Pomologische Monatshefte:1. Band:2. Heft:Das Verpacken der Kirschen, Trauben, Aprikosen u. s. w. für weitere Versendungen

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Pomologische Monatshefte
Band 1, Heft 2, Seite 70,
unter: Notizen und Mittheilungen aus Zeitschriften
Eduard Lucas
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Aus den „Beiträgen zur Statistik der Landwirtschaft in Württemberg“
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Ueber den Sommerschnitt der Fruchtbäume
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Das Verpacken der Kirschen, Trauben, Aprikosen u. s. w. für weitere Versendungen.

Für alle frisch zu genießenden Obstgattungen bietet Paris den bedeutendsten Markt dar, und aus den, das Seinedepartement umgebenden Departements kommen sehr große Sendungen derselben nach der Hauptstadt. Durch das erweiterte Eisenbahnnetz werden aber nun auch die entferntern mittlern und südlichen Departements veranlaßt, von jenem sehr vortheilhaften Handel Nutzen zu ziehen und die dort befindlichen jüngeren sehr ausgedehnten Obstpflanzungen werden daher in naher Zukunft beträchtliche Quantitäten Obst nach Paris liefern.

Das Hauptmittel, diese Vortheile zu erlangen, liegt vorzüglich in der Kunst, diese Früchte so zu verpacken, daß sie wie frisch gepflückt auf den Markt kommen können. Diese Kunst verstehen die Frauen und Mädchen der Obstzüchter in dem weitern Umkreis um Paris ganz vortrefflich; ihr nun hier folgendes Verfahren ist einfach, doch erfordert es viel Genauigkeit und Sorgfalt.

Kirschen und Stachelbeeren. Die so sorgfältig als möglich gepflückten Früchte werden in runde, flache Körbe, welche auf dem Kopfe getragen werden, gelegt; beim Verpacken kommen sie dann in andere Körbe, ind zwar gewöhnlich 4–5 Kilogr. (8–10 Pfd.) in einen. Diese Körbe sind ebenfalls rund und flach und aus ungeschälten Weiden locker geflochten, so daß ohne Schwierigkeit in die Wandung Zweige von Echten Kastanien eingesteckt werden können. Dieß Einstecken geschieht zuerst und es werden junge mit Blättern reich versehene Zweige ringsum in das Geflecht des Korbes gesteckt und zu dem Ende am untern Theil etwas zugespitzt. Auf dem Boden des Korbes wird ein dichtes Lager von Kastanien-Laub gethan und auf dieses die Früchte in einen stumpfkegelförmigen Haufen gebracht und der Zwischenraum ringsum mit demselben Laub dicht ausgefüllt.

Hierauf werden die eingesteckten Kastanien-Zweige auf die Früchte niedergebogen, und durch einige darüber und ringsum gespannte Schnüre das Ganze fest zusammengehalten. So verpackt können Kirschen nicht nur auf Dampfschiffen und Eisenbahnen, sondern auch auf gewöhnlichen Fuhrwerken einen Transport von 48 Stunden Zeitdauer, ohne allen Nachtheil ertragen. (Da die Kastanie in Deutschland ein seltener Baum ist, so möchten als Ersatz junge, recht üppige Zweige der Rothbuche, die ein ebenfalls glattes, halblederartiges Blatt hat, als Ersatz dienen können.)

Weintrauben. Diese sind nach den Kirschen am schwierigsten zu verpacken; die Gärtnerfrauen von Thomery sammeln zu diesem Zweck in den Wäldern große Massen von Farrnkraut (wahrscheinlich Adlerfarn, Pteris aquilina oder auch das gewöhnliche Aspidium filix, welches in lichten Laub- und Nadelwäldern in Deutschland sehr verbreitet vorkommt.)

Dieses wird getrocknet und von den starken Stengeln und Rippen der Wedel abgestreift. Man umgibt die Trauben mit ungeleimtem Papier (gewöhnlichem Druckpapier) und legt sie auf ein dichtes Lager von jenem Laub, umgibt und bedeckt sie mit demselben und hält jede Schicht durch feine Weidenstäbchen, die durch die Korbwände gesteck werden, fest. Die große Elastizität dieses trockenen Farrnkrauts schützt die so verpackten Weintrauben vor jeder Reibung.

Apricosen. Man pflückt dieselben vor der vollen Reife, verpackt sie zwischen weiches Papier, legt sie in flache Kisten und versendet sie so; sie vollenden während der Reise ihre Reife.

Aepfel werden von Havre, Dieppe u. a. Häfen aus in ganzen Schiffsladungen nach Rußland, Schweden und Norwegen versendet. Zu diesem Zweck werden die besseren Reinetten, besonders die Echte graue französische Reinette einzeln in gewöhnliches graues Papier gewickelt, und so vorbereitet 1000 Stück in eine Kiste gepackt und alle Zwischenräume mit fest zusammengedrückten Papierschnitzeln sorgfältig ausgefüllt.

(Es ist dieß dieselbe Art der Verpackung wie von Tyrol aus die vortrefflichen Rosmarinäpfel und Borsdorfer, Marschansker, nach Wien, München etc. versendet werden. Man wickelt dort jede Frucht in weiches Druckpapier ein and stopft ebenfalls alle Zwischenräume mit Papierschnitzeln aus.)

(Moniteur Industriel 54.)