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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Hohburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: O. M.
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Titel: Hohburg
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 72
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Hohburg.


Hohburg, in Urkunden auch Hoberch, Hobergk und Hoburg genannt, liegt eine starke Stunde von Wurzen, zwischen den Städten Eilenburg und Dahlen, am östlichen Fusse und Abhange des grossentheils bewaldeten Frauenberges, dem sogenannten kleinen Berge gegenüber, am rechten Ufer des Flüsschens Lossa. Westlich grenzt Hohburg mit Kapsdorf und seine Flur raint noch mit Zschepa, Zschorna, Müglenz und Thammenhain; die Preussische Grenze ist fünf Viertelstunden entfernt. Unter den weithin sichtbaren Hohburger Bergen, welche die sogenannte und vielbesuchte „Hohburger Schweiz“ bilden, versteht man nicht nur den Höhenzug von dem bei Röcknitz beginnenden Holzberge an den Zwochauer Teichen vorbei bis zum Dorfe Oberthammenhain hin, sondern auch den nördlich gelegenen Gaudlitz- oder Gaudelsberg, und den in südlicher Richtung sich erhebenden Frauenberg. Von den trefflichen Waldungen, welche diese Höhen bedecken gehört ein Theil zu dem Hohburger Rittergute; sie hängen mit dem auf Preussischem Territorium gelegenen Schildaer Walde zusammen. Zwischen Hohburg und Thammenhain befindet sich eine Gruppe von Teichen. Das Dorf zählt etwa einhundert Einwohner.

Im Mittelalter hauste auf einer hier befindlichen Burg ein angesehenes Adelsgeschlecht, das in vielen Urkunden des dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts namhaft gemacht wird. So verkaufte Heimbold von Hoberch dem Kloster zu Sornzig 1290 drei Schock Prager Groschen Zinsen und Hans von Hoberch zog 1426 mit acht gerüsteten Pferden zu dem Heere, welches dem Eindringen der Hussiten sich entgegenstellte und bei Aussig eine furchtbare Niederlage erlitt. Um das Jahr 1460 gehörte Hohburg dem edlen Geschlechte der Herren von Poigk (auch Pouch, Pack, Bogk, Bock genannt), von denen zuerst Wolf von Poigk vorkommt, der aus der Mark Brandenburg, wo er Sommerfeld und Schönfeld besessen hatte, sich nach Sachsen wendete und mit Anna von Thiemen vermählte. Sein Sohn Heinrich Poigk starb 1544 und hinterliess eine Wittwe, Dorothea geborne von Haugwitz, mit drei Kindern, von denen Bernhard von Poigk in den Besitz Hohburgs gelangte. Nach dessen Tode erbte das Gut Heinrich von Poigk, vermählt mit Anna von Harras und nach ihm Hans von Poigk, Gemahl Marias von Wesenig aus Belgern, der 1617 Hohburg an Wilhelm von Lindenau auf Kobershain und Zwochau verkaufte. Wilhelm von Lindenau überliess sehr bald das Gut dem Landesherrn, Churfürst Johann Georg I. Es geht die Sage dass dieser Fürst Hohburg gegen Dr. Martin Luthers Siegelring an des Reformators Enkel, Johann Martin Luther, vertauscht habe, dem ist jedoch nicht so, sondern der Churfürst überliess das hiesige Gut Luthers Nachkommen wegen der rechtlichen Ansprüche, welche dieser an das Klosteramt Sornzig erhob. Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts war Herr auf Hohburg Johann Adolf Schmeiss und Ehrenpreissberg, im Anfange dieses Jahrhunderts gehörte es dem Herrn von Beschwitz und gelangte alsdann in Besitz des jetzigen Eigenthümers Herrn Rittmeisters von Reitzenstein. Bis zum Jahre 1654 gehörte zum hiesigen Rittergute auch das nahe Zwochau und noch 1740 war die Ruine der alten Burg Hohburg vorhanden, welche damals der Retschin (das slavische Wort Rhatschin bedeutet Burg), genannt wurde.

Die Kirche zu Hohburg, wohin auch Kapsdorf, Zwochau und die Zschisckenmühle eingepfarrt sind, war im Jahre 1721 so wandelbar geworden, dass auf Veranlassung der Kircheninspection ein Kapsdorfer, Namens Ay, im Churfürstenthum herumgeschickt wurde, um milde Beiträge zu einer Kirchenreparatur und Erbauung eines Kirchthurms, den ein Orkan beschädigt hatte, zu sammeln. Eine alte Matrikel besagt, dass vormals die Pfarre ein eigenes Holzgrundstück besass, woraus alljährlich dem Geistlichen zehn Klaftern Scheite und der Abraum für das Schlägerlohn verabreicht wurden. Als das Rittergut in Besitz des Landesherrn kam schlug man das Pfarrholz zur Jagd und Wildbahn, doch blieb dem Pastor das Deputat. Erst kurz vor dem Französischen Kriege ist dieses unter dem Vorwande des Abganges am Scheitholz nach Sitzenroda verlegt worden und nachdem die Verabreichung desselben aus der Torgauer Amtswaldung aufgehört hatte lieferte es einige Jahre das Revier zu Luppa; jetzt aber wird es auf Reudnitzer Revier geschlagen.

O. M.