Noch einmal Suwarow

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Textdaten
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Autor: W. S.
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Titel: Noch einmal Suwarow
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 560
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[560] Noch einmal Suwarow. In Folge Ihres Suwarow-Artikels in Nr. 26 der Gartenlaube theile ich Ihnen Einzelnes von dieser Persönlichkeit mit und bitte, beliebigen Gebrauch davon zu machen. Ich fahre jährlich mehrere Male nach Rußland, und das Mitgetheilte ist wahr.

Zu Suwarow, als er noch in Riga General-Gouverneur war (Suwarow war ein großer Freund und Gönner des Theaters wie der Schauspieler), kam ein erstes Mitglied des Theaters, welches sich der besondern Gunst des Gen.-Gouv. zu erfreuen hatte, und klagte ihm, daß es entlassen sei, Schulden habe und seinen Paß nicht erhalten könne, weil derselbe von seinen Gläubigern mit Beschlag belegt sei. (In Rußland muß ein Jeder, der in’s Ausland fährt, drei Mal als Abreisender im öffentlichen Blatte stehen.) Der Schauspieler bat nun Suwarow um Beistand und Hülfe. Suwarow fragte nach der Höhe der Schulden, und als ihm die Summe von 600 Rubel Silber genannt wurde, bemerkte er zum Schauspieler, daß er selbst Schulden habe und eine so hohe Summe nicht zur Verfügung hätte. Mit einem Male sagt Suwarow zu ihm: „Gehen Sie schnell nach Hause und packen Sie schleunigst Ihre Sachen.“ – Der Schauspieler, ganz verwundert, eilt nach Hause und packt seine Sachen. Er ist noch nicht ganz fertig damit, so steht auch schon die bekannte russische Kibitka vor der Thür, zwei geheime Polizei-Beamte treten ein und bedeuten ihm, daß sie Befehl haben, ihn als politisch verdächtig sofort über die Grenze nach Preußen zu schaffen, was auch geschah. –

Als vor zwei Jahren Kaiser Alexander II. in Riga war und ihm die Vorstände der Corporationen und Innungen vorgestellt wurden, unterhielt er sich mit einem Jeden auf das Freundlichste. Besonders ungenirt im Antworten war der Vorstand der Knochenhauer-(Schlächter-, Fleischer-)Innung, Meinhardt, daher richtete der Kaiser mehr Fragen an ihn, schien sich überhaupt gern mit ihm zu unterhalten. Zum Schluß fragte ihn der Kaiser, ob er nicht einen Wunsch habe. Meinhardt, sehr wohlhabend, antwortete „Nein“, besann sich aber und sagte: „Doch Majestät, wenn Sie nach Petersburg kommen, grüßen Sie mir unsern guten Suwarow recht herzlich,“ was der Kaiser unter innigem Lachen versprach.