Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Cotta

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Autor: Eduard von Burchardi
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Titel: Cotta
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 22–24
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Cotta.


Das Rittergut Cotta liegt am südwestlichen Rande der Sächsischen Schweiz an einem Kalkmergelberge mit Basaltspitze, fünf Viertel Stunden von Pirna und dem Elbstrome entfernt, an der nach Teplitz führenden Chaussee. Das Gut wurde von dem Burggrafen von Dohna um das Jahr 1000 gegründet, als er zur Erbauung der ersten hölzernen Dresdner Brücke bedeutende Waldstrecken niederschlagen liess, und im alten Pagus Nisan gelegen, kam es bei der Vermählung des Grafen Wiprecht von Groitzsch mit Judith, einer Tochter des Herzogs Przslaus von Böhmen, die zur Aussteuer den Pagus Nisan und Pagus Budissin empfing, an die Dynasten von Groitzsch, jedoch schon 1113 war Burggraf Eckenbert, als kaiserlicher Präfect der Burg Dohna, in Cotta’s Besitz. Burggraf Otto der Aeltere von Dohna wird in einer kirchlichen Urkunde von 1311 als Erbherr zu dem Pfarrlehn von Cotta aufgeführt.

Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts wurden die mächtigen Burggrafen von Dohna wegen ihrer unaufhörlichen Fehden von Markgraf Wilhelm dem Einäugigen in ihrem Stammschlosse Dohna belagert. Die Veranlassung hierzu gab hauptsächlich ein Tanz des Adels auf dem Rathhause zu Dresden im Jahre 1401, wo Burggraf Jeschke von Dohna an Ritter Rudolph von Körbitz, der ihm aus Eifersucht beim Tanze ein Bein gestellt, sich mit einer Ohrfeige rächte. Die blutige Fehde, welche aus diesem Zwiste entstand, benutzte der Markgraf, die gefährlichen Burggrafen von Dohna anzugreifen und ihre Schlösser zu zerstören. Nachdem die Burg Dohna gefallen war, entwichen, die Burggrafen nach Wesenstein und von da nach ihrer Veste Königsstein; sie konnten indessen der überlegenen Macht des Markgrafen und ihrer zahlreichen mit ihm verbündeten Feinde nicht widerstehen und flohen nach Böhmen. Die Besitzungen der vertriebenen Burggrafen erklärte der Markgraf für verfallenes Lehen. Im Jahre 1445 finden sich Hans Rauber und sein Vetter als Besitzer von Cotta; sie waren Beide Beisitzer des Schöppenstuhls zu Dohna; ebenso wird 1513 Caspar Rauber auf Cotta in einem Verzeichniss der Gäste beim Mahl und Ritterding zu Dohna aufgeführt.

Nach Caspar Rauber gehörte Cotta einem Tyzen Rauber, der das Gut 1517 an Anthonius von Kospoth, Hauptmann zum Schellenberg, verkaufte. Dieser Anthonius von Kospoth war ein Liebling Herzog Georgs des Bärtigen, und im Staatsarchiv befinden sich noch eine Anzahl interessanter Briefe, welche Kospoth zur Zeit des Bauernkrieges an den Herzog Georg und dessen Sohn, Herzog Johann, schrieb. Nach seinem Tode fiel Cotta durch Erbschaft an seine beiden Brüder, Karl und Hans von Kospoth, zu deren Zeit, wie aus allen Lehenbriefen zu ersehen, noch mehrere jetzt für sich bestehende Güter, namentlich die Rittergüter Langhennersdorf, Hermsdorf mit Brausenstein und Raum gehörten, welche die Herren von Kospoth nach und nach verkauften. Cotta blieb im Besitz der Kospoths bis 1661, mithin 144 Jahre, wo es öffentlich versteigert wurde, indem nach den schweren Verlusten, welche der dreissigjährige Krieg über Cottas damaligen Besitzer Friedrich von Kospoth gebracht, dessen Kinder nicht im Stande waren, das ererbte Gut der Familie zu erhalten. Durch ein Meistgebot von 16000 Gulden gelangte Cotta an den Freiherrn von Friesen, Geheimrath und Präsident in Leipzig. Von ihm wurde 1662 das jetzige Wohnhaus an der Stelle und mit Benutzung des alten Brauereigebäudes aufgebaut, und das alte Schloss, nachdem es längere Zeit wüst gelegen, zur Brauerei umgewandelt, welche noch jetzt darin besteht. Das alte Gebäude trägt die Jahreszahl 1305, und ist daher muthmasslich von dem Burggrafen Otto dem Aeltern von Dohna erbaut worden, welchem damals Cotta gehörte. Ausser seinem hohen Alter hat das Gebäude nichts Interessantes, und obgleich es in den Urkunden als Schloss bezeichnet wird, verdient es nach den Begriffen der Jetztzeit diesen Namen nicht mehr, da es nur ein gewöhnliches Haus, jedoch mit den gewaltigen Mauern des Mittelalters ist. Von dem in alten Urkunden oft erwähnten, darunter befindlichen und, wie es scheint, sehr gefürchteten Gefängniss, der Fresser genannt, ist keine Spur mehr vorhanden; wahrscheinlich wurde es verschüttet oder zugemauert.

