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Reibung und Abnutzung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Bw.
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Titel: Reibung und Abnutzung
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 772_d
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[772_d] Reibung und Abnutzung. Nach siebenjährigen Beobachtungen und Messungen wurde eine mit den schwersten bis jetzt gewalzten Schienen ausgerüstete Strecke einer englischen stark benutzten Eisenbahn an den Schienenköpfen innerhalb dieses Zeitraums um 2,4 mm, d. h. jährlich um 0,34 mm abgenutzt. Die Strecke hat jährlich den Uebergang von 1 Million Tonnen an Wagen, Gütern und Menschen auszuhalten und wird im ganzen 35 bis 40 Jahre dem Verkehr dienen können, bevor die Schienen der Erneuerung bedürfen. Dieselben werden alsdann 12,5 mm ihrer Kopfhöhe durch die rollende Reibung der Radreifen verloren haben. – Schneller vollzieht sich die Abnutzung der festen Landstraßen, die in dem Musterlande des deutschen Straßenbaues, im Königreich Sachsen, auf 6,7 mm jährlich, für das festgewalzte Schottermaterial berechnet, festgestellt wurde. Alle elf Jahre bedürfen die Straßen hier einer aufgeschütteten Steinschlagschicht von 9,25 cm im ungewalzten oder 7,4 cm im gewalzten Zustande. – Ein trotz seiner Weichheit wenigstens gegen die rollende Reibung sehr widerstandsfähiges Material ist der Gummibelag der Pneumatikreifen unserer Fahrräder. Der Laufmantel eines solchen Reifens ist 3 bis 4 mm stark an der Lauffläche, wovon etwa die Hälfte auf den Gummibelag, die Hälfte auf das untergelegte sehr feste Gewebe kommt. Nach anderthalbjährigem Gebrauch war die Gummischicht eines solchen Reifens trotz schlechter Straßen kaum merkbar beansprucht. Die 2 mm hohen Nonslipping-Wulste eines Hinterradreifens hatten nach der Zurücklegung von 5000 km noch fast ihre volle Stärke, andererseits kann durch anhaltendes Bergabfahren und Bremsen der Gummibelag des Vorderrades sehr viel schneller zerstört werden, und am meisten leiden darunter die leicht zu ersetzenden Gummiflächen der Bremse selbst. Verfasser hat den 20 mm hohen Bremsklotz eines Rades bei einer nur zehntägigen Gebirgsreise bis auf einen verschwindenden Rest abgenutzt. – Es braucht nicht immer der weichere von zwei Körpern zu sein, der sich beim Vorgange der Reibung am meisten abnutzt. Steter Tropfen höhlt den Stein, heißt es im Sprichwort und in der Wirklichkeit. Die eisernen Becher oder Schraubengewinde von Kornelevatoren werden durch die bloße Bewegung oder den schärferen Anprall der Getreidekörner so stark abgenutzt, daß sie verhältnismäßig häufig ersetzt werden müssen, und selbst harte Mühlsteine nutzen sich durch die Reibung des Getreides und Mehles verhältnismäßig sehr schnell ab. – Besonders zerstörende Wirkungen bringt die Reibung eines Wasserstrahles hervor. Bei dem kalifornischen Elektricitätswerk zu Fresno, dessen Peltonräder durch den Druck einer 427 m hohen Wassersäule gespeist werden, wird das verbrauchte Wasser mit einer solchen Gewalt umhergespritzt, daß die Cementwände der Turbinenkammern schon nach den ersten Tagen des Betriebs die Spuren einer furchtbaren Zerstörung aufwiesen. Man kleidete sie durch dreizöllige mit Eisenblech bekleidete Bohlen aus, aber das Eisen zeigte nach wenigen Stunden ein Aussehen, als ob es durch Säurestrahlen angegriffen worden wäre. Jetzt sind die Kammern durch 4 cm dicke Gußeisenplatten geschützt, welche häufig ausgewechselt werden. – Tägliche Beweise der Abnutzung durch Reibung liefert uns das durch unsere Hände gebende Geld. Ein seit 1859 im Umlauf befindlicher Kreuzer hat seit dieser Zeit fast den vierten Teil seiner Dicke und seines Gewichtes verloren. Die im Umlauf befindlichen Goldmünzen der Erde nützen sich durch das bloße Angreifen so stark ab, daß der damit verbundene Verlust sich jährlich auf 1100 kg Gold oder 3 Millionen Mark beläuft. Bw.