintenfässern muß man sich solcher von Glas oder Porzellan bedienen.
Auch ist es gut, vor dem jedesmahligen Schreiben den im Tintefaß befindlichen feinen Bodensatz durch Umrühren mit einem dicken Eisendrath oder eisernen Nagel gleichförmig zu vermischen. [7]
Schwarze Dresdener Tinte. Man nehme 2 Pfund aleppische Galläpfel, ½ Pfund Eisen-Vitriol, 12 Loth arabisches Gummi, 4 Loth Grünspan und 4 Loth Alaun. Diese Species, wenn man sie zu Pulver zerstoßen und eine kleine Hand voll gewöhnliches Küchensalz darunter gemengt hat, werden untereinander gemischt. Alsdann thut man dieses in einen unglasurten Topf und schüttet 2 Maaß Bieressig darauf. Wenn dieses nun zwei Tage gestanden, so gießt man 2 Maaß Regenwasser dazu, rühret diese Masse täglich mehrmals um, und nach Verlauf von 8 Tagen gießt man die flüssige Materie ab.
Den zurückgebliebenen Satz kann man mehrmals gebrauchen, wenn man 8 Loth gestoßene Galläpfel, 1 Maaß Essig und 1 Maaß Wasser darauf giebt, und nachdem es einige Tage gestanden hat und öfters umgerührt ist, kann es zu der andern Tinte gegeben werden.
Man koche 3 Loth Blauholz und 8 Loth Eisen-Vitriol mit 2 Pfund Bieressig und 2 Pfund reinen Fluß- Regen- oder Schneewasser so lange, bis sich der Vitriol aufgelöset hat. Hierauf nimmt man den dazu gebrauchten neuen irdenen Topf vom Feuer und rührt 16 Loth gröblich zerstoßene Galläpfel unter die Flüssigkeit. Nun läßt man alles 12 Stunden lang stehen, und seihet nachher die Brühe durch ein Stück groben Flanell, worauf man derselben 2 Loth klein zerstoßenen, im Wasser aufgelöseten und ebenfalls durchgeseiheten Gummi zusetzt; so ist die Tinte nach einigen Tagen vollkommen schwarz und völlig brauchbar.
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Man nehme 1½ Maaß Essig, ½ Maaß Regenwasser, ½ Maaß Urin, ½ Pfund Galläpfel, 6 Loth Eisen-Vitriol, 5 Loth Gummi-Arabicum, 2 Loth Alaun und eine halbe Hand voll Salz. Stoße dieses und mische alles untereinander, und gieb es in einen unglasurten Topf. Den Essig, das Wasser und den Urin mache warm, dann schütte es über die andern Species, setze es auf Kohlfeuer und rühre es ¼ Stunde lang bei mäßiger Hitze um. Darnach nimmt man den Topf vom Kohlfeuer ab, läßt ihn ungefähr 12 Tage so stehen, doch rühre die Masse täglich mehrmals um. Darauf gebe man es durch Leinwand in eine Bouteille, thue einige zerstoßene Galläpfel hinein, rühre es wieder einige Mahle um und setze dann die Bouteille zur Aufbewahrung in den Keller.
Man nimmt 1 Maaß Regenwasser, giebt solches in einen neuen Topf, und setzt es dann auf Kohlenfeuer, daß es heiß werde, aber nicht koche; dann thue man 4 Loth Galläpfel, 2 Loth Eisen-Vitriol und 2½ Loth Arabischen Gummi, das alles zerstoßen seyn muß, dazu, rühre diese Masse untereinander und gieb sie dann durch Leinwand in eine Bouteille.
Man nehme 1 Maaß Bieressig und thue 2 Loth zerstoßene Galläpfel hinein, dieses lasse man auf einem Feuer so lange kochen, bis es etwas röthlich geworden ist; nun giebt man 3 Quentchen Eisen-Vitriol dazu und läßt es damit aufwallen, dann nehme man es vom Feuer und gebe gleich 1 Loth arabischen Gummi und 1½ Quentchen Alaun, beides klein gestoßen, dazu, rühre es darnach durcheinander, bis es erkaltet ist, und gieße das Klare in eine Bouteille, aber das Zurückgebliebene schütte weg. [9]
Man nehme 8 Loth Galläpfel, 4 Loth Eisen-Vitriol, 1½ Loth arab. Gummi, 1 Maaß Wein und ½ Maaß Wasser. Dieses alles thut man in einen neuen Topf, stellet ihn einige Zeit in die Wärme und rühret es täglich mehrmals um. Darnach läßt man es auf einem gelinden Feuer etwas aufwallen, aber ja nicht kochen. Wenn es nun abgenommen und erkaltet ist, so giebt man die Masse durch Leinwand in eine Bouteille, und thut noch ein wenig Eisen-Vitriol, etwas arabisches Gummi und rectificirten Spiritum Vini dazu.
Man nehme 8 Loth Galläpfel, stoße diese gröblich, thue sie dann in einen neuen Topf und gieße ½ Maaß Bieressig dazu; nun thue 4 Loth Eisen-Vitriol in einen andern Topf und gieße gleichfalls ½ Maaß Bieressig dazu; dann nehme man einen kleinen Topf und thue 3 Loth arabisches Gummi und 1/8 Maaß Bieressig dazu. Lasse diese 3 Töpfe einige Tage verdeckt stehen, darnach setze den Topf mit den Galläpfeln auf das Feuer, und wenn es aufwallet, oder anfangen will zu kochen, so setze den Topf behutsam ab und gieße diese Masse, wie die aus den beiden andern Töpfen, durch ein leinenes Tuch in eine Bouteille.
Nimm 8 Loth Galläpfel, 4 Loth Eisen-Vitriol und 2 Loth arab. Gummi, gieße ½ Maaß Essig und ½ Maaß Regenwasser dazu, lasse es dann mehrere Tage in der Wärme stehen und rühre es oft um. Darnach gießt man das Klare in eine Bouteille, das Dicke schüttet man aber weg.
Nimm 6 Loth Galläpfel, 3 Loth Eisen-Vitriol, 4 Loth Ellernknospen, (von denen, die die Hutmacher gebrauchen,) und 1 Quentchen Alaun. [10] Nachdem alles zerstoßen, thue es in einen neuen Topf, gieße 1½ Maaß Bier und ½ Maaß Essig darüber, setze es dann an einen warmen Ort und rühre es einige Tage mehrmals stark um. Darnach gieb es durch ein wollenes Tuch in eine Bouteille.
