Noch einige Sagen vom alten Schlosse zu Baden

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Textdaten
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Autor: Bernhard Baader
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Titel: Sagen vom alten Schlosse
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aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 192–193
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
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Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
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Noch einige Sagen vom alten Schlosse zu Baden.

1. Auf dieser verfallenen Burg hielt sich früher eine außerordentliche Menge riesenhafter Schlangen auf, deren Köpfe so groß wie die von Katzen waren. Vor 60–70 Jahren rottete man sie dadurch aus, daß man förmlich Jagd auf sie machte, wobei man deren so viel erlegte, daß man sie wagenweise fortschaffen mußte.

2. Zu Anfang dieses Jahrhunderts zog ein Einsiedler, welcher seine bisherige Klause auf der Yburg wegen des überhandnehmenden Geisterspuckes hatte verlassen müssen, in den Altbadener Schloßkeller. Zwar kam auch dahin jede Nacht ein Gespenst mit einem flammenden Kessel, worin es eine Stunde lang rührte, doch ging es dann wieder fort, ohne sich um den Einsiedler zu bekümmern, welcher also ruhig auf seinem Mooslager liegen bleiben konnte. Dieser Mann war von großer Frömmigkeit, und seine ganze Nahrung bestand nur aus so wenig Wurzeln und Kräutern, daß er selbst einmal sagte, er lebe von den drei Elementen, Feuer, Wasser und Luft. Auf seinem Hute trug er einen gläsernen Knopf, der die Eigenschaft hatte, seinem jeweiligen Besitzer großes Glück zu bringen. Trotz alles Dessen duldete die Herrschaft den Einsiedler nicht länger im Schlosse und ließ ihn sogar nach Mannheim in Verwahrung bringen.[1] Dort ist er längst gestorben und begraben; sein Leichnam aber bis heute noch ohne Spur von Verwesung.

[193] 3. Zur Winterszeit kam einst ein Bauer aus Ebersteinburg an drei von einander entfernten Tagen auf das alte Schloß, wo er stets im Hauptgang einen alten Mann mit weißem Barte sitzen fand, welcher Brodstücklein verlas. Jedesmal bat er den Bauern, ihm in den Keller zu folgen, was derselbe die beiden ersten Male zwar that, allein, kaum hineingekommen, aus Furcht wieder davon sprang, das dritte Mal aber sich gar nicht mehr hinein wagte, worauf ein so fürchterliches Gekrach entstand, daß er über Hals und Kopf davon rannte.

4. Eine Kräuterfrau von Baden sah eines Mittags um zwölf Uhr auf den Felsen hinter dem Schlosse ein weißes Frauenbild mit einem Gebund Schlüssel sitzen, welches ihr winkte, zu ihr herauf zu kommen. Erschrocken lief die Frau hinunter in die Stadt und erzählte was sie geschen, worauf sogleich mehrere Leute sich hinauf machten, aber die Gestalt nicht mehr antrafen.

5. In der Nacht vom Fastnachtdienstag auf Aschermittwoch sahen einst einige Bewohner der Dolle die Burg ganz in Feuer stehen, von welchem aber Morgens darauf, als sie nachforschten, keine Spur zu entdecken war.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für die Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1839. S. 174 u. ff.)

  1. Heutzutage würde man diesen Menschen, der wahrscheinlich ein Verrückter war, den nur die Sage apotheosirt hat, nach Illenau schaffen.
    Anm. des Herausg.