Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ehrenberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: M. G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ehrenberg
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 142–143
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
[142]
Ehrenberg.


Ehrenberg bei Kriebstein, 1 Stunde südlich von Waldheim, 1¾ Stunde von Mittweida, 2½ Stunde von Hainichen und Rosswein entfernt, steht auf dem felsigen und etwa 150 Ellen hohen Berge, welcher am rechten Zschopauufer dem Schlosse Kriebstein gegenüber ansteigt.

Der Name dieses Ortes wird von der Gattin Hera oder Hertha, richtiger aber von Ehrich abgeleitet.

Ehrenberg wie Kriebstein gehörten früher zusammen der grossen Herrschaft, welche Dietrich von Bärenwalde besass und von welcher der Sitz in Waldheim war.

Ehrenberg scheint erst in der Zeit vom vierzehnten bis zum funfzehnten Jahrhundert erbaut worden zu sein. Dietrich von Bärenwalde wurde jedoch von dem Ritter Staupitz von Reichenstein aus Kriebstein vertrieben. Friedrich der Streitbare, Landgraf in Thüringen, nachheriger Kurfürst, seiner lehnsherrlichen Verbindlichkeit eingedenk, belagerte Staupitzen und zwang denselben zur Uebergabe der Burg. Allein Friedrich, Herr von Kriebstein, fand es nicht für gut, diese Besitzung an Dietrich von Bärenwalde zurückzugeben, weil er in seinen Lehnspflichten sich nachlässig bewiesen.

In der Folge kam die ganze Kriebsteinische Besitzung, wozu Ehrenberg gehörte, in die Hände des Apel von Vitzthum von Apolda, des Rathgebers Wilhelms III. und des Anstifters des Bruderkrieges. Die Veranlassung und den Grund davon sucht man vergebens in den alten Urkunden.

Friedrich der Sanftmüthige, aufgebracht über die Intriguen des Apel von Vitzthum, nahm im Jahre 1446 während des Bruderkrieges diese Besitzung weg und gab Schweickartshain und Ehrenberg Kunz von Kaufungen als einstweilige Entschädigung für seine in Thüringen von den Truppen Wilhelms besetzten und ruinirten Güter, doch nur unter der Bedingung, dass er diese Güter zurückgeben müsse, wenn er ihn zu den seinigen in Thüringen wieder verholfen haben würde.

Dies geschah denn auch im Jahre 1449, Kunz aber machte noch eine grosse Rechnung für gehabten Aufwand und Schaden im Bruderkriege und weigerte sich vorzüglich Schweikartshain und Ehrenberg herauszugeben, bis er durch Urtheil und Recht im Jahre 1451 dazu verurtheilt wurde. Von nun an die Feindschaft zwischen dem Kurfürsten Friedrich und Kunzen. Apel von Vitzthum erhielt seine Güter zurück, muss aber nicht lange im Besitze derselben mehr geblieben sein, denn wir sehen bald darauf die Herrschaft in anderen Händen. Vom Herzoge Georg erhielt die verwittwete Prinzessin Elisabeth geborene Landgräfin von Hessen die Herrschaft zum Leibgedinge. Diese trat solche an den Kurfürsten Moritz ab, von welchem die ganze Besitzung an den Geheimen Rath Grafen von Carlowitz kam, welcher sein Gut Schönfeld dagegen vertauschte. Nach des Letzteren Tode, im Jahre 1552, wurde die Herrschaft unter seine vier Söhne in vier Hauptgüter Kriebstein, Ehrenberg, Schweickartshain und Waldheim getheilt, und zwar dergestalt, dass die Stadt Waldheim an Otto von Carlowitz, Kriebstein mit Bernwalde, Gilsberg, Heiligenschein, Höfchen, Gauschenthal, Reinsdorf, Richzenhain, Tanneberg, auch Theile von Erlau und Frankenhain an Niklas von Carlowitz, Schweickartshain an Hans von Carlowitz, und Ehrenberg nebst dem Vorwerke Ehrenberg und allen ursprünglichen Zubehör an den zweiten Sohn, Christoph von Carlowitz, kam. Von Christoph von Carlowitz kam das Gut Ehrenberg an [143] Wolf von Schönberg, von welchem es im Jahre 1629 Hans Wolf von Ende acquirirte, der es wieder an seinen Bruder den Obersteuereinnehmer und Amtshauptmann Wolf Rudolph von Ende vererbte. – Von der Familie von Ende kam es an das Geschlecht derer von Einsiedel. Der Sächsische Conferenzminister Detlev Carl von Einsiedel hat Ehrenberg noch mit dem ehemaligen Amtsvorwerke Massanei vermehrt, welches schon in früheren Zeiten mit Kriebstein und Ehrenberg combinirt gewesen und später nebst aller Holzung über die Zschopau seit hundert Jahren pachtweise von den Besitzern von Ehrenberg übernommen worden ist. Zum Gute gehören auch noch Erlbach, Kriebthal, Neuhausen, Reichenbach, Schönberg, auch Theile von Gebersbach, Knobelsdorf und Grünberg.