Das Rittergut Cotta blieb vom Jahre 1661 bis 1821, mithin 160 Jahre, ununterbrochen im Besitz der freiherrlich Friesenschen Familie, welche ausser Cotta gleichzeitig auch Rötha und Rammelburg besass und gegenwärtig noch [23] besitzt: in Folge der bedeutenden Verluste aber, welche der letzte Französische Krieg herbeiführte, sah sich die Frau Kammerherrin Wilhelmine Freifrau von Friesen genöthigt, den Besitz von Cotta aufzugeben, und so wurde es im Jahre 1821 durch Meistgebot von 75000 Thaler Eigenthum des Kauf- und Handelsherrn Gottfried Christoph Härtel in Leipzig, nach dessen Tode es 1832 durch Erbauseinandersetzung seiner hinterlassenen Kinder an dessen älteste Tochter, Elwine, vermählte Freifrau von Leyser, gelangte, von der im Jahre 1840, bei seiner Verehelichung mit ihr, durch Ehevertrag und Kauf Cotta an den jetzigen Besitzer Eduard von Burchardi kam.

Das eigentliche Rittergutsareal von Cotta war während der Herrschaft der Familie Friesen bedeutend geringer, als gegenwärtig, indem es erst in neuerer Zeit durch Hinzukauf von Bauerngrundstücken bis auf 1200 Scheffel vergrössert worden ist, wovon 700 Scheffel Feld und Wiese, das Uebrige Waldung enthält. Das Gut hat Brauerei, Brennerei und Ziegelei, einen Steinbruch von Cottaer Bildhauersandstein und das Bergrecht auf Eisenstein im sogenannten Zwiesler Zuge auf Cottaer Rittergutsareal; auch ist es im Besitz der Forellenfischerei in der Gottleubebach und hat zur Zeit noch eigene Gerichtsbarkeit über Gross- und Klein-Cotta, einen Theil von Neundorf, Zwiesel und Vorberggiesshübel, ingleichen das Collaturrecht über Kirche und Schule.

Das im Album gegebene Bild vom Rittergute Cotta zeigt das Wohnhaus, welches 1662 der Geheimrath und Präsident Carl Freiherr von Friesen erbaute, und im Jahre 1833 die damalige Besitzerin, Freifrau von Leyser, durch Aenderung des Daches und der Façade nach einfachem Italienischen Styl dem neueren Geschmacke angemessener herstellen liess.

Durch seine anmuthige Lage mit herrlicher Aussicht nach dem Elbthale in der Nähe von Dresden und Töplitz, inmitten mannigfacher, sehr interessanter botanischer und mineralogischer Erscheinungen, gewährt Cotta einen höchst angenehmen ländlichen Aufenthalt. Der Cottaer Spitzberg überragt den Ort, welcher 792 Fuss über der Nordsee liegt, noch um 401 Fuss, und zeichnet sich deshalb durch eine weite prachtvolle Rundsicht aus. Gegen Abend sieht man hinab auf die lachende Gegend des Elbthales bis unter Meissen hin; südlich erheben sich die mühsam bebauten Bergrücken des Sächsischen Erzgebirges, gegen Morgen und Mitternacht aber zeigen sich die dichten Schwarzwaldungen der Sächsischen Schweiz mit ihren gewaltigen Sandsteinklippen, über denen in blauer Ferne die Schlesischen und Böhmischen Gebirge den Horizont begrenzen.

