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Reise durch die Bank von England

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Textdaten
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Autor: Heinrich Beta
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Titel: Reise durch die Bank von England
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 231–233
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Beta ist Autor nach Das Herz der Handelswelt.
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[231]
Reise durch die Bank von England.

London ist der Mittelpunkt alles festen Landes der Erde, wovon sich Jeder durch eigenes Experiment an einem Globus überzeugen kann. Theilt man ihn so in zwei Hälften, daß auf die eine Hälfte so viel festes Land fällt, als überhaupt auf eine Hälfte zu bringen ist, und sucht dann den Mittelpunkt dieser Halbkugel, so finden wir London. In Handel und Wandel ist’s auch Brennpunkt aller Meere und wird es in viel höherem Grade in Folge der großen Cobden-Brightschen Revolution in Paris: Cobden und Bright, die blutlosen Helden von 1846, die den Engländern zum ersten Male unbesteuertes Brod verschafften, haben 1860 auch den von ganz Europa feig gefürchteten Napoleon besiegt, ihn zu dem englisch-französischen Handelsvertrage überredet und so die seit zehn bis zwölf Jahren erste, einzige, vernünftige historische That in Europa gethan, alle Handelsartikel – bis auf funfzehn – von Besteuerung und Vertheuerung befreit und so England zum Emporium der Welt, zum Freihafen der Bedürfnisse, Fabrikate, Producte und Lebensfreuden civilisirter Menschen erhoben. London wird nun erst recht Mittel- und Brennpunkt der Güter dieses Lebens, Bank und Börse aller Reichthümer der Erde.

Mittelpunkt im Mittelpunkte des Handels und Verkehrs, Brennpunkt und Herz Londons ist die Bank. Alle Wege, alle Omnibus in London, jeder City-Kaufmann, alle Herzen und Bestrebungen gehen bankwärts. Die Reichen und Mächtigen der Erde in allen civilisirten Theilen derselben pochen gleichsam im Geiste auf diesen Felsen ihres Vertrauens, und Potentaten, die fürchten, eines schönen Abends weggejagt zu werden, wie südamerikanische Republiken-Präsidenten und selbst der schwarze Faustin, deponiren vorher der Zukunft wegen ihre „sauern Ersparnisse“ in diese Herzkammer des Welthandels und Credits.

Die Bank zieht sich düster und augenlos an Fenstern als nördliche Seite der Hauptverkehrsschwingungsknoten im Londoner Verkehre. Diese Knoten werden in der Regel durch fünf zusammenlaufende große Verkehrsadern oder Straßen gebildet. Die fünf Straßen, welche hier in dem von Bank, Börse und Mansion-Haus (Wohnung des Lord-Mayors) gebildeten Dreieck zusammen- und wieder auseinanderlaufen, sind die Hauptschlagadern aller andern. In der Mitte vor der Börse reitet Wellington, umgeben von rothjackigen, numerirten Schuhputzerjungen, als wär’ er zu deren Director herabgesunken. Nördlich gegenüber führt ein einziger, enger, unscheinbarer Eingang in die ersten innern Höfe des ungeheueren, solarisch über die Erde strahlenden Mauerwerks, das die Reichthümer und den Credit des Welthandels enthält, erwärmt und befruchtet, die englische Bank. Sie bildet architektonisch ein unregelmäßiges, nordwestlich ausschwellendes, einstöckiges Viereck und bedeckt über vier Morgen Landes. – Ich war wohl gelegentlich in der Bank gewesen, aber nur in diesem oder jenem Bureau. Alles Uebrige war mir bis zu einem Märzmorgen dieses Jahres Geheimniß. Jetzt aber hatte ich einen „Paß“ für die ganze Bank von einem Director in den Händen, lautend für mich und fünf Freunde. Solch eine Karte – und nur eine solche – sichert uns einen officiellen Führer in erbsengrüner Uniform und öffnet alle Räume und deren Thätigkeit. Durch den engen Eingang von der Börsenseite her in den ersten Hof tretend, besuchten wir erst den größeren zweiten links mit dem immer muntern, trichterförmig sich drehenden Springbrunnen in der Mitte von Bäumen und Blumen. Seltsames Geplätscher in der plötzlichen Stille, da das ewige Knattern, Donnern und Krachen des Verkehrs draußen nicht durch die dicken Mauern hierher dringt und nur als ein allgemeines, dumpfes Beben und Schüttern, ein schwaches Brummen und Brausen, wie ein fernes Erdbeben mehr durch die Füße, als durch die Ohren vernehmbar wird. Springbrunnen, Blumen und Bäume und sogar zwitschernde Spatze zwischen deren noch kahlen Zweigen! Naturleben mitten zwischen diesem düsteren Gestein, ringsum meilenweit fern von Feld und Flur, hier wo die bescheidene Krokuszwiebel ungestört den Raum einnimmt, der zehnfach mit Gold belegt wird, um ihn in dieser Nachbarschaft nur als leere Baustelle nur zu pachten!

