Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Pohla

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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Pohla
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 125–126
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Pohla
Pohla


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Pohla.


Pohla, wendisch Palow, liegt am Taucherwalde auf einer Anhöhe, zwischen Bautzen und Bischofswerda mit Uhist und Burkau grenzend, 1 Stunde nördlich von Bischofswerda.

Die Gründung des Ortes mag sehr alt sein und derselbe seinen Ursprung den ehemaligen heidnischen Wenden zu verdanken haben.

Die Herrschaft besteht aus den Gütern Pohla, Schönborn und Taschendorf mit dem dazu gehörigen Dorfe Stacha und ist ein Fideicommissgut, welches seit undenklichen Zeiten im Besitze des von Ponickauschen Geschlechts sich befindet.

Dieses Geschlecht war in der Lausitz von den frühesten Zeiten weit verzweigt, sowohl durch Blutsverwandtschaft, als auch Schwägerschaft. Es hatte hier die grössten Besitzungen. Ein Vorbesitzer von Pohla und Taschendorf war Hans Fabian von Ponickau, welcher auch Elstra, Kindisch, Bocka, Printitz mit Mahrsdorf, Rehnsdorf mit Gersdorf, Wohla mit Welka, Boderitz, Ossel, Talpenberg, Dobrig und Bischheim besass.

Als Landesältester des Bautzner Kreises erwarb er sich durch die geschickte und treue Verwaltung dieses Amts in sehr unruhigen Zeiten um die Oberlausitz grosse Verdienste. Die vaterländische Geschichte nennt von 1602 bis 1620 wenigstens 11 Deputationen, zu denen ihn die Stände der Oberlausitz gewählt hatten. Er half in Prag an Ferdinands Stelle den Protestantischen Churfürsten von der Pfalz Friedrich V. zum Könige von Böhmen erwählen; im April 1620 befand er sich wieder unter den Abgeordneten, die den König Friedrich auf dem Landtage zu Prag ersuchten, zur Huldigung persönlich nach Bautzen zu kommen. Dieser aber war der letzte ehrenvolle Auftrag, der ihm zu Teil wurde; denn bald traf ihn ein herbes Geschick. Der Churfürst von Sachsen, Johann Georg I., der ein Bündniss mit dem Kaiser Ferdinand eingegangen war, besetzte noch in demselben Jahre die Lausitz und nahm unter andern auch von Elstra Besitz. Hans Fabian von Ponickau mit 10 andern Ständen der Provinz vom General-Pardon ausgeschlossen, musste nach Cottbus flüchten und seinen Glaubenseifer mit 20000 Fl. büssen, seine Güter wurden auch zwei Jahre lang durch Carl von Crahe sequestrirt. Nur mit grosser Mühe gelang es seinen einflussreichen Freunden, dem Hofmarschall und dem Geheimen Rath Gebrüder von Schönberg Begnadigung für ihn auszuwirken. Das letzte Decennium seines Lebens verlebte er im Familienkreise zu Elstra und Prietitz. Da er zweimal vermählt, und jede Gattin ihm 15 Kinder geboren hatte, so war die Zahl der letzteren nicht klein, obwohl die meisten namentlich aus zweiter Ehe frühzeitig wieder gestorben waren. Nach seinem Tode theilten sich seine Söhne in die Güter und Valentin und Nicol erhielten Taschendorf und Pohla. Ein Nachkomme war der Sächs. geh. Rath Conferenzminister und Reichstagsgesandter, Johann Georg IV. von Ponickau.

Der gegenwärtige Besitzer ist der Stifts-Naumburg-Zeitzische Kammerrath, Heinrich von Ponickau.

Die hiesigen Rittergutsgebäude kann man nicht zu den grossen zählen, aber sie bieten eine liebliche Landschaft, wie diess aus der Abbildung zu ersehen ist. Dieselben stehen erst seit 1722, wo die frühern ganz abgebrannt sind. —

Man hat vom Gute aus nur einige Minuten zu gehen, um zu dem höchsten Punkte des sogenannten Pohlaer Berges zu gelangen, wo sich dem Auge der imposanteste Umblick nach Norden, Osten und Süden eröffnet, wo man das 2 Meilen weite Bautzen zum grössten Theile übersehen und selbst die 8 Meilen weite Landeskrone, mit ihren beiden Hügeln durch ein mässiges Fernrohr beschauen kann. Damit lassen sich auch in dem Umkreise von Süden, Osten und Norden, einige 30 Kirchen zählen, darunter die schöne Kirche im Kloster Marienstern. Wer zum ersten Male diesen höchsten Punct betritt, wird unwillkührlich gefesselt.

Pohla selbst ist nicht gross. Der Ort hat nur 31 bewohnte Gebäude mit 44 Familienhaushaltungen und 182 Einwohnern.

Pohla gehört jetzt zum Gerichtsamte Bischofswerda, zum Bezirksgericht, zur Amtshauptmannschaft und zum Regierungsbezirk Bautzen.