Nimm 5 Loth Galläpfel, 3 Loth Eisen-Vitriol, 1 Loth arabisches Gummi und 1 Quentchen Salz; alles dieses giebt man in einen neuen Topf, gießt 1 Maaß heiß gemachten Wein darauf, und deckt den Topf so zu, daß er gar keine Oeffnung hat. Dann stellt man denselben auf einen warmen Ofen und rührt die Masse täglich mehrmals um. Nach einigen Tagen kann man die Tinte probiren und wenn sie schwarz genug ist, vom Ofen abnehmen.
Man nimmt 10 Loth Galläpfel, 6 Loth Eisen-Vitriol, 1½ Loth arab. Gummi, 1 Loth Alaun, eine kleine Hand voll Salz, 1/8 Wein, eben so viel Bieressig und 1 Maaß Regenwasser. Dieses thut man zusammen in einen neuen Topf, läßt es einige Tage zum Auflösen stehen, und setzet es dann ungefähr eine halbe Stunde auf gelindes Kohlfeuer; darnach gießt man das Klare ab und die Tinte ist fertig. Die zurückgebliebene Masse läßt man verdeckt stehen, bis man wieder Tinte anrichten will. Hierzu giebt man dann etwas Essig, 2 Loth Galläpfel und ½ Maaß Wasser, setzt es ein wenig auf Kohlenfeuer, darnach giebt man das Klare durch ein Tuch in eine Bouteille und den Satz schüttet man weg.
Man nehme 1½ Maaß Regenwasser, thue dieses mit 6 Loth Galläpfel in einen unglasurten neuen Topf und lasse solches zwei Tage an einer warmen Stelle stehen. Darnach rühre man 4 Loth klein gestoßenen Eisen-Vitriol dazwischen und lasse [11] es wieder so lange in Wärme stehen. Darauf giebt man 2 Loth arab. Gummi und 2 Loth Granatäpfel-Schale dazu, lasse es auf gelindem Kohlenfeuer etwas einkochen, und gieße dann das Klare in eine Bouteille.
12 Loth Eisen-Vitriol und 1 Maaß reines Fluß- oder Regenwasser thue in eine Bouteille und lasse es 3 Tage unter öfterem Umschütteln stehen, dann thue man 18 Loth Galläpfel in einen Topf und gieße gleichfalls 1 Maaß reines Wasser darüber und lasse es auf einem gelinden Feuer etwas einkochen; nun nimmt man es ab und giebt es durch ein Tuch in einen andern Topf, gießt noch ½ Maaß Essig in das Tuch und drückt dasselbe aus. Nun thut man 5 Loth zerstoßenen arab. Gummi dazu, rühret es untereinander und giebt es durch ein Tuch, gießt wieder etwas Essig nach und drückt dann das Tuch aus; darnach läßt man die Masse erkalten, giebt sie in eine andere Bouteille und versieht beide Bouteillen mit Körken. Will man nun Tinte gebrauchen, so nimmt man aus beiden Bouteillen gleichviel. – Arabisches Gummi und etwas Alaun kann man nach Gutbefinden noch zusetzen.
Man nehme 16 Loth Galläpfel, 12 Loth Eisen-Vitriol, 4 Loth arabisches Gummi und ½ Maaß Weinessig, lasse dieses zwei Mahl 24 Stunden stehen, gieße alsdann 2 Maaß Regenwasser hinzu, und setze dieses zusammen ungefähr 8 Tage auf einen warmen Ofen, oder im Sommer in die Sonne. Darnach giebt man die Masse durch ein Tuch, gießt noch 1 Maaß Bieressig dazu, und setzt sie dann wieder einige Wochen in die Wärme. Diese Tinte ist besonders gut.
Man nehme 6 Loth Galläpfel, 4 Loth Eisen-Vitriol, 2 Loth arab. Gummi und 1¼ Maaß Wein. [12] Die Galläpfel stoße man gröblich, thue sie dann in ein irdenes Gefäß, gieße den Wein darauf, lasse dieses 10 Tage in der Wärme stehen und rühre es täglich einige Mahle um. Darnach setze es auf ein gelindes Feuer und lasse es allmählig, aber ja nicht zu stark kochen. Wenn es nun wieder erkaltet ist, so gebe man es durch Leinwand, thue etwas gestoßenen Eisen-Vitriol und arab. Gummi dazu, und setze es noch einige Tage an einen warmen Ort. Alsdann kann die Masse in eine Bouteille zum Gebrauch gegeben werden.
Man nehme 16 Loth Galläpfel, 8 Loth Eisen-Vitriol, 4 Loth arab. Gummi, 1½ Loth Alaun, ein wenig Salz, ¾ Maaß Wein, ½ Maaß Weinessig und ½ Maaß Wasser. Alsdann thut man die zerstoßenen Galläpfel in ein Gefäß, gießet von den vermischten flüssigen Theilen die Hälfte darüber, thut den Vitriol auch in ein besonderes Gefäß und gießet von der übriggebliebenen flüssigen Masse die Hälfte über den Vitriol. Darnach thut man den arab. Gummi, Alaun und das Salz wieder in ein besonderes Gefäß, und gießet den Rest der flüssigen Theile hierüber, decket dann die drei Gefäße zu, läßt sie einige Tage stehen, rühret aber die Masse täglich öfters um. Am fünften Tage stellet man das Gefäß mit den Galläpfeln auf ein gelindes Feuer und wenn es anfangen will zu kochen, so nimmt man sie ab und giebt sie durch reine Leinwand in ein anderes Gefäß; nun giebt man das, was in den beiden andern Gefäßen ist, zu den durchgelaufenen Galläpfeln, rühret es durcheinander und läßt es einige Tage stehen; es muß aber täglich einige Mahle umgerührt werden. Darnach läßt man die Masse sich setzen und giebt dann das Ganze nochmals durch Leinwand in eine Bouteille. Auf den zurückgebliebenen Satz gieße Regenwasser und hebe dasselbe auf, bis man wieder Tinte anrichten will, alsdann thut man dieses zur neuen Masse. [13]
Man nehme 16 Loth Blauholz und eben so viel Eisen-Vitriol, gebe dieses zusammen in einen Topf, gieße ½ Maaß Weinessig und eben so viel Regenwasser darauf, lasse dieses eine Nacht stehen und dann auf Kohlenfeuer einkochen, daß es nur die Hälfte bleibt. Nachdem nimmt man es vom Feuer ab und wenn es kalt geworden, giebt man die Masse durch Leinwand in eine Bouteille. Nun thue 8 Loth Galläpfel, 4 Loth arab. Gummi, 2 Loth Alaun und 1 Loth Indigo, gröblich zerstoßen, mit der gekochten Masse in eine Bouteille und lasse diese nun noch ungefähr 14 Tage auf einem warmen Ofen oder des Sommers in der Sonne stehen. Dies ist dann eine sehr gute Tinte.
