RE:Tropina

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hafenort an der indischen Küste
Band VII A,1 (1939) S. 695697
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Tropina, ein Hafenort an der indischen Küste. Plin. n. h. VI 72 gibt den Umfang Indiens von der Gangesmündung bis zur Insel Patala am Indusdelta mit Hilfe der Zwischenstationen an, [696] und zwar beträgt die Strecke insgesamt 3 220 000 passus. Bis T. sind es über das Vorgebirge Calingon, die Stadt Dandaguda 1 850 000. Lassen (Ind. Alt. III 168f.) berechnete für die Entfernung bis T. 380 geographische Meilen bis zum Kap Ramankor, das er in der Nähe von Perimula sucht, wobei er aber die auf 750 römische Meilen angegebene Entfernung von T. bis Perimula übersieht. In T. glaubt Lassen ein griechisches Wort in der Bedeutung ‚zur Wende gehörig‘ erkennen zu können, weil die Seefahrer von Kap Ramankor ab ihren Lauf nach Norden richteten und von der bisherigen Richtung ablenkten. Wegen der zu kurz veranschlagten Strecke und des Übersehens der Entfernung von T. bis Perimula ist die Identifikation nicht richtig. Auf Grund der Distanzberechnung, die etwa 2738 km oder 1700 englische Meilen ergibt und bis Ernakulam an der Westküste führt, und wegen des ungefähren Gleichlautes haben andere Forscher (Mc Crindle Ancient India as described by Megasthenês and Arrian 145. Schoff The Periplus of the Erythraean Sea 212. Menon History of Kerala I, Ernakulam 1924, 25) T. mit Tiruppūnitturai (Tripunittura, 76° 20’ ö. L., 9° 57’ n. Br.), 5 Meilen von Ernakulam entfernt, gleichgesetzt. Es ist unsicher, ob auf die Zahlen bei Plinius ein Verlaß ist; Berthelot (L’Asie ancienne d’après Ptolémée 373) lehnt sie als ‚notes confuses‘ ab. Marcian. Heracl. (GGM I 534ff., frg. 34ff.; vgl. die Übersicht der Entfernungen S. 541) rechnet von der 5. Gangesmündung bis Kory 13 970 Stadien, das sind, das Stadion zu 177,6 m gerechnet, 2481,072 km; nach Plinius beträgt die Entfernung bis T. 1850 mp. = 15 416,6 Stadien = 2737,98 km; die Differenz zwischen Kory und T. wäre somit 256,91 km. Berthelot, der das Stadion zu 157,5 m rechnet (vgl. Berthelot Méelanges Navarre 15, wo er für Arrianos wie für Eratosthenes und Ptolemaios u. a. das ägyptische Stadion zu 157,5 m annimmt, dazu s. Rev. Arch. sér. 5, t. 36 [1932] 1; dagegen o. Bd. III A S. 1959), stellt den 13970 Stadien von Kory bis zur Gangesmündung, d. i. nach ihm 2200 km, die moderne Schätzung von 2130 km gegenüber; die Distanz von Kap Comorin bis Kory veranschlagt er auf 389 km (375f.). Auf die Stadienschätzung ist kein unbedingter Verlaß, da Marcian (in des Menippos Epitome GGM I 568 § 5) auf die verschiedene Umseglung der Vorgebirge, die Tagesleistung der Schiffe und die dadurch bedingte Schwankung in der Entfernungsschätzung hinweist. Zudem ist der Unterschied zwischen Kory und T. von 256,91 km verglichen mit dem von Berthelot berechneten zwischen Kap Comorin und Kory von 389 km nicht so groß, um sein abfälliges Urteil über Plinius, wenigstens was die Ostküste Indiens anlangt, gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Es ergibt sich somit, daß T. wohl in der Nähe von Kory gelegen haben dürfte, wenn es nicht an Κομαρεί des Peripl. m. E. 58f. heranzurücken sein wird. Die Identifikation von T. mit Tiruppūnitturai führt zu weit an die Westküste, dieser Ort ist auch nicht so markant, um den griechischen Namen in der mit Lassen wohl anzunehmenden Bedeutung zu rechtfertigen, und als Hafen nicht bekannt. Mit seiner Bemerkung [697] (Ind. Alt. III 9, 2. 166, 3), daß diese Stelle des Plinius nicht aus Megasthenes, sondern aus dem Periplus‚ aber einem von dem des. Erythräischen Meeres verschiedenen, geschöpft sein dürfte, hat Lassen gewiß recht.