Ringsum in den Höfen öffneten und schlossen sich immerwährend ganz schweigend und von selbst Flügelthüren hindurchlaufenden, eifrigen, schweigenden Menschen links nach innen, rechts nach außen, sodaß die Leute immer, ungestört durch einander, geräuschlos durch die Thüren hinein- und herauslaufen, wie durch alle die Hunderte von Thüren und Räume der ganzen Bank.

Wir wußten nicht, durch welche wir unsern Führer suchen sollten, und wandten uns wieder an den Eingang zurück, wo links in einem engen Kasten ein ungeheurer, betreßter Dreimaster über die Times etwas hervorragte. Wir entdeckten dahinter einen dünnen Mann mit einem dicken, langen, schwerbesetzten, rothen Schlafrock, den Portier (alle Beamten-Uniformen in England sind nach unseren straffen, preußischen Begriffen komisch, schlotterig, reich und geschmacklos). Er wies uns durch verschiedene Corridors und Gänge in ein Bureau, wo unsere Karte geprüft, unsere Namen eingeschrieben und uns in einem Nebenzimmer Stühle angewiesen wurden, zum Warten auf den noch nicht disponiblen Führer. Durch die offene Thür hatten wir Gelegenheit, den ganzen Corridor der Directoren-Zimmer und ihres Salons zu besichtigen: dunkel marmornes Mauer- und Säulenwerk, schön gemalte Decken mit Glasdächern, die blos Licht von oben herein lassen und den Räumlichkeiten unten, Menschen und Decorationen darin eine angenehm gedämpfte Licht- und Farbentönung geben, wie uns hernach in unzähligen anderen Räumen mit „Himmelslichtern“ auffiel. Unten lagen kostbare Teppiche, die marmornen weißen Gänge waren mit regelmäßigen Figuren von Strohgeflechten belegt, so daß jeder Schritt der wichtig und geheimnißvoll schweigend hin und herschreitenden Personen geräuschlos hinglitt. Auch die lebensgroßen Portraits oben (darunter das von Abraham Newland, der erst Bäcker, hernach 60 Jahre lang Buchhalter der Bank war) sahen wichtigthuend und mysteriös herab aus ihren weißen Perrücken.

Der graugrün beleibrockte Führer, mit einem den lebendigen beinahe vollkommen ersetzenden künstlichen Arme, hielt mit uns zuerst draußen vor einem Balkon, von welchem man auf einen inneren offenen Hof hinabsah. Unten von einem eisernen Lastwagen warf ein gewöhnlicher Arbeiter schwitzend Kohlköpfe, wie es erst schien, auf den Balkon herauf. Es waren aber Säcke neuen gemünzten Goldes, eben von der Münze mit einem Fuhrmann und einem Schreiber durch die dickbevölkerten Straßen hergebracht (ohne Dragoner und sonstige Vorsichtsmaßregeln). Eine gewöhnliche Fuhre von 175,000 Pfund in Säcken à 701 Pfund. „Warum gerade à 701 Pfund?“ fragte ich. „Ist so immer gewesen, jeder Sack muß 701 Pfund enthalten,“ war die Antwort. Also eine jener Sonderbarkeiten, die sich in tausenderlei komischen, alten Gerechtigkeiten durch alle Labyrinthe des englischen Lebens ziehen. – Unten hielten noch mehr Lastwagen mit Goldstaub von Australien, andere, die Gold luden, scheinbar ohne alle Vor- und Aufsicht, da gewöhnliche Arbeiter, je 2–3, auf den Wagen und um dieselben beschäftigt waren.

