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Textdaten
Autor:
Martin Opitz
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Titel:
Ode
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Verwendet wurde die Ausgabe letzter Hand: Martini Opitii Weltliche Poemata. Der Ander Theil. Zum vierdten mal vermehret vnd vbersehen herauß gegeben. Franckfurt / In Verlegung Thomae Matthiae Goetzen / Im Jahr M. DC. XXXIV.
Herausgeber:
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Erscheinungsdatum:
1995
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Quelle:
Martin Opitz: Gedichte. Hg. Jan-Dirk Müller. Philipp Reclam Jun. Stuttgart 1995 (1. Ausgabe 1970), S. 167–168. Scans auf den Commons: Seite 167 , Seite 168 ,
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Ode
Ich empfinde fast ein Grawen
Daß ich / Plato / für vnd für
Bin gesessen über dir;
Es ist Zeit hinauß zu schawen /
5
Vnd sich bey den frischen Quellen
In dem grünen zu ergehn /
Wo die schönen Blumen stehn /
Vnd die Fischer Netze stellen.
Worzu dienet das studieren
10
Als zu lauter Vngemach?
Vnter dessen laufft die Bach
Vnsers Lebens das wir führen /
Ehe wir es inne werden /
Auff jhr letztes Ende hin /
15
Dann kömpt ohne Geist vnd Sinn
Dieses alles in die Erden.
Hola / Junger / geh’ vnd frage
Wo der beste Trunck mag seyn /
Nimb den Krug / vnd fülle wein.
20
Alles Trawren / Leid vnd Klage
Wie wir Menschen täglich haben
Eh’ vns Clotho[ 1] fort gerafft
Will ich in den süssen Safft
Den die Traube gibt vergraben.
25
Kauffe gleichfals auch Melonen
Vnd vergieß deß Zuckers nicht;
Schawe nur daß nichts gebricht.
Jener mag der Heller schonen /
Der bey seinem Gold’ vnd Schätzen
30
Tolle sich zu krencken pflegt /
Vnd nicht satt zu Bette legt:
Ich wil weil ich kann mich letzen.
Bitte meine gute Brüder
Auff die Music vnd ein Glaß:
35
Kein ding schickt sich / dünckt mich / baß /
Als ein Trunck vnd gute Lieder.
Laß’ ich schon nicht viel zu erben /
Ey so hab ich edlen Wein;
Wil mit andern lustig seyn /
40
Wann ich gleich allein muß sterben.
Anmerkungen
Übergeschriebene Buchstaben werden als moderne Umlaute wiedergegeben.
↑ Klotho (lat. Nona): eine der Moiren (Schicksalsgöttinnen), die jedem sein Geschick zuteilen