Man kocht ein Pfund zerstoßene Galläpfel in sechs Pfund Regenwasser ein, bis zwei Drittheile des Wassers zurückbleiben, setzet vier Loth arabischen Gummi, welchen man in einem halben Glase Essig aufgelöst hat, zu; thut in den Absud ein halbes Pfund Eisen-Vitriol, läßt es noch einige Augenblicke kochen, alsdann ruhig stehen und gießt die Tinte ab. Man bewahrt sie in gut verschlossenen Flaschen auf.
Man nimmt zwei Maaß Flußwasser, ein Maaß weißen Wein und 1 Pfund zerstoßene aleppische Galläpfel, thut Alles zusammen, läßt es 24 Stunden stehen, und rührt von Zeit zu Zeit den Aufguß um. Darauf läßt man ihn eine halbe Stunde lang kochen, nimmt das Gefäß vom Feuer weg, und setzt der Flüssigkeit vier Loth arabischen Gummi, ein halbes Pfund Eisen-Vitriol und sechs Loth Alaun zu. Man läßt das Ganze nochmals 24 Stunden einweichen, kocht es abermals eine Viertelstunde, läßt es ruhig stehen und seihet die erkaltete Tinte durch ein leinenes Tuch, und bewahrt sie in gut zugekorkten Flaschen auf.
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Man lasse 6 Loth zerstoßene Galläpfel und 2 Loth Eisen-Vitriol mit einem Maaß Wein- oder Bieressig in einem irdenen Topfe kochen und etliche Mahle miteinander aufwallen, dann schütte man 2 Loth zerstoßenes arabisches Gummi hinzu, und, wenn die Masse kalt geworden, gieße sie in eine Glasbouteille zum Gebrauch.
Diese Tinte fließet sogleich kohlschwarz aus der Feder und bleibet nach mehren Jahren eben so schwarz, als sie am ersten Tage war, auch schimmelt sie nicht.
Der Satz, der sich nach und nach in dem Tintenfasse sammelt, kann durch hinzugeschütteten Weinessig zu einer guten Tinte wieder gemacht werden.
Die berühmte rothe Dresdener Tinte. Man nehme 4 Loth Rothspan, gieße 1 Maaß guten Essig darauf, und lasse es gut einkochen. Darnach gieße man das Klare ab in eine Bouteille, thue ein wenig arabisches Gummi, einer Erbse groß Gummi Tragant und etwas Alaun hinzu, lasse diese Masse einige Tage bei öfterm Umrühren stehen, so ist die Tinte fertig.
Man nehme ¼ Pfund vom besten Fernambuckholz, lasse dieses 24 Stunden in reinem Flußwasser weichen, gieße hernach die schmutzige Brühe weg und spüle den Fernambuck nochmals mit reinem Wasser aus. Ist dies geschehen, so wird der Fernambuck unter Zusetzung von 2 Loth gutem klaren [15] Alaun und eben so viel gereinigten Weinstein-Kristallen in 1½ Maaß reinem Regenwasser bis zur Hälfte eingekocht, und zwar in einem glasurten Gefäße, unter öfterm Umrühren mit einem reinen Stäbchen von weichem Holze. Hernach nimmt man die Farbenbrühe vom Feuer, läßt sie sich ruhig setzen, und filtrirt sie durch Leinewand. Dann stößt man 2 Loth vom reinsten, weißen, arabischen Gummi, und läßt ihn in der warmen Brühe auflösen. Sollte die Tinte dennoch zu flüssig seyn, so kann nach Befinden noch mehr Gummi zugesetzt werden.
Nimm 1 Pfund Heidelbeeren, 1 Loth Alaun, ½ Loth Kupferasche und ½ Maaß reines Wasser. Dieses thue man zusammen in einen Kessel und lasse es auf dem Feuer einige Finger breit einkochen, dann nehme man es ab und wenn es nun kalt geworden, do drücke die Masse durch ein Tuch. Darnach gieße das Klare in eine Bouteille und thue Gummiwasser dazu, so giebt es eine Purpurfarbe.
2 Loth Fernambuckspäne, 2 Quentchen Alaun und ein Quentchen arabischen Gummi wird mit einem halben Nößel Weinessig sehr gelinde gekocht und dann das Klare in eine Bouteille zum Gebrauch abgegossen.
Man nehme ein Stück ungelöschten Kalk, ungefähr von der Größe eines Hühnereies, thue solchen in einen Topf, gieße Wasser darauf und lasse es 4 Tage läutern, dann gieße man das Klare ab und thue 1 Loth Brasilienholzspäne in dieses Kalkwasser, lasse es 3 oder 4 Tage verdeckt stehen, thue hernach noch so viel Weinessig als man Wasser nahm dazu, und lasse diese Masse auf Kohlenfeuer bis zur Hälfte einkochen, dann nimmt man sie vom Feuer und giebt etwas Alaun und arbisches Gummi hinzu. [16]
Man nehme 1 Loth Brasilienspäne, das Weiße von 2 Eiern, welches stark abgequirlt ist, und einer Haselnuß groß Alaun, mische alles untereinander, setze die Masse einige Tage in die Sonne oder auf einen warmen Ofen, und rühre sie täglich mehrmals um. Darnach drücke die Masse durch reine Leinwand und destillire sie mit klarem Gummiwasser.
Ganz klein geschnittenes Fernambuckholz thue in ein unglasurtes Töpfchen, gieße guten Weinessig darauf, und lasse ihn vier Stunden darin weichen. Nun gieße halb ein halb ander gutes, helles Bier und klares Brunnenwasser auf das Fernambuckholz, daß die Flüssigkeit zwei Finger breit darüber stehe, und setze es auf ein gelindes Feuer, damit die Masse beim Kochen nicht überlaufe. Hat es nun eine Zeitlang gekocht, so gebe man ein kleines Stück zerstoßenen Alaun und ein wenig arabischen Gummi hinzu, und lasse es nochmals aufkochen. Darnach giebt man die Tinte durch Leinwand in eine Bouteille.
Statt des Alauns kann man auch so viel guten, weißen Salmiak nehmen, so wird die Tinte schön hell.
Die Gefäße oder Töpfe und Gläser müssen sehr sauber, nicht fettig und ohne Staub seyn.
Bei schönem Wetter ist es am besten die Tinte anzurichten.
Zu Erhaltung der Tinten kann man zu Zeiten etwas weißen Zucker oder weißen Kandis in die Bouteille geben. [17]
Man nehme 4 Loth Grünspan, 2 Loth Weinstein und 1 Loth arabisches Gummi, dieses alles stoße man ganz klein und mische es untereinander, dann gieße 8 Loth Regenwasser darauf und lasse es nun einige Tage an einem mäßig warmen Orte stehen, so hat man eine gute Tinte.