[232] Weiter. Durch Corridore und Labyrinthe von Gängen hinunter durch die Buchbinderei und Druckerei, wo alle Bücher und Drucksachen für die Bank und nur für die Bank gemacht werden, bis an die Glasthür der Banknoten-Druckerei. Bis an die Thür und nicht weiter. Kurz vorher war einem Besucher von dieser Oldham’schen Notendruckmaschine ein Arm abgerissen worden. Deshalb und um das Wunder besser geheim zu halten, war kurz vorher jeder Besuch Fremder streng verboten worden. Durch die Thür sahen wir eben blos eine complicirte, feine, ruhig und leicht arbeitende Maschinerie mit geheimnißvollen Uhrwerken und Chiffreblättern, durch welche die gedruckten Noten – Fünf- bis Einhunderttausendpfundnoten – genau controlirt und gezählt werden, so daß kein Betrug möglich bleibt. Wir sahen eben, wie zunächst nasse Papierstückchen erst mit mysteriösen Wasserzeichen, dann, von selbst weiter getragen, auf einem, später auf anderen Theilen bedruckt wurden und nach etwa zehnfachen Druckoperationen an einer Stelle von selbst herauskamen und sich vor den Augen eines controlirenden Beamten übereinander legten. Die Maschinerie druckt in ihren verschiedenen Abtheilungen zugleich die verschiedensten Noten, von der Fünf- bis Funfzigpfundnote. Blos die höheren bis zu 100,000 Pfund haben bestimmte Tage.

Im Uebrigen werden hier täglich viel mehr Exemplare dieser größten „Credit-Zeitung“ der Welt gedruckt, als von der Times, da die Bank immer nur neue Noten und keine zum zweiten Male ausgibt.

Wieder durch verschiedene Bureaux und Corridors, deren Merkwürdigkeiten wir bei Seite liegen lassen, kamen wir an einer zahllosen Reihe von langen abgefächerten Arbeits-Pulten voller Menschen vorbei, die zum Theil hinter Stößen von alten Banknoten (die hier zum „Löschen“ gebucht und in großen Bündeln der „Bank-Bibliothek“ für zehnjährige Verwahrung und endliche, tägliche Verbrennung überliefert werden) versteckt waren und hier und da blos mit dem Scalp hervorragten, in den großen Salon des Hauptcassirers, der selbst nicht sehr bei Casse zu sein, sondern nur die Gold- und Notenmassen untergebener Beamter neben und um sich zu dirigiren und zu controliren schien. Rechts neben ihm durften wir durch eine große Spiegelglasthür in das Allerheiligste schauen, aber es nicht betreten. Wir sahen links eine lange Reihe von Glaskasten, in denen niedliche Mechanismen von Rädern, Hebeln und Federn mit goldenen Sovereigns oder Pfundstücken spielten. Diese Sovereigns waren oben an einer schräg in den Kasten führenden Rinne angebracht und wurden von da ruhig und regelmäßig mit feinster Präcision einer nach dem andern – 30–40 in der Minute – über feine, äußerst empfindliche Blättchen oder Plättchen in einen Kasten links geworfen. Nur manchmal – dann und wann – aber selten, bekam einer dieser mechanischen Genien den Einfall, einen Sovereign rechts in einen andern Kasten zu werfen, d. h. jedesmal, wenn ihn die Münze (bis zu einem Hundertstel Gran) zu leicht gemacht hatte.

