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Quai du Rosaire

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Quai du Rosaire
Untertitel: Brügge
aus: Neue Gedichte, S. 78
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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QUAI DU ROSAIRE

BRÜGGE

Die Gassen haben einen sachten Gang
(wie manchmal Menschen gehen im Genesen
nachdenkend: was ist früher hier gewesen?)
und die an Plätze kommen warten lang

5
auf eine andre, die mit einem Schritt

über das abendklare Wasser tritt,
darin, je mehr sich rings die Dinge mildern,
die eingehängte Welt von Spiegelbildern
so wirklich wird wie diese Dinge nie.

10
Verging nicht diese Stadt? Nun siehst du, wie

(nach einem unbegreiflichen Gesetz)
sie wach und deutlich wird im Umgestellten,
als wäre dort das Leben nicht so selten;
dort hängen jetzt die Gärten groß und gelten,

15
dort dreht sich plötzlich hinter schnell erhellten

Fenstern der Tanz in den Estaminets.

Und oben blieb? — Die Stille nur, ich glaube,
und kostet langsam und von nichts gedrängt
Beere um Beere aus der süßen Traube

20
des Glockenspiels das in den Himmeln hängt.