Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Neuschönfels

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Autor: Otto Moser
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Titel: Neuschönfels
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aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 15–16
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Neuschönfels.


Die Einfälle der fränkischen Ritter und ihre Beraubung der von Nürnberg kommenden Kaufleute gaben wahrscheinlich Veranlassung zur Erbauung der uralten Burg Schönfels. Sie war ein wohlbesetzter Posten, von wo aus man die benachbarten Ortschaften vom Heranzuge der räuberischen Edelleute und ihrer wilden Genossen benachrichtigte, wofür die Besatzung der Burg gewisse Gefälle bezog und den Nachbarorten gegen die Wegelagerer beizustehen hatte. So musste die Stadt Werdau bis in die neueste Zeit den beiden Rittergütern Alt- und Neuschönfels jedes Jahr eine Tonne Heringe und mehrere Ellen Tuch liefern. Urkundlich wird Schönfels bereits im Jahre 1225 genannt, wo es Schoninvels hiess und von Burgmannen besetzt war. Das alte Schloss besassen noch zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts die Reussen von Plauen, deren Lehnsmänner die Herren[WS 1] von Schönfels gewesen zu sein scheinen. Ohne Zweifel ist Schönfels das Stammhaus der Familie von Schönfels, zu der auch Kunz von Kaufungens Genosse beim Altenburger Prinzenraub, Wilhelm von Schönfels gehörte.

Ob die Herren von Weissenbach Schönfels bereits im vierzehnten Jahrhundert besessen, ist historisch nicht zu beweisen, wohl aber gehörte es ihnen um das Jahr 1460. Bald nach der Reformation wurde das Rittergut getheilt und es entstand dadurch das Gut, und um 1550 das noch jetzt stehende Schloss Neuschönfels. Die Urkunde über diese Trennung ist datirt aus Waldenburg am Montage nach Laurentii 1548, und darin einigen sich die Gebrüder Otto, Hermann, Wolf und Hieronymus von Weissenbach dahin, dass aus dem Rittergute Schönfels, sammt den dazu gehörigen Dörfern, Zinsen, Frohnen, Vorwerken, Aeckern, Wiesen, Gehölzen, Teichen, Fischereien, Triften, Weinwachs zum Altenberge und anderen Zugehörungen, nichts davon ausgeschlossen, zwei Theile, welche die Urkunde den Schlosstheil und den Theil des Vorwerks auf dem Schafhofe nennt, – sowie aus der Baarschaft, aussenstehenden Schulden und der beiden Dörfer Trogen und Hessen, Zinsen, zwei andere Theile gebildet, und Alles nach Inhalt des unterschiedlichen Theilungsregisters von den vier Brüdern von Weissenbach nach dem Loose getheilt werden sollte. Es scheint übrigens bei dieser Theilung nicht eben friedlich hergegangen zu sein, denn einer der Brüder wurde dabei von dem anderen niedergestochen – aus Versehen, wie das Kirchenbuch entschuldigend hinzufügt! – Von der Familie Weissenbach gelangte Neuschönfels zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts an die Herren von Bose und von diesen in neuerer Zeit an die Familie Hempel, der es in der Person des Herrn Dr. juris Moritz Hempel noch jetzt gehört.

Das Schloss Neuschönfels liegt auf einem ziemlich steilen, zum Theil bewaldeten und mit trefflichen Spaziergängen versehenen Berge, an welchem man früher den Nikodemus-Erbstollen baute. Es ist mit Schiefer gedeckt und ragt mit seinen verzierten Giebeln hoch empor. Eine Zwingermauer verbindet das Schloss mit dem Seigerthurme, und die ansehnlichen Wirthschaftsgebäude bilden einen regelmässigen Hof, in dessen Nähe die Schäferei steht. Auf den obenerwähnten Brudermord der Weissenbache bezieht der Volksglaube zwei Rittergestalten, welche an der östlichen Seite des Schlosses zu Hinterglauchau gemalt zu sehen sind, jedoch ohne jeden historischen Beweis. Das Dorf Schönfels, welches in geringer Entfernung von Altschönfels liegt, besteht aus 26 Häusern und die Einwohnerschaft beider Theile des Dorfes beträgt [16] gegen 850 Köpfe. Grössere Bauergüter hat Neuschönfels nicht, der Haupterwerbszweig seiner Bewohner ist die Leinweberei.