Die Einwohner leben fast alle von Feldbau; sind aber zum Theil Leinweber.

Einer Sage nach soll dies Dorf zu einer Pestzeit bis auf einen einzigen Mann ausgestorben sein. Während dieser Pestzeit habe eine Frau von Ponickau aus dem Crosswitzschen Kirchspiele geistlichen Zuspruch verlangt, welcher ihr in ihrer Nähe sei versagt worden; erst nach dem sie [126] bis Pohla geschickt, habe es der damalige Geistliche von hier gewagt, den Weg zur Frau von Ponickau zu unternehmen und dafür habe sie ihm und allen seinen Nachfolgern in Pohla, auf ewige Zeiten von einem ihr zugehörigen Vorwerke in Nucknitz 11/2 Malter Korn und Hafer, als Decem vermacht, welcher bis auf die neusten Zeiten von dem Geistlichen zu Pohla von 2 Bauergütern, in welche das Vorwerk getheilt worden, erhoben wurde.

Die Reformation hat hier bald nach 1550 ihren Anfang genommen; denn 1554 ist ein gewisser Georg Stuhlschreiber von der Universität Wittenberg aus zum ersten Prediger in der lutherischen Kirche berufen und vom Dr. Pomerano ordinirt worden. Ueber die Erbauung der Kirche fehlen die Nachrichten. Ihre Bauart lassen ein graues Alterthum mit Gewissheit annehmen. Sie soll früher als eine Filia nach Crosswitz gehört haben, einem noch bestehenden katholischen[WS 1] grossen Kirchspiele. Im Jahre 1346 bei Errichtung des Meissner Episcopats war Pohla schon eine Mutterkirche und gehörte zum sede von Bischofswerda.

Was das Innere der Kirche anlangt, so ist sie zwar durch angebrachte Scheibenfenster und gänzliches Ausweissen lichtvoller geworden, allein sie ist zu klein für die Gemeinde.

Von Monumenten oder Epitaphien sind 2 vorhanden; eines zum Ehrengedächtniss einer Frau, Anna Helene von Ponickau, geborne von Bomsdorf, welche 1633 verstorben ist und das andere für Johann Georg von Ponickau, welcher im Jahre 1664 mit Tode abging.

Neben diesem letzteren ist rechts noch ein Degen befestigt; auf der linken Seite war eine Fahne und darunter ein Paar Sporen angebracht, welche aber seit 1813 verloren gegangen sind. Das Altarblatt scheint noch aus den Zeiten vor der Reformation herzustammen und hat 11 aus Holz geschnitzte mässig grosse Heiligenbilder.

Uebrigens ist jeden Sonn- und Festtag deutscher und wendischer Gottesdienst nach einander. Die deutsche Gemeinde ist die Stärkere.

Das eingepfarrte Dorf Schönborn liegt kaum 1/4 Stunde hinter Pohla an einem Berge, welcher gewöhnlich der Butterberg genannt wird, weil, der Sage nach, einst in der Pest daselbst der Bischofswerdaische Wochen- und besonders Buttermarkt soll gehalten worden sein.

Seinen Namen mag der Ort nur von seinen vielen schönen und vortrefflichen Quellen und Brunnen erhalten haben. In Schönborn ist kein herrschaftliches Schloss, noch sonst ein ausgezeichnetes Gebäude. Die Einwohner nähren sich vom Feldbau, viele auch treiben Leinweberei. Das kaum 5 Minuten von Pohla entfernte Dorf Stacha gehörte sonst in die Kirche zu Göda, ist aber seit dem Jahre 1817 nach Pohla eingepfarrt. Es war ehedem ein Pertinenzstück von Pohla und ist später als Ausgedünge erb- und eigenthümlich 2 Fräuleins von Ponickau überlassen worden, welche es ums Ende des vorigen Jahrhunderts an einen von König auf Pietzschwitz verkauften. Dieser schlug einen dazu gehörigen ansehnlichen Busch zu Pietzschwitz dazu, verkaufte frei die Stachaer Unterthanen, und behielt sich nur die Gerichtsbarkeit, die Schenke und die Schmiede vor. Endlich verkaufte er auch die beiden letzteren und behielt sich in der Schenke nur eine Oberstube zur Gerichtsstube vor. Zuletzt verkaufte er auch die Gerichtsbarkeit über das Dorf und zwar an einen Baron Prenzel von Pentzig, welcher in Dresden lebte und bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Gerichtsbarkeit durch einen Gerichtsdirector verwalten liess.

Das Rittergut Pohla hat die Collatur über Kirche und Schule von Pohla.

Am Ausgange der an Pohla anstossenden Taucherwaldung war früher eine Capelle, in welcher ein Gnadenbild sich befand, zu welchem häufige Wallfahrten stattfanden.

M. G.     




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: kotholischen