Dies war also die berühmte Cotton’sche Goldwage. Wir können dieses patentirte, kostbare Geheimniß natürlich nicht schildern und begnügen uns blos mit Andeutung der Operation, so weit sie aus einiger Entfernung zu beobachten war. Ueber jedem Wägekasten befindet sich ein schräg ableitender Cylinder oder Schneller, der die Sovereigns einzeln vor die Oeffnungen des Kastens herabschiebt. Hier operiren zwei Aufnehmeplättchen oder Recipienten für die vollwichtigen und leichten Goldstücke. Dies geschieht durch zwei in rechten Winkeln neben einander angebrachte feine Kolben, die genau so groß sind, daß sie über den Recipienten hinstreichen und das darauf geschobene Goldstück entfernen können. Der eine Kolben streicht über den anderen, der eine just da, wo das vollwichtige Goldstück auf der Wageplatte liegt, der andere darüber weg durch die Spalte, wo der zu leichte Sovereign auf der mit ihm gestiegenen Platte sich befindet. So streicht der eine Kolben die vollwichtigen Stücke links, der andere die leichten rechts weg und spart dadurch die nicht so genaue Wäge-Arbeit von mehr als funfzig Menschen, die früher Tag für Tag ein Stück nach dem andern auf den feinsten gewöhnlichen Goldwagen zu prüfen hatten. Neben diesen still und sicher arbeitenden Reihen von Mechanismen, die täglich bis 100,000 Goldstücke sortiren, schaufelte ein Mann in ungeheuere Haufen von Goldstücken hinein, um immer je 500 Stück auf der Wage zu zählen und immer je zwei Wagschalen in einen Tausendpfundsack zu binden. Solcher Tausendpfundsäcke standen schon ganze große Phalangen neben einander, und der Mann fügte mindestens in jeder Minute einen neuen hinzu, so schnell und sicher arbeitete er mit seiner kostbaren Wage. Wagen sind überhaupt ein Stolz der Bank. Sie rühmt sich der besten in der Welt, namentlich einer, welche schon ein Hunderttausendstel eines Grans und sogar die Wärme einer darunter gehaltenen Hand (als Störung) angibt. Auch sind alle die Hunderte von Gold- und Silberwagen, die in den verschiedenen Bureaux vertheilt sind, so genau und präcis, daß sie nicht nur den Gewichtsmangel des einzelnen Geldstücks allein, sondern mitten in einem Sacke von Tausenden verrathen.

Von unserer Spiegelglasthüre weg traten wir durch verschiedene Gänge, Thüren und Mauerwerke in den „strong-room“, die feuer-, wasser- und bombenfeste Vorrathskammer disponibler Baarschaft, einen langen, schmalen Saal mit einem langen, massiven Zahltische in der Mitte entlang. An beiden Seiten und an der Hinterwand eine einzige, neben einander ununterbrochen fortlaufende Reihe von doppeleisernen, dicken, feuerfesten Wandschränken für Noten oder Gold. Der eine Hüter dieser Schätze, ein freundlicher, dicker Kahlkopf, schloß uns mit Hülfe seines Collegen (deren Jeder einen besondern Schlüssel für die je zwei Schlösser jedes Wandschranks hatte) eine Schatzkammer nach der anderen auf und hatte die Freundlichkeit, Jedem von uns eine ganze Million Pfund Sterling (in zwei Päckchen à 500 Eintausendpfundnoten) ein Weilchen in die Hand zu geben, „just,“ sagte er, „um uns in Stand zu setzen, sagen zu können, daß wir einmal eine Million Pfund gehabt hätten, die in gemünzten Goldstücken 180 Centner wiegen würden.“