2 Loth zerstoßenen Grünspan, ½ Loth arabisches Gummi und 1 Quentchen Curcume wird in ein halbes Quartier Weinessig gethan, und dann eine Zeit lang an einen warmen Ort gestellt. Man kann sie nach und nach probieren, bis die Tinte das gehörige schöne Grün hat.
Grünspan reibe auf einem Reibesteine, thue ein bischen Honig und ein wenig Safran dazu, und destillire es mit saurem Wein oder Weinessig.
Nimm distillirten Grünspan, reibe solchen klar, dann gieb Weinessig darüber und lasse es zwei Tage in einer gelinden Wärme stehen. Darnach thue etwas arabischen Gummi, ein wenig Gummi Tragant und etwas Safran dazu, und seihe es durch Leinwand in eine Bouteille. [18]
Man nehme frische Hollunderblätter, presse den Saft daraus, vermische ihn mit etwas fein zerstoßenen Alaun und gebe die Masse zum Gebrauch in eine Bouteille.
Gieße Flußwasser über Grünspan, wirf ein wenig Cremor-Tartari dazu, so wird der Grünspan aufgelöst und die Tinktur herausgezogen, dann etwas arabisches Gummi und gutes Saftgrün dazu gethan.
Die schönste blaue Tinte bekommt man, wenn man auf 1 Loth geläutertes braunschweigisches Grün auch 1 Loth reines Brunnenwasser schüttet, worin ersteres sich ganz auflöset.
Man kann auch 1 Loth Lackmus mit einem halben Quentchen Weinsteinsalz und 4 Loth Wasser an einem warmen Orte hinlänglich ausziehen lassen, und dann ein Quentchen zerstoßenen arabischen Gummi hinzuschütten.
Hierzu kann man 2 Quentchen recht reines ausgesuchtes Auripigment aufs allerfeinste reiben und mit 2 Loth starkem Gummiwasser vermischen. Oder man weicht ein halbes Quentchen zerstoßenen Safran in 2 Loth starkem Gummiwasser etliche Tage ein, und seihet es darnach durch Leinwand, damit das Pulver zurückbleibe. [19]
Man nehme venedisches Bleiweiß, reibe dasselbe recht fein, mache es mit starkem Gummiwasser und Eiweiß an, so kann man damit auf schwarz schreiben.
Eine Quantität Eierschalen wasche rein ab und reibe sie auf einem Reibesteine mit Wasser ganz fein, thue das Geriebene auf eine Schüssel und lasse es stehen, bis es sich gesetzt hat, dann gieße man das Wasser ab und lasse die Materie trocknen. Nimm nun reinen Gummi Amoniacum, lege diesen in distillirtem Essig bis er zergeht, dann thue ein wenig des gemachten Pulvers hinein, schreibe damit auf weißem Papiere, und es wird diese Tinte bei weitem weißer seyn als das Papier selbst.
Nimm 2 Loth Auripigment und 2 Loth Kristall, stoße dieses zu Pulver und mische es mit Eiweiß, das durch einen Schwamm geläutert ist, durcheinander.
Oder nimm Weinessig und Salmiak, vermische beides mit einander und schreibe damit. Wenn es trocken geworden, so wiederhole das Schreiben drei- oder viermal.
Zu 20 Grammen Danziger Pottasche, die in siedendem Wasser aufgelöset ist, setzt man 10 Grammen gehörig zerkleinerte thierische Substanz (Schabsel, was die Gerber mit dem Messer von den Häuten abnehmen) und 5 Grammen Schwefelblumen. Das Ganze kocht man in einem gußeisernen Gefäße bis zur Trockne ein, und erhitzt es darauf stärker, unter beständigem Umrühren und sorgfältiger Verhütung einer Entzündung, bis die Masse [20] sich erweicht. Hierauf setzt man nach und nach eine angemessene Menge Wasser hinzu und filtrirt die Flüssigkeit durch ein lockeres Tuch. Die erhaltene Flüssigkeit ist sehr dunkel und läßt sich in einer Bouteille beliebig lange aufbewahren; man muß indeß die Bouteille immer möglichst verschlossen halten, was übrigens kein Uebelstand ist, denn eine einzige Feder voll dieser Flüssigkeit reicht hin, eine bis zwei Quartseiten zu beschreiben. Die Flüssigkeit besitzt überdies alle nur zu wünschenden Eigenschaften einer unzerstörbaren Tinte; sie fließt viel leichter als gewöhnliche Tinte und verstopft durchaus nicht die Feder; auch widersteht sie den kräftigsten chemischen Wirkungen; besonders kann sie, ohne weitere Beimischung, mit gutem Erfolg zum Zeichnen der Wäsche gebraucht werden.
Nimm Weinstein und brenne ihn zu Asche bis er weiß geworden ist, davon nimm 1 oder 2 Loth, thue es in eine Schüssel mit Wasser und lasse es zergehen. Hernach seihe es durch ein Tuch und thue dann etwas kleingeriebenen Goldstein oder Lapis lydius dazu. Hieraus entsteht eine Tinte, die sich mit Brod wieder ausreiben läßt.
Nimm Schießpulver, zerreibe es, dann vermische dasselbe mit Flußwasser und schreibe damit auf Pergament. Will man diese Schrift wieder weg haben, so wischt man nur mit einem wollenen Läppchen über das Pergament her.
Man muß Galläpfel in kleine Stücke zerstoßen und Weinessig darüber geben, dieses dann 24 Stunden [21] zum Distilliren stehen lassen. Darnach taucht man mit etwas Baumwolle in dieses Wasser, überfährt die bleiche Schrift damit, so wird sie wieder gut zu lesen seyn.
Man nehme eine Quantität Salz, drücke dieses in einen neuen Topf recht feste ein, setze es aufs Feuer, damit das Salz glühend werde, dann nimmt man es vom Feuer ab und läßt es erkalten. Wenn man nun mit diesem Salze Metalle beschreiben will, so nehme man einer Haselnuß groß davon, sichte die gefeilten Metalle durch ein Haartuch oder Haarsieb dazu, und reibe beides mit Gummiwasser und ein paar Tropfen Jungfern-Honig auf einem recht harten Reibesteine ganz fein; darnach nimmt man die Masse vom Steine ab, thut sie in eine Muschel und läutert mit warmem Wasser etwa vier Mahl aus einer Muschel in eine andere das Salzwasser wieder ab, bis die Metalle ganz rein auf dem Grunde liegen; sodann gießt man das warme Wasser auch ab, thut nun zu den Metallen dünnes, nicht zu starkes Gummiwasser, schreibt damit, läßt die Schrift trocken werden und glättet sie in der Wärme mit einem Zahne, so wird sich die Schrift sehr glänzend zeigen.
