Post und Telegraphie
Vor dem Uebergange des badischen Post- und Telegraphenwesens an das deutsche Reich (1. Januar 1872) war die Leitung der Eisenbahn, der Post und der Telegraphie in Freiburg einer der Direction der Verkehrsanstalten nachgeordneten Bezirksbehörde unterstellt. Das Post- und Eisenbahnamt mit der Brief- und Fahrpostexpedition hatte seinen Sitz am Hauptbahnhof. Ausserdem bestand noch eine Stadtpostexpedition, welche den südlichen Theil des Erdgeschosses im Gebäude des Bezirksamtes einnahm.
Im Jahre 1872 gingen Post und Telegraphie zunächst auf zwei von einander unabhängige Lokalbehörden mit der Bezeichnung „Kaiserliches Postamt“ und „Kaiserliche Telegraphenstation“ über. Das Postamt wurde der Oberpostdirection in Konstanz, die Telegraphenstation der Telegraphendirection in Karlsruhe zugetheilt.
Das Postamt fand in einem gemietheten Hause am Holzmarktplatz Unterkommen; die Stadtpostexpedition blieb nebenbei erhalten, auch standen für die dringendsten Bedürfnisse am Hauptbahnhof noch einige beschränkte Räume zur Verfügung.
Am 1. Januar 1876 fand die Verschmelzung des Reichstelegraphenwesens mit der Reichspost statt, was im Jahre darauf zu einer Vereinigung des hiesigen Reichstelegraphendienstes mit dem Postamte – wenn auch vorläufig in getrennten Gebäulichkeiten – führte.
Im Jahre 1878 erfolgte alsdann die Uebersiedelung beider Verkehrszweige in das inzwischen fertiggestellte reichseigene Gebäude, dessen Grundrisse im Reichspostamt entworfen sind, während die Façade von dem Postbaurath Arnold und dem Architecten Fr. Bauer herrührt.
[583] Das rasche Wachsthum der Stadt machte späterhin eine Trennung des Post- und Telegraphendienstes am Orte erforderlich; diese vollzog sich am 1. Februar 1885 durch Errichtung eines selbstständigen Telegraphenamtes neben dem Postamte. Das Postamt wie das Telegraphenamt befinden sich seitdem zwar in dem gleichen reichseigenen Gebäude, jedoch ist der Betrieb beider vollständig von einander abgesondert.
Die Ausdehnung der Stadt gegen den Vorort Herdern hin führte am 1. Mai 1892 zur Errichtung einer weiteren Zweigstelle im Hause Karlstrasse No. 12. Die beiden Stellen befassen sich nur mit der Annahme von Postsendungen und Telegrammen.
Es bestehen zwölf amtliche Verkaufsstellen für Postwerthzeichen. Das Postamt ist Abrechnungspostanstalt für elf Postagenturen. Hierzu kommen noch die Posthilfstellen in Au, Biezighofen, Haslach, Merzhausen, Rebhaus (Kuranstalt), Sölden und Wittnau. Die Beaufsichtigung [584] und Leitung des Postbetriebes auf der Eisenbahnstrecke Freiburg-Neustadt ist ebenfalls Sache des hiesigen Postamtes.
Zur Auflieferung gewöhnlicher Briefpostgegenstände sind im Ortsbestellbezirke 64, im Landbestellbezirke 8 Briefkasten aufgestellt.
Sämmtliche in der Stadt vorhandenen und von auswärts kommenden Reichs-Telegraphenleitungen sind in das Postgebäude geführt, dessen zweites Geschoss die Diensträume des Telegraphenamtes enthält. Die an den Bahnlinien oberirdisch gezogenen Leitungen sind von dem Eisenbahnübergang an der Albertstrasse und von der Eisenbahnbrücke über die Dreisam aus durch die Strassen der Stadt mittelst unterirdischer Kabel bis zum Telegraphenamt geführt.
Die Fernsprecheinrichtung wurde am 22. December 1884 mit 62 Anschlüssen eröffnet; diese Zahl ist aber inzwischen auf mehr als 250 angewachsen. Ausserdem steht durch besondere Vermittelungsstellen mit der Stadt-Fernsprecheinrichtung in unmittelbarer Verbindung die besondere Telephonanlage der Stadtverwaltung.
Das Leitungsnetz der Fernsprechanlagen umfasst 64,27 km Linie, 320,77 km Leitung der Stadt-Fernsprecheinrichtung und 16,11 km Linie, 70,83 km Leitung der besonderen Telegraphenanlagen. Es ist durchweg oberirdisch geführt.