Die Kirche zu Altschönfels, wohin beide Dörfer nebst den Rittergütern eingepfarrt sind, wurde nach einer im Thurmknopfe aufgefundenen Nachricht im Jahre 1625 erbaut, nachdem das alte Kirchlein ganz baufällig geworden, und nicht mehr zu repariren war. Das hochgelegene, auf drei Seiten von Wasser umgebene Gotteshaus hat einen sehr geschmackvollen Thurm und war vor der Reformation dem heiligen Martin geweiht, dessen sehr gut gearbeitete hölzerne vergoldete Statue, einen Reiter darstellend, der mit dem Schwerte seinen Mantel theilt, um die Hälfte davon einem Armen zu schenken, auf dem alten Altarschrein angebracht ist, welchen ausserdem noch werthvolle Gemälde des heiligen Andreas und der heiligen Anna auf Goldgrund, sowie ein Marienbild zieren. Die höchst kunstreich geschnitzte Kanzel zeigt die vier Evangelisten und einige andere Apostel, nebst Engelsfiguren und sechszehn Ahnenwappen der Familie von Weissenbach. Sie ist zu gleicher Zeit mit der jeztstehenden Kirche erbaut. – Vor der Reformation gehörte der Pfarrer von Schönfels nebst dem Schlosskaplan und dem Vicar zu Lichtentanne, das noch 1533 Filial von Schönfels war und dessen oberer Theil dorthin, der untere Theil aber nach Neumark zehntete, zu dem sogenannten grossen oder Fürstencaland in Werdau. Die Calandsbrüder befreite Heinrich Reuss von Plauen 1397 von der Gewohnheit, dass die bisherigen Voigte und Amtleute nach dem Tode eines Pfarrers dessen Vermögen und Habseligkeiten an sich nahmen, dafür mussten aber die sämmtlichen Mitglieder des Calands jeden Dienstag nach einem Quatember nach Werdau kommen, Abends Vigilien und Morgens Seelenmessen lesen, und alsdann jeder nach der Reihe eine Mahlzeit ausrichten, die von den Genossen verzehrt wurde. Die Freiheit des Werdauer Calands bestätigte 1421 auch Markgraf Wilhelm der Reiche, mit der Bedingung, dass von dem hinterlassenen Vermögen eines Pfarrers die Schulden abgezogen, zwei Theile zu seinem Seelengeräthe und ein Theil als Erbe an den nachfolgenden Pfarrer abgegeben werden sollten. Für diese Bestätigung waren die Calandsbrüder verpflichtet am Tage der zwölf Boten nach Werdau zu kommen, und den Sonntag Abend mit Vigilien, sowie den Montag mit Seelenmessen das Gedächtniss der Vorfahren des Markgrafen, und namentlich seiner Mutter Catharina, zu begehen.

Ueber einstige bemerkenswerthe Ereignisse von Neuschönfels sagt das alte im Thurmknopfe vorgefundene Manuscript, dass 1621 und 1625 der Hagel alles Sommergetreide vernichtet und das damalige Treiben der Kipper und Wipper das gute Geld so selten gemacht, dass ein guter Groschen acht schlechte und ein Gülden nur dritthalb schwere Groschen galt. Für vierundzwanzig Groschen gutes Geld bekam man zwölf Gülden schlechtes. Der damalige Pfarrer klagt auch, dass zur Zeit überall Krieg war, und beide Junker auf den Schlössern gestorben seien. – Im Jahre 1725 brachen zwei Diebe in der Schäferei zu Trünzig ein, banden der Frau des Schäfers Hände und Füsse und stiessen ihr einen Knebel in den Mund. Einer der Verbrecher wurde von einem Schafknecht in Trünzig ergriffen und daselbst nach kurzem Prozess lebendig gerädert; der andere aber in Schönfels verhaftet, auf einer Schleife nach der Neuschönfelser Richtstätte gebracht, und nachdem er mit dem Rade zerstossen worden, sein Körper auf selbiges geflochten.

Das Rittergut Neuschönfels hat eine schöne freundliche Lage, sehr gute Felder, treffliche Wiesen, einen vollständigen ungeschwächten Holzbestand, gute Wohn- und Wirthschaftsgebäude und in Gemeinschaft mit Altschönfels und dem Pfarrer in Neumark das Collaturrecht über hiesige Pfarre, bloss mit Altschönfels aber über die Schule in Schönfels. Die Schule in Ebersbrunn steht nur unter der Collatur des Besitzers von Neuschönfels. Auf dem Gute haften 5823,89 Steuereinheiten.

Otto Moser, Redact.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Herrren