Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Auerbach (Vogtland)

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Autor: M.
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Titel: Auerbach
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 83–84
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Auerbach.


Die Stadt Auerbach mit vier hundert Häusern und vier tausend Einwohnern liegt im östlichen Voigtlande am rechten Ufer der Gölzsch und gehört zu dem Amte Plauen. Sie ist ein sehr gewerbreicher Ort, indem hier namentlich Baumwollenweberei, Näh- und Stickarbeiten getrieben werden; auch war vor Zeiten die hiesige Spitzenklöppelei von nicht geringer Bedeutung, wie denn noch vor dreissig Jahren Auerbach und seine nächste Umgegend über 300,000 Ellen schwarze, schmale Spitzen versandte. Hier ist auch der Hauptsitz des Sächsischen Pech- und Russhandels, welchen die Pechsiedereien in dem nahen, von hier längs dem Erzgebirge bis über Schöneck reichenden Waldungen veranlassten, die Kurfürst August 1579 der Familie von Planitz auf Auerbach für den Spottpreis von 20,000 Gülden abkaufte, so dass der Volkswitz behauptete, wenn der Kurfürst für diese Summe Stecknadeln gekauft und an jedem Baume eine solche befestigt hätte, doch immer noch eine grosse Anzahl Bäume ohne Nadeln geblieben sein würden. Uebrigens liefert Auerbach Pottasche, Malz, Nadler- und Kürschnerwaaren; auch hat es bedeutende Getreidemärkte und vier Jahrmärkte.

Ueber die Entstehung Auerbachs fehlen alle historischen Nachrichten, und die Tradition, dass der Ort seinen Namen den vielen hier befindlichen Auerhähnen zu verdanken habe, ist ungereimt. Die Sage behauptet ferner, dass die ersten Ansiedler in dem Gölzschflusse Gold fanden, wodurch der Wohlstand des Ortes sich rasch gehoben habe. Die Entdecker des Goldes sollen zwei Knaben gewesen sein, deren Andenken man dadurch erhalten wollte, dass über dem nördlichen Thore ein Stein eingemauert wurde, mit der Inschrift:

„Dies sind die zwei jungen Knaben,
Die das Gold gewaschen haben.“

Dieser Stein, der noch vor fünfzig Jahren vorhanden gewesen sein soll, ist jedoch verschwunden. Als ein ehrwürdiges Denkmal der Vergangenheit steht aber noch ein Theil der uralten Burg, welche vielleicht schon vor einem Jahrtausend hier ihre gewaltigen Thürme und Zinnen erhob. Im dreizehnten Jahrhundert gab es ein adliges Geschlecht, welches sich nach dieser Burg nannte, wie denn unter Anderen 1282 Conrad von Auerbach vorkommt, der dem Kloster Grünhain bei Zwickau einige Güter schenkte. Höchst wahrscheinlich vertraten diese Herren von Auerbach als Burgmannen einen fürstlichen Statthalter, vielleicht einen Voigt von Plauen, der ihnen das feste Schloss zur Bewachung anvertraute. Auerbach hatte schon vor 1348 Kaiser Karl IV. von den beiden Pfalzgrafen am Rhein, Ruprecht dem Aelteren und Ruprecht dem Jüngeren, durch Kauf an sich gebracht, welches Ereigniss vielleicht damit zusammenhängt, dass der Kaiser den Pfalzgrafen Ruprecht den Jüngeren, welcher in Sächsische und Anhaltische Gefangenschaft gerathen war, 1353 mit zwölf Schock Prager Pfennigen, und zwar gegen Verschreibung mehrerer Besitzungen, auslöste. Im Jahre 1357 hatte der Kaiser Auerbach bereits wieder verkauft; denn die Voigte von Plauen werden urkundlich 1358 als Herren zu Auerbach genannt. Im Jahre 1402 versetzte Heinrich Voigt von Plauen (ein biederer, tapferer Herr, der den Muth hatte, die Verbrennung des Reformators Huss zu Kostnitz öffentlich bitter zu tadeln) „daz stettchin czum Gefelle vund vnssre Slos vnd stete vrbach, hus vund stat“, nebst dem Dorfe Röthenbach für 5000 Gülden an den Markgrafen Wilhelm von Meissen, weshalb denn diese drei Orte in der 1410 erfolgten Meissnischen Landestheilung namentlich mit aufgeführt sind. Als Afterlehnsträger des Markgrafen finden wir auf der Burg zu Auerbach 1416 Heinrich von Weyda, und 1422 Zdenko, Burggrafen von Dohna. Als nach Markgraf Wilhelms Tode dessen Besitzungen an das Kurhaus gefallen waren, hausten die Burggrafen von Dohna noch immer hier, und zwar werden 1448 und 1459 Burggraf Friedrich, sowie 1482 Zdenko von Dohna genannt. Letzterer hatte das Schloss in erblicher Lehn und überliess es mit allem Zubehör 1483 an Pankratius Schenken, der dasselbe jedoch schon 1490 an Hans von Wolfersdorf verkaufte. Im Jahre 1499 kam Auerbach an die Familie von Planitz.

