Alastor (Ἀλάστωρ). 1) Eine von den Tragikern [1293] ausgebildete Personification des Fluches, der auf dem Frevel ruht; besonders der im Hause des Atreus waltende Rachegeist, Aisch. Ag. 1500ff., vgl. Eur. Or. 333ff. 1545ff.; Phoin. 1556ff. Xenarch. bei Athen. II 63f. Allgemeiner der den Frevel rächende Geist überhaupt, Soph. O. C. 787f.; Trach. 1235ff. Paus. I 30, 1 (in derselben Anekdote setzt Suid. s. Μέλητος für A. die τιμωρὸς Δίκη ein). VIII 24, 8. Bekk. Anecd. I 374. Suid. Bereits bei Aischylos findet sich die Bedeutung des A. weiter ausgedehnt zu dem Begriff eines verderblichen Dämon, ohne dass es sich um das Rächen eines Frevels handelt, Pers. 353f., wo erklärend κακὸς δαίμων hinzugesetzt ist; so besonders häufig bei Euripides El. 979f.; Hek. 948f.; Hipp. 818; I. A. 878; Med. 1333; Or. 1666ff.; vgl. Tro. 766ff; als Gegensatz zum Ἀγαθὸς δαίμων (s. Agathodaimon Nr. 1) Orph. hymm. prooem. 31; noch allgemeiner ‚Verderben, Befleckung‘ Eur. Herakles 1234; in der Mehrzahl ἀλάστορες Luk. Nekyom. 11. Und wie der böse Dämon, der den Ruchlosen in die Irre (ἀλᾶσθαι) treibt, so wird auch der unstät und schuldbeladen Irrende selbst als A. bezeichnet (der ἀνὴρ ἄλαστος Soph. O. C. 1482f.); so entsteht die Bedeutung ‚Frevler‘, die dann geradezu als Scheltwort gebraucht wird, Aisch. Eum. 235ff. Soph. Ai. 371ff. Eur. Hek. 684ff.; I. A. 944ff.; Tro. 940ff. Demosth. XVIII 366. XIX 348. Klearch. b. Athen. XII 541c. Plut. qu. Gr. 25. Paus. VII 11, 2. Themist. p. 43a. Hesych. s. ἀλαστήσας, ἀλάστορες etc. Etym. M. Suid.; der nemeische Löwe Soph. Trach. 1094f., die Sphinx als ἡ Ἀ. bezeichnet Bekk. Anecd. p. 382. Ferner kommt A. auch als Beiname rächender Gottheiten vor, a) der Erinyen, Eur. Med. 1059. 1258ff.; Phoin. 1592ff. Eustath. Il. p. 763, 36. 1213, 45; b) des Zeus, Hesych. Etym. M. Eustath. p. 474, 21. 763, 36; c) des Helios, Eustath. Il. III 277 p. 415, 20; Od. I 253 p. 1415, 17; d) des Anteros, Paus. I 30, 1.