Interessant ist dieser Berg auch noch durch eine alte liebliche Volkssage, nach der in seinem stillen Schoose Zwerge, oder wie sie die hiesige Volkssprache nennt, „Quarkse“, wohnen. Aber nur einige Wenige sind zurückgeblieben von der so grossen Zahl, welche in grauer Vorzeit hier und im nahen Zwergloch des Hennersdorfer Wasserfalles hausten, harmlose, gute Geschöpfe, die den nahewohnenden Landleuten nur Gutes thaten. Sie verliessen vor mehreren hundert Jahren die hiesige Gegend und zogen jenseits der Elbe. Es hatte nämlich ein Mädchen, welche von einem der kleinen Bergbewohner geliebt wurde und viel Gutes von ihm genossen hatte, gegen ihr Versprechen die Wohnung der Zwerge am Wasserfalle in der Beichte verrathen, und so waren die armen kleinen Leute genöthigt, ihre dortige Heimath zu verlassen. Die vom Cottaer Berge, als ihre nahen Freunde und Verwandten, schlossen sich ihnen an bis auf eine kleine Zahl, welche vermuthlich wegen des grossen Schatzes, der im Spitzberge verborgen ist, zurückblieben.

Es war an einem stillen Novembermorgen, wo ein so dichter, dunkler Nebel über der Erde lag, dass man die Hand vor den Augen nicht sehen konnte, da hörte man ein Trippeln von vielen tausend kleinen Füsschen den Kirchsteg daher kommen und unterdrücktes Weinen und Schluchzen. Sie zogen durch das Rottwernsdorfer Thal nach Pirna und liessen sich dort über die Elbe setzen. Der dasige Fährmann, welcher sie wegen des dichten Nebels nicht erkennen konnte, hatte sich für jeden Kopf, den er übersetzen würde, einen Pfennig ausbedungen, und die Zwerge sind dieser Bedingung getreulich nachgekommen, indem ein Jeder seinen Pfennig in dem Kahne zurückliess, und waren darin so viel Pfennige gewesen, dass sie der Fährmann nicht zählen konnte, sondern messen musste, und ein reicher Mann dadurch geworden ist. Man sagt, sie würden einst wieder kommen, und dann der Bergbau im nahen Städtchen Bergiesshübel auch wieder aufblühen, aber Niemand weiss wann; denn das Mädchen, welches das Geheimniss verrieth und das Fortziehen der guten Geschöpfe veranlasste, wollte keine Auskunft mehr geben; sie konnte blos noch weinen und jammern, und ist bald darauf aus Reue und Herzeleid gestorben.

Der Eingang zu der noch jetzt von den Quarksen bewohnten Höhle des Cottaer Spitzberges ist nur aller neun Jahre, wenn das umstehende Laubholz geschlagen worden ist, eine kurze Zeit, und auch dann nur in beträchtlicher Entfernung vom Berge, auf dessen südlicher Seite deutlich sichtbar. In nächster Nähe der wahrgenommenen Stelle angelangt, findet man den Eingang so sorgfältig mit Steinen versetzt, dass man am Ende irre wird, wo er sich befindet, und alles Suchen danach vergeblich ist. Jedoch giebt es im Jahre einen einzigen Tag, wo die Höhle offen steht, so dass Jedermann eintreten kann; Niemand aber weiss, welches der Tag ist.

Einst war eine Frau oben am Berge grasen, als gerade die Mittagssonne gewaltig heiss schien, so dass die Frau in das Gehölz ging, um Schatten zu suchen und einige Augenblicke auszuruhen. Plötzlich befand sie sich vor einer Höhle, von der sie früher nie etwas gesehen, und als sie dem Eingange näher trat, erblickte sie längs der Wände Bänke und in der Mitte eine Tafel. Die erschöpfte Frau, vergnügt, ein so treffliches Ruheplätzchen zu finden, liess sich auf einer der einladenden Bänke nieder und genoss mit unbeschreiblichem Vergnügen die erquickende Frische des Ortes, wobei sie ihre Cornette oder Haube abnahm und neben sich legte. Nach einiger Zeit ging die Frau mit neuen Kräften an ihre Arbeit, vergass aber die in der Höhle liegen gebliebene Cornette, und hatte bereits mit ihrem grasgefüllten Korbe auf dem Rücken den Heimweg angetreten, als sie sich des zurückgebliebenen Kleidungsstücks erinnerte und umkehrte. Aber wie sie auch suchte und forschte, sie fand keinen Eingang mehr zur Höhle und musste mit unbedecktem Haupte nach Hause gehen. Die kluge Frau merkte sich indessen genau den Tag und die Stunde, wo das wunderbare Ereigniss stattfand, und als nach einem Jahre sie zu ganz gleicher Zeit wieder auf den Spitzberg ging, war die Höhle abermals offen und auf ihrem alten Platze lag – die Cornette!