Georg von Planitz war in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Statthalter der Burggrafen von Meissen, deren Würde nach dem Tode Heinrichs, Grafen von Hartenstein, des letzten Burggrafen, welcher 1426 in der Schlacht bei Aussig blieb, an den Kurfürsten gefallen war. Er wird, als erster Herr dieser Familie auf Auerbach, als Stammvater der Voigtländischen Linie von Planitz betrachtet, scheint jedoch bald nach Erwerbung des Gutes gestorben zu sein. Rudolf von der Planitz, sein Sohn, erwarb sich durch seine Tapferkeit die Ritterwürde und versah von 1494 bis 1513 das Amt eines Hauptmanns zu Zwickau. Es gehörte ihm auch die Herrschaft Wiesenburg. Seine beiden Gemahlinnen waren Sophie von Kotzau aus Kotzau, und dann Emerentia von Bock. Rudolf von Planitz starb am Dienstag nach Latäre 1530 auf dem Stammschlosse Planitz und wurde in der Dorfkirche daselbst beerdigt. Hans von der Planitz, sein Sohn, besass ausser Auerbach auch Gölzsch und Belgershain, und war ein grosser Freund der Wissenschaften, so dass er in Folge seiner grossen Gelehrsamkeit und Staatsklugheit zu hohen Aemtern gelangte. Kaiser Karl V. erhob ihn zu seinem Geheimrath, Orator und Assessor [84] des kaiserlichen Kammergerichts zu Speyer, und brauchte ihn zu den schwierigsten Missionen. Später trat Hans von Planitz in die Dienste des Kurfürsten. Durch die Gnade des Kaisers wurde ihm die Auszeichnung, dass seine Familie sich des Prädikats „Edle“ und zum Siegeln des rothen Wachses bedienen sollte. Sein Tod erfolgte 1535 zu Weimar, wohin er sich zur Schlichtung einer Streitfrage zwischen dem Kurfürsten und Herzog Georg begeben hatte; vermählt war er mit Barbara von Schönberg aus Schönau. – In Bezug auf seine Belehnung mit Auerbach ist zu bemerken, dass im Jahre 1525 als seine Mitbelehnten genannt werden sein Bruder Rudolf von der Planitz auf Planitz und sein Vetter Rudolf, ebenfalls auf Planitz. In einem späteren, vom Kurfürsten Johann Friedrich ausgestellten, Lehnbriefe sind als Mitbelehnte angeführt: Rudolf zur Wiesenburg, Christoph zu Bauerwald, Christoph zu Grün, Georg zu Trünzig und Rudolf zu Sahlick.