Man nehme vom vorhin angezeigten Salze einer Haselnuß groß, oder etwas mehr, thue es [22] auf einen Reibestein, gieße Gummiwasser daran, und reibe es durcheinander. Dann lege ungefähr 12 oder 14 Blatt Gold oder Silber hinein, thue es vom Stein in eine Muschel, gieße warmes Wasser darauf, rühre es stark mit einer Feder um; so schmilzt das Salz, und das Gold oder Silber fällt zu Grunde. Darnach gebe man das Salzwasser rein ab und gebe wieder frisches Wasser darauf, rühre es abermals um, und wenn sich das Gold wieder gesetzt hat, so gebe man 4- oder 5mal, oder so lange, bis sich das Gold völlig gesetzt und das Wasser klar oben aufsteht, frisches Wasser nach. Dann giebt man das Wasser rein ab und vermischet den Grund mit einem dünnen Gummiwasser, rühret es stark um, und schreibet damit. Wenn es nun trocken geworden, so glättet man es mit einem Zahn ab.
Nimm 1 Loth oder etwas mehr arabisches Gummi, lasse ihn zergehen und ein wenig dick werden; nun nimm einer Wallnuß groß von diesem Gummi, thue es auf einen Reibestein, lege noch von dem Gold oder Silber mehre Blätter ein nach dem andern auf und reibe dieses fein durcheinander. Je mehr man nun von dieser Tinte haben will, desto mehr Gummi hat man zu nehmen. Dann gieße das Zerriebene in eine Muschel, hat sich nun dasselbe gesetzt, so gebe man es in eine andere Muschel, und wiederhole dieses so lange, bis es sich völlig gereinigt hat; dann vermische man es mit Gummiwasser, jedoch mit nicht zu starkem, schreibe damit, und glätte, wenn es trocken geworden, mit einem Glättezahn ab.
Dazu dient folgendes Recept: man nehme geschlagenes Blattgold oder Silber, und reibe es auf einem Reibesteine mit weißem feinem Zucker
[23] zu Pulver. Nachdem thue dasselbe in ein großes Glasgefäß und mische es mit Wasser. Das Gold oder Silber sinkt durch sein Gewicht zu Boden, und der Zucker löset sich im Wasser auf. Darnach gieße man die Flüssigkeit ab, und wasche das übriggebliebene Pulver von neuem im Wasser, bis alles Zucker daraus ausgezogen; trockene das Pulver, welches dann äußerst glänzend erscheint. Soll damit geschrieben oder gemalt werden, so macht man dasselbe mit einer Auflösung arabischen Gummi’s an, und die Tinte ist fertig. Wenn damit geschrieben ist und sie ist trocken, so kann sie mit einem Hundezahn polirt werden.
Nimm 1 Loth Gummi Amoniacum, zerreibe es auf einem Steine, thue guten Essig und ein paar Tropfen Honig daran, reibe dieses alles so lange untereinander, bis der Gummi weich geworden. Sollte er sich aber im Reiben blättern, so thue ihn in ein irdenes Gefäß und lasse ihn auf glühenden Kohlen zergehen, aber nicht zu heiß werden. Wenn er dann erkaltet ist, so schreibe man damit auf Pergament oder Papier, lasse die Schrift eintrocknen, dann hauche darauf, damit sie wieder etwas feuchte wird und lege das Gold oder Silber auf. Darnach kann man mit einem Zahne oder etwas Baumwolle das Gold aufdrucken, und nach einigen Minuten das überflüssige Gold oder Silber mittels Baumwolle oder eines Hasenpfotens abstreichen.
Bereite die Metalle wie angezeigt, jedoch muß der Gummi recht stark angesetzt werden, thue dann ½ Loth Gummi Tragant hinzu, so hält es fest am Holze, darnach polire die Schrift mit einem Zahn, so wird sie schön und glänzend seyn.
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Nimm Gold oder Silber und bereite es, wie angegeben; jedoch giebt man statt des Gummiwassers ½ Loth Scheidewasser und ½ Loth von Kirschblut gemachten Saft dazu, vermische das Gold oder Silber damit und mahle oder schreibe damit auf Glas, und lasse es gut eintrocknen.
Nimm schwarzgebranntes Elfenbein, reibe solchen mit Essig und bestreiche damit das Glas. Auch kann man Berggrün, Kugellack und andere mit Essig angeriebene Farben nehmen. Hernach legt man eine Schrift darauf, die auf der linken Seite mit Bleiweiß entworfen, und reißt dieselbe mit einem Griffel nach. Dann wird mit einer stumpfen Feder die Farbe ausgekratzt, der Grund mit Spicanarden-Oehl bestrichen, und ein Blatt Gold darauf gelegt. Nachdem alles getrocknet, wische man das überstehende Gold hinweg.
Bestreiche ein Stück Papier mit Talg, lege die bestrichene Seite auf die Schüssel und schreibe mit einem stumpfen Holzstift auf dem Papier, so wird sich die Schrift auf das Zinn drücken; streuet man nun ein wenig Kohlenstaub darauf, dann wird man alle Buchstaben leicht erkennen können.
Dieses geschieht mit leichter Mühe mit der Galle eines Bocks, darnach legt man den Stein in Essig, so wird sich die Schrift wie eingegraben zeigen.
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Nimm Gummi Serapin, arabisches Gummi und Gummi Amoniacum, von jedem gleichviel, dieses wird mit Essig angemacht und etwas Bleiweiß zugegeben, alsdann auf einem Steine tüchtig durcheinander gerieben. Nun schreibe man damit auf Tuch oder Leinewand, lasse die Schrift trocknen, lege die Waare dann an einen feuchten Ort und das Gold auf die Schrift, lasse es wieder trocken werden und wische das überflüssige Gold mit einem Tuchlappen oder Baumwolle ab.
Anmerkung. Alle Metalle, welche mit Salz abgerieben werden, darf man nicht über Nacht stehen lassen, indem sie sonst zu leicht rosten.
Man versteht unter einer sympathetischen Tinte eine jede Flüssigkeit mit welcher man schreiben kann, ohne daß die Buchstaben zum Vorscheine kommen, und nicht eher gelesen werden können, bis man Mittel angewendet hat, die ihnen eine Farbe verschaffen. Man kann solche in Absicht auf die Mittel, deren man sich bedient, um die unsichtbare Schrift sichtbar zu machen, in fünf verschiedene Arten eintheilen.
Die erste Art bringt man zum Vorscheine, wenn man über die unsichtbare Schrift eine andere Flüssigkeit streicht, oder sie der Ausdünstung derselben ausgesetzt hat.
Die zweite Art ist diejenige, die verborgen bleibt, so lange sie eingeschlossen ist, hingegen [26] bald darauf sichtbar wird, wenn man sie der freien Luft aussetzt.
Die dritte Art wird sichtbar, wenn man eine färbende Materie in einem zarten Pulver darauf streuet.