Ein anderes Mal war ebenfalls, um Gras zu holen, eine Frau auf den [24] Berg gegangen, und da sie daheim Niemand hatte, der ihr kleines Kindlein wartete, nahm sie es mit. Auch sie fand die Höhle offen, und darin waren gar freundliche kleine Männchen, die sie höflich bat, so lange auf das Kind Acht zu geben, bis sie ihren Korb mit Gras gefüllt haben würde. Die kleinen Leute verstanden sich gern zu der erbetenen Gefälligkeit, und als die Frau nach beendigter Arbeit hinging, das Kind zu holen, hatten die Männchen ihr Amt getreulich versehen, und gaben ihr das Kindlein freundlich zurück, gaben demselben auch eine Semmel. Als nun die Mutter mit ihrem Kleinen nach Hause kam, da hatte sich die Semmel in Gold verwandelt, und mit Freuden erkannte die nunmehr wohlhabende Frau, dass es die guten Quarkse gewesen, denen sie ihr Kind anvertraut.

Einstmals ging eine sehr arme Frau von Kummer und Sorgen darniedergedrückt, über den Berg, und als sie dessen Gipfel beinahe erreicht hatte, trat ihr plötzlich aus den Büschen ein kleines, wundersam aussehendes Männchen entgegen und gab ihr ein ziemlich schweres Päckchen in die Hand. Voller Schrecken und Entsetzen ergriff sie die Flucht, ging aber doch später in herzhafter Begleitung nach dem Orte des Schreckens zurück und fand daselbst zwischen den Steinen, wohin sie das Packet geschleudert, einige unbekannte Silbermünzen.

Noch jetzt lebt in Cotta ein Mann, der als Knabe einst mit einem Schulkameraden am Hange des Spitzberges herunterkletterte und eben so plötzlich als unerwartet vor der offenen Höhle der Zwerge stand. Von gewaltigem Grausen überfallen, waren die Knaben nicht im Stande, die Höhle näher zu untersuchen, sondern flohen so rasch wie möglich von der unheimlichen Stätte. Trotz späterer Nachforschungen, gelang es den beiden Knaben niemals wieder, den Ort der offenen Höhle aufzufinden. – Ebenso sah man in einer dunklen Nacht drei Zwerge mit langen, weissen Bärten in dem lange Zeit unbewohnten nach der Abendseite gelegenen Eckzimmer des Cottaer Herrenhauses sitzen, und bei einer Beleuchtung wie Mondenschein in einem grossen Buche lesen. – So lebt denn die uralte Sage von den Zwergen des Cottaer Berges im Munde der hiesigen Landleute noch immer fort und findet aufrichtigen Glauben. Leider ist die Sage von betrügerischen in der Nähe wohnenden Leuten schon benutzt worden, um sich auf Kosten treuherziger Menschen zu bereichern – den grossen Schatz der Cottaer Zwerge aber birgt noch immer der dunkle Schooss des Spitzberges.

In Wahrheit aber findet man am Cottaer Berge häufig alte Silbermünzen – sogenannte Brakteaten oder Hohlmünzen – welche von Papierstärke sind und ein Bildniss tragen, das der gewöhnlichen Darstellung eines Zwerges mit einem unverhältnissmässig grossem Kopfe gleicht. So wurden im Jahre 1844 unter einem grossen Steinhaufen vierzig Stück solcher Münzen in einem Rindenkästchen gefunden, welche zum grössten Theile noch im Besitze des dasigen Rittergutsbesitzers sind; diese öfteren Vorkommnisse aber tragen ohne Zweifel nicht wenig dazu bei, die alte Volkssage im Gedächtniss und Glauben der hiesigen Bewohner festzuhalten.