Es waren eine ziemliche Menge Schränke mit solchen Papierchen angefüllt; in den andern schien es erst, als wären zusammengeknüllte Strümpfe dicht neben einander aufgeschichtet; es waren aber lauter Tausendpfundsäcke, in jedem Schranke 75, hübsche, schwere Säcke, nicht gut mit einer Hand zu heben, wie man uns probiren ließ, und eine lange, lange Reihe von Schränken, alle eben so hübsch und solid ausgefüllt. Mehreren von uns wurde sehr andächtig, sogar fieberisch zu Muthe in dieser Festung der Sovereigns, welche die Welt regieren und vor welchen sich auch die absolutesten Souveraine beugen; der freundliche Kohlkopf meinte aber, wir solltens uns nicht so zu Herzen nehmen. Das sei Alles Lumperei hier. Respectabel dagegen nenne er die circulirenden Tausende von Millionen, die hier vertreten und solid verbürgt seien im großen, goldenen Keller unten, wo die Goldbarren à 16 Pfund schwer (= 800 Pfund Sterling) wie Feuerholz aufgeschichtet in langen Stößen und Reihen neben einander ständen, ohne die Silberbarren-Gänge und die Haufen ungemünzten Goldes, das die Bank auf Vorrath und Speculation kaufe. Großartig und vielleicht ohne Gleichen sei das Geschäft der Bank, die täglich 1000 Beamten und Dienern (à 50 bis 2000 Pfund Jahresgehalt) vollauf und in der Regel schwere, Kopfnerven anstrengende Arbeit gebe. Sie hat, um einige Hauptgeschäftszweige anzudeuten, unter Anderem über 1,500,000,000 von Potentaten und Privatleuten deponirte Sovereign-Werthe zu wachen, sie zu verwalten und zu verzinsen und muß jeden Tag bereit sein, Geld und Leute haben, Exchequer-Bills, d. h. die auf Autorität des Parlaments ausgegebenen Staatscreditbriefe, die jeden Tag Zinsen tragen (11/2 bis 21/2 Penny auf je 100 Pfund täglich) mit Baar zu honoriren; sie muß über 450 Millionen Pfund Actien-Capital (von Eisenbahnen, Bergwerken, Compagnien verschiedener Art) sichern, verwalten und verzinsen und endlich ganze tausend Millionen Pfund Stocks, Fonds, Consols und verschiedene „Annuitäten“ (verschiedene Namen für die verschiedene Zinsen tragenden Papiere der Staatsschuld)[1] bewirthschaften und immer am 5. Januar und 5. Juli, am 5. April und 10. October mit 3 oder 31/2 Procent, d. h. mit jährlich baaren 30 Millionen Pfund an die Tausende von Inhabern verzinsen. Sie druckt und verbürgt alle in der weiten Welt circulirenden Banknoten, sie kauft, und münzt alle die fabelhaften Massen englisches Gold und Silber, vor welchem sich die Menschen jedes Standes, jeder Farbe und Race beugen, sie thut mit ihren tausend Beamten täglich tausenderlei Dinge, von denen wir schwachen Sterblichen mit unsern paar Groschen klein Geld in der Tasche keine Ahnung haben, uns keine Vorstellung machen können.

[233] Als wir durch den großen, runden Saal, wo auf der einen Seite Gold, auf der andern Silber gezahlt wird, gingen, stießen und drängten sich die Menschen massenweise mit schweren Gold- und Silbersäcken auf den Schultern. Etwa 30 Beamte warfen immer Gold, immer Silber hin, dem Einen Hunderte, dem Andern Tausende von Pfunden und immer mit derselben Gleichgültigkeit, wie sie diesem und jenem armen Schlucker eine einzelne Fünfpfundnote wechselten. Unser Führer verabschiedete sich höflich und machte sogar mit seinem künstlichen Arme eine graciöse Schwenkung des Abschieds. Wir aber sahen uns draußen stumm an, bis der Lustigste von uns ausrief: „Noch sind wir freie Bürger und Herren auf diesem goldenen englischen Boden, aber von nun an, börslich und pecuniär betrachtet, unerlösbare ausgemachte Proletarier.“




  1. Sehr lehrreich und vielsagend ist die Thatsache, daß die drei stupidesten Kriege (nach den Folgen beurtheilt) fast allein die englische Nationalschuld hervorgebracht haben. Der Krieg gegen Amerika endete mit 121, der Krieg gegen Napoleon mit 601, der Krieg gegen die Türkei (officiell gegen Rußland) mit 1000 Millionen Pfund Kriegsschulden.