Die vierte Art ist diejenige, die durch eine angebrachte Wärme zum Vorschein kommt, aber sogleich wieder verschwindet, wenn das Papier kalt geworden ist.
Die fünfte Art kann erst dann gelesen werden, wenn man das beschriebene Papier in Wasser hält oder legt.
Lasse zwei Loth zerstoßene Silberglätte mit acht Loth distillirtem Weinessig bei gelinder Wärme ausziehen, und filtrire hernach die Flüssigkeit. Mit dieser Flüssigkeit schreibe man nun aus einer ganz neu geschnittenen Feder, was man beliebet, und lasse die Schrift von sich selbst trocken werden.
Hiernächst muß man noch Folgendes bereitet haben: ein Loth feingestoßener Auripigment und zwei Loth ungelöschter Kalk wird mit ½ Quart Wasser in einem irdenen Topfe auf gelindes Feuer gesetzt, und bis zur Hälfte eingekocht, dann filtrirt und in einer gut zugepfropften Flasche aufbewahrt.
Will man nun die unsichtbare Schrift zum Vorschein bringen, so schüttet man etwas von dem eben beschriebenen Flüssigen in ein flaches Schälchen, und hält die unsichtbare Schrift eine kurze Zeit darüber, oder man bestreicht das Papier damit auf der unbeschriebenen Seite; so wird in beiden Fällen das Verborgene sichtbar werden. Der Dunst dieses Wassers ist so wirksam, daß er sogar durch ein ganzes Buch Papier den gleichen Erfolg verursachet.
Oder: Löse etliche Gran Gold in ein wenig Königswasser auf und verdünne die Auflösung mit drei Mahl so viel distillirtem gemeinen Wasser. [27]
Ferner: löse auch in einer kleinen Portion Königswasser nach und nach so viel engl. Spina auf, als es in sich aufnehmen kann, und gieße nach der Filtrirung eben so viel gewöhnliches distillirtes Wasser dazu. Schreibe dann mit der Goldauflösung auf Papier und lasse es im Schatten gut trocknen, so wird man von der Schrift nichts sehen können; tauchet man aber einen Pinsel in die Auflösung und fährt damit leicht über die unsichtbare Schrift hin, so wird sie alsobald in einer Purpurfarbe erscheinen.
Oder: weiche ein Loth feingestoßene Galläpfel mit zwei Tassen voll Wasser etliche Tage in einem Glase ein, dann schreibe damit aus einer neuen Feder auf Papier, so wird man, nachdem die Schrift trocken geworden, nichts davon erkennen können. Läßt man aber etwas Eisen-Vitriol in Wasser auflösen und bestreichet mit diesem Wasser die Schrift, oder ziehet nur ein einziges Mal das Papier durch selbiges, so wird die verborgene Schrift sogleich zum Vorschein kommen.
Oder: man schreibe mit einer Auflösung von gemeinem Vitriol, wozu man ein wenig Scheidewasser gegossen hat, vorerwähntermaßen auf Papier, und bestreicht hernach die abgetrocknete unsichtbare Schrift mit dem vorbereiteten Extract des Berlinerblaues, in welchem Falle die verborgene Schrift sich in einer schönen blauen Farbe offenbaren wird.
Schreibe auf ein Blatt Papier mit der blauen Tinctur was man beliebet, und frage eine Person, ob sie wünsche, daß man diese Schrift in rothe oder grüne Farbe verwandeln solle. Halte dazu einen Schwamm in Bereitschaft, an welchem man leicht zwei verschiedene Seiten bemerken kann,
[28] wovon eine mit verdünntem Vitriolgeist und die andere mit einer Auflösung des Weinsteinsalzes angefeuchtet wird. Mit diesem Schwamme bedrücke die Schrift, wenn sie roth werden soll mit dem Vitriolgeiste, und wenn sie grün verlangt wird, mit dem Weinsteinsalze, vermittelst derjenigen Seite des Schwammes, welche zuvor damit angefeuchtet worden ist, und zeige hierauf, daß sich die Schrift in diejenige verwandelt hat, welche man sich wählte.
Löse ein Quentchen Bleizucker in zwei Loth distillirtem Weinessig auf, und schreibe oder zeichne damit auf Papier. Wenn die Schrift trocken geworden, so wird man nichts davon sehen können; will man aber das Verborgene zum Vorschein bringen und sichtbar machen, so tauche das Papier in eine Schüssel mit Wasser, worin eine Hand voll Küchensalz vorher ganz aufgelöst worden ist und lasse es eine kleine Weile darin liegen. Hierdurch wird die unsichtbare Schrift mit einer solchen milchweißen Farbe sichtbar werden, daß sie die Weiße des Papiers weit übertrifft.
Zu dieser Art zweiten Art gehört auch die bereits vorerwähnte geschwächte Auflösung des Goldes, indem eine damit bereitete Schrift sichtbar wird, ohne daß man eine Auflösung des Zinnes darüber streicht, wenn man sie nur eine oder zwei Stunden der freien Luft aussetzt. Die Schrift färbet ganz unvermerkt, bis sie zuletzt so dunkelviolet wird, daß sie beinahe schwarz aussieht. Wenn man hingegen das Papier, auf welches man
[29] geschrieben hat, anstatt dasselbe der freien Luft auszusetzen, in einem wohl verschlossenen Kästchen verwahrt, oder in einem Papiere gut eingewickelt erhält: so wird diese Schrift drei bis vier Monate unsichtbar bleiben, nach dieser Zeit aber wird sie anfangen sich zu verfärben und eine dunkelviolette Farbe annehmen. Sollte diese also zubereitete Tinte bei dem Schreiben gelbe Flecken auf dem Papiere verursachen, so gieße man noch ein wenig Wasser dazu.
Oder: löse etwas feines Silber in Scheidewasser auf und schwäche dann die Auflösung mit distillirtem Regenwasser so lange, bis das Papier nicht mehr davon angefressen wird. Die Schrift, wozu man diese Tinte gebraucht, wird drei bis vier Monate unsichtbar bleiben, wenn man sie in einem Kästchen wohl verschlossen aufbewahrt; legt man sie aber in die Sonne, so wird sie nach einer Stunde sichtbar und in einer grauen Farbe erscheinen.
Man kann auch zu dieser zweiten Art der sympathetischen Tinte verschiedene andere Metall-Auflösungen rechnen, nämlich: das in Weinessig aufgelösete Blei, die Auflösung des sublimirten Merkurs in Wasser, des Kupfers in Scheidewasser, und des Zinnes in Königswasser. Alle diese Auflösungen geben, wenn sie der freien Luft ausgesetzt werden, eine jede eine besondere Farbe; doch haben sie mehrentheils das Unangenehme an sich, daß sie das Papier angreifen, so daß die Buchstaben, die mit diesen Tinten geschrieben worden, nach einiger Zeit ganz durchlöchert sind.