Die Kirche zu Cotta ist unmittelbar neben dem Rittergutshofe gelegen, und ein massives, als Dorfkirche gar stattliches und grosses Gebäude mit im Jahre 1618 angebautem starken, hübschen Thurme von ziemlich beträchtlicher Höhe. Das Innere, geräumig, einfach und hell, macht einen wohlthuenden Eindruck. – Die Zeit ihrer Entstehung ist bis jetzt mit Sicherheit nicht zu ermitteln gewesen; die älteste vorhandene Urkunde ist vom Jahre 1311, und besagt, dass der würdige Pfarrer Paulus zu Cotta mit Gunst des Grafen Otto dem Aelteren von Dohna, als damaligem Erbherrn des Cottaer Pfarrlehens, ein Stück Feld, zur Ehre Gottes und des heiligen Nikolaus, der Kirche als ewige Gabe darbrachte. Nach aller Wahrscheinlichkeit lässt sich annehmen, dass nicht lange Zeit nach der Begründung von Cotta auch die Kirche durch die Burggrafen von Dohna entstand, da diese, bis auf den wilden und fehdelustigen Jeschke, dessen Treiben den Untergang seiner Familie beschleunigte, durch Frömmigkeit und kirchlichen Sinn sich rühmenswerth auszeichneten. Im Innern der Kirche befindet sich ein altes Grabdenkmal mit zwei Kreuzfahrerkreuzen, einem geschlossenen Helme und Schilde, auf welchem Letzteren ein grosser Fisch dargestellt ist. Dieses Monument ist ohne Zweifel älter, als oberwähnte Urkunde, indem es höchst wahrscheinlich dem zwölften Jahrhundert angehört.

Die Kirche war dem Schutze des heiligen Nikolaus übergeben, dessen reich vergoldetes in Holz geschnitztes Bildniss sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat, und gegenwärtig in der Sammlung des Sächsischen alterthumsforschenden Vereins zu Dresden aufgestellt ist. Das Gotteshaus ist von Alters her durch Schenkungen und Vermächtnisse, namentlich durch die dasigen Kirchenpatrone und deren Familienglieder, gut dotirt worden, und befindet sich in Folge davon noch bis auf den heutigen Tag im Besitze eines ansehnlichen Vermögens in baaren Capitalien und Waldgrundstücken. – Aus den vorhandenen Urkunden ist ersichtlich, dass die Kirche anfangs klein, vielleicht nur eine Kapelle, war, durch fortgesetzte Vergrösserung aber ihre jetzige stattliche Gestalt erhielt.

Weit und breit berühmt seit der ältesten Zeit ist Cotta durch seine vortrefflichen Sandsteinbrüche, deren schon in den ältesten Urkunden Erwähnung geschieht, und welche bereits von den slavischen Ureinwohnern benutzt worden zu sein scheinen. Der Cottaer Sandstein ist zweifacher Art, nämlich ein grobkörniger, sehr harter Stein, der jetzt nur noch wenig gebrochen wird, in früherer Zeit aber in sehr beträchtlichen Massen als Mühlstein nach auswärts bis in die weiteste Ferne, ja sogar bis nach den Nordseeländern versendet wurde. Die zweite Art des Cottaer Steines ist der Bildhauersandstein, dessen Benutzung noch jetzt im vollen Gange ist, da er alle anderen Sorten des Sandsteins an Feinheit und Gebräuchlichkeit zu künstlerischen Zwecken übertrifft.

Die Statuen der katholischen Kirche zu Dresden, die Bildhauerarbeiten im Zwinger, am Theater und dem neuen Museum, sowie die grossen, schönen Säulen der Altstädter Hauptwache, sind sämmtlich aus Cottaer Sandstein gearbeitet, ebenso eine unendliche Menge Verzierungen aller Art an weniger bedeutenden Dresdner Gebäuden. Auch der Bildhauerstein wird weit hinaus über Sachsens Grenzen verschickt, und zum Schmuck der Gebäude, Denkmalen und anderen plastischen Kunstwerken benutzt.

Eduard von Burchardi auf Cotta.