Zum Inhalt springen

Neues von den Roentgen-Strahlen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Neues von den Roentgen-Strahlen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 596
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[596] Neues von den Roentgen-Strahlen. Die Verwendung der Roentgenstrahlen zu praktischen Zwecken gewinnt immer mehr an Bedeutung. Namentlich zieht die Medizin aus der Durchleuchtung des menschlichen Körpers immer größeren Nutzen. Es ist in jüngster Zeit der „Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft“ in Berlin gelungen, neue wirksamere Vakuumröhren herzustellen, welche selbst die Durchleuchtung des Rumpfes ermöglichen. Ueber die Erfolge, die man damit erzielt hat, berichtet Dr. Max Levy in einer Broschüre „Die Durchleuchtung des menschlichen Körpers mittels Roentgen-Strahlen“ (Berlin 1896, Aug. Hirschwald). Mit Hilfe der neuen Apparate ist es möglich, einen Einblick in das Innere des Brustkorbes beim lebenden Menschen zu erhalten. Hierbei wird die Stellung gewählt, daß die zu untersuchende Person ihren Rücken der Röhre zukehrt, weil in dieser Stellung das Herz am deutlichsten und am wenigsten vergrößert auf dem Fluorescenzschirme hervortritt.

Zunächst sieht man in der Mitte des Schirmes einen breiten dunklen Streifen senkrecht von oben nach unten verlaufen; er stellt die Wirbelsäule dar. Unten erscheint diese Säule gestützt durch eine nach oben gewölbte Kuppe, deren obere Grenze durch das Zwerchfell gebildet ist. An der linken Seite des Bildes erscheint vom Zwerchfell bedeckt die obere Lebergrenze in dem größten Teile ihrer Ausdehnung, während rechts unterhalb des Zwerchfells, je nach dem Lichtfüllungszustand, kleinere oder größere Teile des Magens sichtbar sind. Bei der Atmung bewegen sich Zwerchfell und die mit diesem verbundene Leber senkrecht auf und nieder in einer Ausdehnung, welche bei Tiefatmung und gesunden Menschen 5 bis 7 cm beträgt und jedenfalls mit Leichtigkeit zu messen ist. Oberhalb der Zwerchfellkuppe erkennt man deutlich ein Schattenbild, welches der bekannten Form des Herzens entspricht und im wesentlichen aus einem dunklen centralen und einem helleren den ersteren umgebenden Teile besteht. Man beobachtet auch rhythmische Bewegungen, die man unschwer als Zusammenziehungen und Erweiterungen erkennen kann.

Mit Hilfe der verbesserten Röhren ist es in der That gelungen, verschiedene krankhafte Veränderungen im Innern des menschlichen Körpers zu ermitteln. So wurden Stellen, an welchen Arterien verkalkt waren, genau festgestellt. In anderen Fällen war es möglich, bösartige Geschwülste, die durch die bisherigen Methoden nicht ermittelt werden konnten, sichtbar zu machen; so z. B. eine bösartige Magengeschwulst, die sich bereits in den Brustraum fortgepflanzt hat. – Wir sehen also, daß die epochemachende Roentgensche Entdeckung in der That berufen ist, der Menschheit die größtem Dienste zu erweisen. Seit ihrem Bekanntwerden sind erst wenige Monate verflossen und schon sind die kühnsten Hoffnungen, die man anfangs schüchtern an sie knüpfte, verwirklicht! *