Man nehme einige kleine viereckige Blätter Papier und schreibe auf dieselben mit gewöhnlicher Tinte nach Belieben verschiedene Fragen, über
[30] eine jede dieser Fragen aber schreibe die Antwort mit der sympathetischen Tinte von Gold oder Silber darauf, verwahre dann diese Papiere in einem Buche oder einer Brieftasche, und wenn man sich derselben bedienen will, so biete sie einer andern Person an und lasse sie eine Frage aussuchen. Ist das geschehen, so möge sie solche in die Tasche stecken und zu Hause dann das Papier der freien Luft aussetzen, so wird sie am andern Tage sehen, daß auch die Antwort auf die Frage auf dem Papiere enthalten sey.
Man kann auch mit der Tinte von Gold die Antworten auf verschiedene Papiere schreiben, und zu einer andern Person sagen, daß sie nach eigenem Belieben eine Frage erwählen möge, darnach lasse sie auf eine geschickte Weise dasjenige Papier herausziehen, auf welchem die Antwort stehet, übergebet ihr sodann solches mit der Bemerkung, daß sie morgen auf demselben die Antwort finden werde.
Weil diese sympathetische Tinte von Gold zuweilen das Papier ein wenig beflecket, so kann man sich solcher Blätter bedienen, die man vorher mit einer sehr schwachen gelben Farbe angestrichen hat, welches mit einem Wasser geschieht, in dem nur ein wenig Gummi Guttä oder Safran aufgelöst worden.
Diese Art begreift überhaupt nur alle diejenigen Flüssigkeiten in sich, die keine Farbe haben, und also, wenn sie zu einer Schrift oder Abzeichnung auf dem Papiere angewandt werden, unsichtbar bleiben, dabei aber doch bei der ordentlichen Abtrocknung ein wenig Klebrigkeit zurücklassen, worin der Grund beruht, daß man das damit geschriebene Unsichtbare sichtbar machen kann, wenn man ein zartes farbiges Pulver darüber streuet. Man kann dazu viel zähe ungefärbte Säfte der Früchte und Pflanzen anwenden. Unter
[31] andern dienen dazu die Säfte von Aepfeln und Birnen, Citronen- oder Quittensaft, Zwiebelsaft, der frische Saft von den gelben Möhren (Wurzeln), die Milch und viele dergleichen mehr. Mit allen diesen verschiedenen Flüssigkeiten kann man nur auf Papier schreiben, und nach der Trocknung vorerwähntermaßen die unsichtbare Schrift zum Vorschein bringen.
Man kann demnach eine solche Schrift oder Zeichnung entweder mit gemahlnem Golde oder Silber, dunkelblauer Smalte oder mit einem feinen Uhrsande, der entweder mit Zinnober, Florentinerlack, Grünspan, Safran oder Kienruß verschiedentlich gefärbt worden, bestreuen, und auf solche Art, nach dem Wunsche eines Jeden, eine dergleichen unsichtbare Schrift in rother, blauer, gelber, grüner oder schwarzer Farbe zum Vorschein bringen.
Man nehme zwei Loth gemeinen Vitriol und lasse ihn auf einem warmen Ofen trocken werden, wobei er in ein weißliches Pulver zerfallen wird. Dieses wird dann noch in einem steinernen Mörser aufs zarteste zerrieben, mit zwei Mahl so viel recht feinem weißem Streusand vermischet, und in eine Streubüchse geschüttet.
Nachdem macht man eine starke Abkochung von Galläpfeln, die man sich setzen lassen und dann filtriren muß. Mit dieser wenig gefärbten hellen Flüssigkeit schreibt oder zeichnet man vor den Augen einiger Zuschauer auf gut geleimtem Papiere einige Zeilen oder eine Figur, wovon Niemand etwas wird erkennen können; sowie man aber die Feder niederlegt, bestreuet man sogleich das Geschriebene, ehe es trocknet, mit obigem Sande, und läßt ihn eine kleine Weile darauf liegen. Wenn man ihn dann abschüttet, so wird das Geschriebene oder die Zeichnung schwarz seyn. [32]
Man nimmt vier Loth reinen Salpetergeist, schüttet ihn in ein Kölbchen und thut nach und nach so viel von gestoßenem Farbenkobold hinein, als sich darin auflösen kann, wobei man aber das Gewicht des eingethanen Kobolds anmerken muß. Die geschehene Auflösung wird dann filtrirt und dasjenige, welches sich davon nicht aufgelöset, wird mit Wasser wieder gereinigt, getrocknet und gewogen, und von dem erstern Gewichte des Kobolds abgezogen, damit man erfahre, wie viel davon durch den Salpetergeist aufgelöset worden. Darnach nimmt man eben so viel gemeines Kochsalz, als sich von dem Kobold in dem Salpetergeist aufgelöset hat, schüttet solches in einen proportionirten gläsernen Distillir-Kolben, gießet die filtrirte Auflösung des Kobolds darauf und treibet es bei gehöriger Feuerswärme fast bis zur Trockniß. Das Uebergegangene taugt nichts, zu demjenigen aber, was in der Retorte (Distillirkolben) zurückgeblieben, schüttet man drei bis vier Loth distillirtes Wasser hinzu und löset damit alles auf, was aufgelöst werden kann; hernach schüttet man alles auf ein Filtrum.
Was man mit dieser Tinte schreibet oder zeichnet, wird nicht eher zum Vorschein kommen, als bis man das Papier in eine gelinde Wärme oder an die Sonnenstrahlen bringt, wodurch das Unsichtbare in einer meergrünen Farbe zum Vorschein kommen wird. Das sonderbarste an dieser Tinte ist, sobald das Papier wieder kalt wird, sie wiederum verschwindet, aber allezeit bei einer neuen Erwärmung zum Vorschein kommt, so daß man diese Belustigung öfters wiederholen kann, wenn man nur dabei beobachtet, daß man das Papier nicht zu sehr erwärmt, weil sonst diese Wirkung um so eher vernichtet wird.
Wenn man nach der ersten Auflösung des Kobolds, statt des Küchensalzes, gereinigten Salpeter [33] hinzuthut, und im übrigen vorgeschriebenermaßen verfährt: so bekommt man eine rosenfarbige Tinte, die ebenso wie die grüne Tinte sichtbar wird und wieder verschwindet.
Eine andere sympathetische Tinte dieser Art erhält man, wenn eine gleiche Mischung Salpetersäure und Wasser auf reines Quecksilber gegossen wird, und so lange darauf stehen bleiben kann, bis sich nichts mehr auflöst, was einige Tage dauern wird. Dieser Auflösung bedient man sich wie der gewöhnlichen Tinte; wird das Papier erwärmt, so erscheint die Schrift in einem schönen Schwarz.