Als ein späterer Besitzer von Auerbach erscheint Georg von der Planitz, ein Sohn Hansens, der 1571 als burggräflich Plauenscher Rath starb. Seine erste Gemahlin war Magdalene von Ende, die am 5. September 1541 von einem Wetterstrahle erschlagen wurde, worauf sich der Wittwer mit Margarethen von Schönberg verehelichte. Er hinterliess zwei Söhne, von denen Johann Dietrich Auerbach bekam; als dieser aber erblos mit Tode abging, erhielt dieses Gut sein Bruder Johann Georg auf Ritzengrün, vermält mit Margarethe von Wiesenburg und dann mit Barbara von Wiesenbach, welche Letztere ihm fünf Söhne und sieben Töchter gebar. Er starb 1599 und Auerbach wurde im Erbe getheilt, so dass nunmehr zwei Rittergüter, oberen und unteren Theils genannt, entstanden. Johann Dietrich, Edler von der Planitz, erhielt das obere Gut, starb aber ohne Erben, worauf dasselbe an seinen Bruder Johann Georg gelangte, der sich mit Marien von Schauroth vermählte und um das Jahr 1650 gestorben ist. Ihm folgte Johann Christoph, vermählt mit Agnes Sophien von Ende aus Kemberg und gestorben 1680. Sein Sohn hiess ebenfalls Johann Christoph, und seine Gemahlin war Julie, Edle von Planitz aus Ritzengrün. Er starb um das Jahr 1740. – Erst in neuerer Zeit kam Auerbach oberen Theils, welches mit dem Rittergute Sorga combinirt ist, aus dem Besitze der Familie von Planitz an die Familie von Bünau. Beide Güter gehören jetzt dem Herrn Rittmeister Heinrich Freiherrn[VL 1] von Bünau.

Das Rittergut oberen Theils (auch Schlosstheil genannt) wurde durch Kanzleinachricht vom 24. November 1741 für schriftsässig erkannt. Es besitzt Antheile von Beerhaide, Brunn, Eich, Ellefeld, Rebesgrün, Rempesgrün ganz, ferner an Wernesgrün nebst einer Mühle, Hinterhain, Hauptbrunn und Ritzengrün, sowie auch noch die Dörfer Oberauerbach, Hahngrün und Reiboldsgrün dazu gehören.

Auerbach unteren Theils empfing bei der 1599 erfolgten Theilung Johann Georgs von Planitz dritter Sohn, Johann Christoph, der sich mit Martha von Schauroth vermählte. Ihm folgte sein Sohn, Johann Christoph, kurfürstlicher Rittmeister, der die Wittwe Friedrichs von Metzsch auf Plohn heirathete. Einer seiner Söhne, Heinrich Rudolf, wurde 1696 bei Ath in Brabant erstochen. Er hinterliess drei Kinder, von denen Christian Ludwig Auerbach erhielt und auch Lengefeld, Sorga, Hohengrün und Plohn an sich brachte. Seine Nachkommen haben Auerbach unteren Theils noch jetzt im Besitz. Das Rittergut Auerbach unteren Theils wurde im Jahre 1744 schriftsässig und besitzt ausser den Antheilen an der Stadt Auerbach und den Dörfern Brunn, Niederellefeld, Eich, Hinterhain, Rebesgrün, Rempesgrün, Ritzengrün, Wernesgrün, Wiedenberg, Dorfstadt und Schnarrtanne, auch noch die Dörfer Mühlgrün, Krinitzleuthen mit einer Mühle und Vogelsgrün. Auf beiden Rittergütern haftet die Collatur über die geistlichen Aemter zu Auerbach, Rodewisch, Rothenkirchen und Ritzengrün.

Auerbach wurde im Jahre 1430 von den Hussiten zerstört und 1540 von einer bedeutenden Feuersbrunst heimgesucht, ein Schicksal, welches die Stadt auch 1757 betraf, wo nur wenige Häuser von den Flammen verschont blieben. Am 9. October 1834 brach abermals eine Feuersbrunst aus, die den schönsten Theil der Stadt, sammt der alten berühmten Kirche, vernichtete. Dieselbe wurde bis zum Jahre 1839 wieder aufgebaut und zeichnet sich durch erhabene Bauart und edle Einfachheit aus. Die frühere Kirche war der heiligen Anna und einer ihrer Altäre dem heiligen Leibe Christi geweiht; ihr gehörten sieben Bauerhöfe zu Gospersgrün. – Im Jahre 1762 fand in der Nähe von Auerbach ein grosses Gefecht Statt, bei dem der Preussische General Seidlitz den Oestreichern viele Gefangene und sechshundert Wagen abnahm.

M.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Wort gestrichen