Das Schloss nimmt sich trotz seiner nicht pracht- aber doch geschmackvollen Bauart und in Rücksicht seiner hohen Lage aus dem Zschopauthale betrachtet, recht imposant aus. Nicht ohne bleibenden Eindruck kann der Wandrer von hinnen gehen. Betrachtend und unwillkürlich wird sein Fuss gefesselt, wenn er zugleich zwei alte Burgen erschaut, die aller Zerstörung trotzenden Denkmäler der Vorzeit.

Das Schloss hat auch eine Capelle und einen angebauten Thurm. Die Wirthschaftsgebäude bezeugen sogleich den Sinn für alle neue Verbesserungen in der Oeconomie, welcher den vorigen Besitzer belebte und den jetzigen nicht weniger ziert.

Bemerkenswerth von Ehrenberg ist übrigens die höchst edle Schäferei, das Schweizer Rindvieh und die grosse Brauerei.

Ebenso kann auch nicht unerwähnt bleiben, dass bei Massanei in einem schönen Thalgrunde eine Salpetersiederei sich befindet.

Endlich müssen wir noch der herrlichen Garten- und Parkanlagen um das Schloss gedenken. Vorzüglich ist der Punkt am Abhange über der Zschopau, wo man auf einer Bank Kriebstein gegenüber und dessen Mühle mit dem schäumenden Wehre zu den Füssen hat, einer der eindruckvollsten, so wie man rechts die Zschopau fast wie eine kleine See der Schweiz erblickt.

Es ist hier unbedingt eine der schönsten An- und Fernsichten Sachsens. Man kann sich nicht genug sehen und kommt immer wieder dahin zurück.

Herr Conferenzminister Graf Detlev Carl von Einsiedel auf Mükkenberg, der sich eines hohen Alters erfreut und heute noch Besitzer von Ehrenberg ist, lässt es übrigens an Nichts fehlen, was zur Verschönerung des Gutes dient.

Ehrenberg ist nach Waldheim eingepfarrt, doch wird auch auf dem Schlosse gepredigt und zwar zufolge einer uralten Stiftung blos vom ersten Adventsonntage bis zu Palmarum Mittwochs und zwar von dem Pfarrer zu Grünberg.

Collator dieser Pfarrei zu Grünberg ist der jedesmalige Besitzer von Ehrenberg.

Noch darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Umgegend von Ehrenberg Amethyst und Kristall gefunden wird.

Ehrenberg gehört jetzt zum Gerichtsamte Waldheim, zum Bezirksgerichte Mittweida, zur Amtshauptmannschaft Döbeln, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Ehrenberg zählt 63 bewohnte Gebäude mit 83 Familienhaushaltungen und 462 Einwohnern.

M. G.