In ein nicht volles Quart Wasser thut man vier Loth fein pulverisirte Galläpfel und läßt es auf gelindem Feuer bis zu einem halben Quart einsieden, dann läßt man es erkalten und filtrirts durch Makulatur. Oder man löst in einem andern halben Quart reinem Wasser vier Loth Eisen-Vitriol auf und filtrirt es ebenfalls.
Man läßt nun in reinem Wasser so viel feingepulverten Alaun oder gereinigten Salmiak zerschmelzen, als das Wasser davon auflösen kann, und schreibet mit einem von dem vorbeschriebenen Wasser vermittelst einer neuen Feder auf ein Stückchen Papier, von welcher Schrift, nachdem sie trocken geworden, Niemand etwas erkennen wird; leget man aber ein solches Blatt Papier in dieses Alaun- oder Salmiak-Wasser, so wird die Schrift hernach deutlich gelesen werden können, wenn man es aus dem Wasser nimmt und gegen das Licht hält. Man kann dieses auch zu verschiedenen Belustigungen mit anwenden.
Man nehme eine klare Auflösung von gemeinem [34] Vitriol in Wasser, dergleichen zuvor schon beschrieben worden, und schreibe mit selbiger auf Papier was man Jemand im Geheimen bekannt machen will; so wird man nach der Abtrockung nichts davon erkennen. Damit sich aber gleichwohl zur Vermeidung des Argwohns auf dem Papiere eine Schrift zeige, so reibe man etwas aus Leinen gebrannten Zunder sehr zart mit ein wenig schwachem Gummiwasser ab, daß es einer dicken Tinte ähnlich werde, und schreibe damit zwischen die Zeilen der verborgenen Schrift, die man etwas weit von einander geschrieben haben muß, von ganz gleichgültigen Dingen.
Wenn nun eine andere Person die verborgene Schrift lesen will, so nimmt sie abgeredetermaßen ein stark abgekochtes Galläpfelwasser, taucht ein reines Schwämmchen darin und wischet damit die schwarze Schrift von dem Papiere ab, wobei zugleich die verborgen gewesene zum Vorschein kommt.
Man rühre den Dotter von einem Ei in einer Tasse mit etwas Wasser, bis es zum Schreiben flüssig genug ist. Mit selbigem schreibe man auf ein Blatt Papier, was man beliebet, und lasse es gut abtrocknen. Sodann streiche man über die Schrift mit einem in Tinte getauchten Pinsel her, und läßt es trocken werden.
Wenn man nun die auf solche Art verborgene Schrift entdecken will, so schabt man mit einem Messer auf der Seite, wo sich die Schrift befindet, so lange auf dem Papiere hin und her, bis die mit Tinte überstrichenen Buchstaben völlig abgesprungen seyn werden, worauf das Geschriebene gelblich zum Vorschein kommen wird.
[35]
Man mische ein Loth zu feinem Pulver zerstoßene Galläpfel mit eben so viel fein zerstoßenen Eisen-Vitriol, und reibe solches mit etwas Baumwolle sehr stark auf einem Blatt Papier ein, daß letzteres etwas rauh davon werde, darnach schüttle das überflüssige Pulver vom Papiere ab. Auf selbiges schreibe man nun mit einer von den vorbenannten hellen Flüssigkeiten aus einer neuen Feder, was man beliebet, und es wird sich zeigen, daß alle Buchstaben sogleich schwarz erscheinen.
Man macht einen Griffel von spanischer Kreide, schreibet damit auf Glas, und wischt auf eine leichte Art die Schrift wieder mit einem leinenen Läppchen ab. Will man solche sichtbar machen, so darf man nur auf das Glas hauchen. Die Schrift kann oft sichtbar gemacht werden und verschwindet jederzeit wieder.
Schweinefett vermische gut mit ein wenig venetianischen Terpentin, nimm dann davon einen kleinen Theil und streiche denselben sehr gleichförmig und ganz dünn auf ein zartes Papier. Wenn man nun von dieser Zubereitung Gebrauch machen will, um einen geheimen Brief zu schreiben, so lege dieses zubereitete Papier auf dasjenige, welches man beschreiben will, und schreibe auf das erste Papier mit einem stumpfen Griffel oder Stifte. Auf diese Weise wird sich eine fette Materie auf dem zweiten oder untenliegenden Papiere an allen den Orten anhängen, worüber der Stift geführt worden ist, und derjenige Freund, der den Brief bekommen soll, wird denselben lesen können, wenn er sehr fein gesiebten Kohlenstaub oder andern gefärbten Staub darauf streuet.
[36]
Im Winter nimm ein halbes Pfund neues, gelbes Wachs, 6 Loth Terpentin, 2 Loth Baumöhl und 1 Quentchen Grünspan. Im Sommer aber ein halbes Pfund Wachs, 4 Loth Terpentin, 1 Loth Baumöhl und 1 Quentchen Grünspan. Das Wachs lasse man in einem Tiegel schmelzen und so lange darin stehen, bis es etwas kühl geworden, darnach thue den Terpentin und Baumöhl hinzu, und rühre alles tüchtig um, sodann den Grünspan, und rühre es wieder um. Wenn dieses nun geschehen, so nimm die Forme, mache sie naß und trockne sie mit einem Schwamm ab, gieße dann das Wachs hinein und lege sie in kaltes Wasser; so geht das Wachs von der Forme ab und ist fertig.
Nimm ein halbes Pfund gelbes Wachs, 4 Loth Terpentin, 2 Loth geriebenen Zinnober und 1 Loth Baumöhl. Man verfahre damit, wie vorhin beschrieben ist, und wenn dieses Wachs im Winter gemacht werden soll, so nimmt man statt 4 Loth, 6 Loth Terpentin.
Man nehme Gummilack in Tafeln, lasse dasselbe in einem irdenen Topfe zergehen, und menge dann darunter etwas Therebinth und Colophonium. Wenn nun alles zusammengeflossen, so giebt man, um dem Wachse eine Farbe zu geben, etwas Zinnober oder Kienruß hinzu, und rühret alles tüchtig durcheinander. Will man das Wachs aber recht schön und wohlriechend machen, so bereite es auf folgende Art: Man nehme Spicköhl, gieße ihn in einen weiten Tiegel, daß der Boden davon bedeckt wird, und lasse ihn über Kohlen warm werden, thue dann 3 Loth Gummilack, 2 Loth Mastix und 1 Loth Sandarach dazu, und lasse es wieder zergehen. Dieses alles wird dann umgerührt und damit verfahren, wie oben gesagt. Jedoch wird hierzu der Therebinth und das Colophonium nicht gebraucht.