Neumondkalender gegen Herzog Karl den Kühnen von Burgund
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[70] Herzog Karl der Kühne und die Burgunderkriege, 1467-1475
[12v] Anno etc. 1475°
1. Die gelerten maister der gestyrn
- nach pra[c]ticieren ir künstreichen hyrn -
gănd uff bedütunge offenbar,
wie es sich werd machen dises jăr.
jst zu uerstăn gewalt wider gewalt,
so wider einander sollen vechten.
got helff allen gerechten
des hailigen reichs dütscher nacion
als dem brunnen der gerechtikait.
so wirt diß jar geschriben vnd gesait
xiiijclxx vnd fünff an der zal
vnd xiij schein zu tal,
vom cristtage vj wuchen
bis zů der pfaffenvasnacht:
xiij ist der guldin zale macht etc.
2. Burgundeschi hoffart hat hoch geflogen
großmütigkait begangen nach seinem lust.
wa er ainen stryt wust,
wolt er lieber sechen todschlachens glantz,
dann stoltzer frawen frölichen tantz:
doch er die fremden Lamparter kan
verwilligen by jme zu veltleger.
wann frawen sind zů friden genaigt,
uff sampstag nach der dry künge tag,
so die glogk tags zwelffe vermag.
3. Sein geytikait hat noch nit landes gnůg,
sonder brăcht an sich litticher landes pflůg.
darnach tet er jn hohem rům
werbunge vmb ein küngklich kron,
jm ward kayserliche antwurt schon
nach rat der fürsten zü Trier.
vnd zoch in tütsche pfantschaft,
die hat er mit Hagenbachs handel vergafft.
darumb bot man jm seinen pfantschilling,
darüber begert er andre vnbilliche ding.
so die glock xij in der nacht tast.
4. Darnach nam er sich an nid vnd haß,
so in dem stifft zu Cöln kriegende was.
wiewol er nit bischoff was oder caplan,
für die er uff fritag nach Jacobi kam
vnd anfang seins veltlegers nam.
vnd maint alda zu warten stryt,
nach dem die stat sinem lande năhe lyt,
oder sie alle zu schlagen tot
wider got ere vnd recht.
doch komt daz dritte newe schlecht
vff dinstag nach Gregorij
5. Er hat willen zů ziechen den Rein uff
vmb [13v] vnd vmb zu gryffen daruff
vnd desßhalb angefangen zu Newsßs.
alda begeint jm vil gestrewsßs:
aber sein schiessen ist jn kain wonder.
es gibt jn also vil ze schaffen,
als man lütet zu p[re]sentz der pfaffen
vff iren höchsten genießs.
uff donrstag nach sant Amb[r]osien tag,
vormittag zu dem zweygsten schlag.
6. Er acht jn seinem zorn so er tobet
nit, ob man jn schiltet oder lobet,
auch so enwill er nit keren sich
an siner selen haile oder an got:
er verachtet kayserliche vnd bäpstliche gebott
vnd spricht: „got richt uß dem himelrich
des grossen Alexanders hystorien můß man im lesen,
als ob er main sein gleich wesen.
des fritags nach vnsers hern vffart,
nachmittag zu zwain wurt es jm hart.
was man im credentzet der.
es sy wildpret oder visch
můß man im dar tragen mit hohem brangen.
sonder gedenckt er jn hochem můt,
wie er gewynn me [14r] lüt vnd gůt.
gewynn auch me land vnd stet,
wiewol er ir laider zu vil het.
morgens frü vm die dry.
8. Dem rechten in gottes dienst ist er so holt,
daz er vil lieber dienen wolt
der tüffelschen hilff allzuhant,
möchte bringen in seinen gewalt.
ob sin sele warm oder kalt
jn hellen grunt wurd uersenckt,
oder ob sin ere wurd gekrenckt
das alles verspottet er als man sait
vff montag nach vnser frawen visitacio
nachmittag zů dem fierden also.
9. Cristenliche gesetz halt er schlecht,
der doch von den x botten nit haltet,
sonder cristenglauben schmelich verschaltet.
denselben tyrannen solt er helffen vertriben.
so liept jm by den Lampartern zu bliben,
vff der hailigen colnschen kirchen schaden,
wider des bäpstlichen stůls mandat
auch wider gebot der kayserlichen maiestat
begert mitwuch nach sant Peters gefengnuß
auch so hănd sie lieb seinen sold.
er uerhengt ir art răben vnd stelen:
das hănd sie getriben ŏne helen
das cläglich mortgeschray ward susen
von manchem vnschuldigen cristen,
die wölle der almechtig got fürbas fristen
jn obern vnd nider tütschen landen,
vff donrstag nach Adolffi
nachmittag zu vj vren oder năhe da by.
11. Er spricht, es sind frisch gesellen,
sein diener die vorn dran wöllen
er acht ir einen als ein wurm.
jst das er wirt geschlagen tot,
so hat er darumb kain not;
dann welcher verlüret sein leben,
wer da mag, nympt des toten habe,
wer jn aber bestattet zů grabe,
das waist der liebe got wol,
der daz zehende new geben sol.
zů vij vormittag ŏne fel.
12. Den mortbösen geschichten zu străff
brach manig fromm man sein schlăff
vor Ellekort schloß vnd stat,
das der ùbelndether gar vil komen
vnd in ir flucht todes străff nomen;
vil erstochen, erschlagen vnd verbrant,
als sie mit ùbeltăten verschuldet hănd.
so wirt daz xj newe fallen
nachmittag zu viij vren ein wenig ee.
13. Got vnd die weit lacht,
vnd tůt des hailigen [15r] reichs vndertăn
dem Türcken von Burgundien widerstăn.
sin hoch, stoltz, můtwillig fürnemen
mit dem swert zu diemütikait zemen
vnd fürbas tüe niemant kain vngleichs.
vff dinstag vor Andree
vormittag zu viij vren ein wenig me.
14. Der hailig himelfurst sant Kürin
vmb daz er jr kirchen husherr ist
vnd jm da gedient wirt zů aller frist,
dem almechtigen got vnd Marien zu eren.
die wöllen solichen hochmůt weren
vß allem kummer vnd not.
die gnăde wölle sant Johanns zů wyhennächten
zu acht vren nachmittag vlißlich betrachten
vnd vns zů trincken geben sinen segen,
zů lyb vnd sele ewiclich
mit den hailigen engeln jm himelrich.
Anmerkungen (Wikisource)
Zum Typ des poetischen Neumondkalenders siehe etwa Hans Erhart Tüschs Kalender für 1482 Commons und Eckehard Simon, The "Türkenkalender" (1454) Attributed to Gutenberg and the Strasbourg Lunation Tracts, Cambridge/Mass. 1988 (mit jüngerer Edition des Textes).
In Vers 15 wurde die Verbesserung aus dem Korrektur-Beitrag Eckehard Simon, The Thirteen New Moons of 1475: A Corrective Note on the Poem Against Charles the Bold, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Tübingen) 98 (1976), S. 424-429, hier S. 426 übernommen (A statt an).