Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Rützengrün

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Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Rützengrün
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 109–110
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Rützengrün.


gehörte in den frühesten Zeiten zu der Herrschaft Auerbach, von welcher es nur 1/2 Stunde entfernt liegt.

Auerbach selbst entstand mit den Burgen zu Schöneck und Falkenstein im 9ten Jahrhundert, welche gegen die aufständischen Sorben als dritte Militärlinie errichtet wurden. Limmer will die gleichzeitige Entstehung dieser Burgen aus der gleichen Bauart beweisen, weil sie nämlich alle um einen steilen Felskegel herum angelegt waren, auf welchem nun erst, isolirt von den übrigen Gebäuden, die Warte stand, welche sich so über das Ganze erhob und nun innerhalb der Burg die Citadelle von solcher selbst wieder machte und weil alle diese Warten auch nicht unten, sondern in der Mitte ihre Eingangs-Oeffnung hatten: da sie die Zuflucht für die letzte Gegenwehr in der äussersten Verzweiflung bildeten.

Auerbach mit Zubehör und so mit Rützengrün wurde früher als ein Reichsritterschaftliches Lehn besessen und die Dynasten-Familie hat [110] sich auch davon geschrieben. Noch im Jahre 1282 wird ein Konrad von Auerbach genannt. Zu Ende des 13ten u. 14ten Jahrhundert war sie eine Besitzung der Voigte von Plauen, während deren Besitz finden wir im Jahre 1416 als Afterlehnsträger einen Heinrich von Weyda. Später war es Meissnisch-Markgräfliches Lehn und es wurden die Burggrafen von Dohna damit beliehen, als von welchen in den Jahren 1448 u. 1459, Friedrich, ingleichen 1482, Zenko als Herren von Auerbach vorkommen. Im letzten Jahre kam es aber noch an Pankraz von Schenken und von diesem an die Herren von Wolfersdorf, von welcher Familie es im 16ten Jahrhundert an die Edlen von der Planitz gelangte, die Auerbach mit Rützengrün bis in die neuesten Zeiten fortbesessen haben. Erst im Jahre 1847 kam Rützengrün von dieser Familie an den dermaligen Besitzer Herrn Wilhelm Friedrich Günther auf Rützengrün.

Rützengrün erlangte erst im Jahre 1741 die Schriftsässigkeit. Es hat ein schönes, freundliches herrschaftliches Wohnhaus und die Wirthschaftsgebäude sind in vortrefflichem Zustand. Die Lage selbst ist nicht unangenehm, obschon etwas rauher als Rodewisch.

Die Schicksale Rützengrüns anlangend, so hat es die mit Auerbach ziemlich getheilt.

In den Hussiten-Kriegen, bei welchen Voigtland besonders allen Arten des Elendes und der Wuth ausgesetzt gewesen ist, wurde auch Rützengrün mit verheert.

Viel mehr musste es in dem 30jährigen Krieg ertragen, wo es bald von den kaiserlichen Soldaten, bald von den Schweden und allerlei streifenden Partheien ruinirt, geplündert, beraubt und verbrannt wurde und viele andere Unmenschlichkeiten ertragen musste, welche die Nachkommen kaum glauben würden, wenn sie von der Geschichte nicht aufbewahrt waren.

Eingepfarrt ist natürlich Rützengrün nach Auerbach, eine Parochie, welche bis zum Jahre 1837 aus 32 Ortschaften bestand.

In diesem Jahre wurde die Parochie Rautenkranz abgetrennt und jetzt sind nur noch ausser Rützengrün, Beerhaide, Hauptbrun, Hohengrün, Brun, Dresselsgrün, Schnartanne, Laubberg, Hahnenhaus, Vogelsgrün, Wernesgrün, Sorge, Hinterhain, Rempesgrün, Mühlgrün, Krinitzleithen, Rebesgrün, Reimtengrün, Georgengrün, Reiboldsgrün und Zöbisch nach Auerbach eingepfarrt.

Filiale von Auerbach waren bis 1677 Schönhaide und bis 1706 Rothenkirchen und Rodewisch.

Die alte Kirche war St. Laurentius geweiht und hatte vor der Reformation vier Altare. Im Jahre 1540 brannte die Kirche ab und die hierauf erbaute Kirche stand bis zum Jahre 1834, wo solche nebst dem grössten und schönsten Theil der Stadt ein Raub der Flammen wurde. In den Jahren 1836 bis 1839 ist solche im gothischen Style wieder neu aufgebaut und zeichnet sich durch Erhabenheit in der Bauart und edle Einfachheit aus. Sie enthält ein neues vorzügliches Orgelwerk vom Orgel-Baumeister Jehmlich in Dresden. Die Kirche ist hell und freundlich, wenn auch nicht allzugeräumig. Sie besitzt kein Vermögen, vielmehr ist dieselbe in Folge des Baues mit einer bedeutenden Kapitalschuld belastet.

Eine im Orte noch befindliche Gottesackerkirche auf dem Gottesacker an dem Rodewisch-Auerbacher Wege gelegen, wird zum Abhalten der Leichenpredigten und sonstigen Leichenreden benutzt.

In der ganzen Parochie sind mit Einschluss der Stadtschule, acht Schulen vorhanden und zwar in den Dörfern Beerhaide, Brun, Rebesgrün Rempesgrün, Schnartanne, Wernesgrün und Rützengrün.

In den sämmtlichen eingepfarrten Orten und somit auch in Rützengrün ist das Spitzenklöppeln eine Hauptbeschäftigung, ein Nahrungszweig, der für den fleissigsten Arbeiter nicht mehr den nöthigen Unterhalt bietet.

Bemerkenswerth von Rützengrün ist noch, dass hier viel Rauchtopas gefunden wird.

Die frühere Herrschaft Auerbach,[1] wozu Rützengrün gehörte, so wie Schönhaide, Rützengrün und viele Waldorte zählte an die 18–19000 Seelen.

In dieser Herrschaft war auch ein kleines Bad in dem Forstörtchen Raiboldsgrün, welches nicht mit dem Forsthaus Reiboldsruh bei Schneckengrün zu verwechseln ist.

Die Heilduelle in Reiboldsgrün wurde 1725 entdeckt und heisst Christiane-Eberhardinen Brunnen. Die Quelle ist eisenhaltig und zur Nervenstärkung vorzüglich geeignet.

Bemerkenswerth bleibt der in hiesiger Gegend nahe Schnarrtanner Berg, von wo aus man eine der schönsten Aussichten der Umgegend geniesst und ungefähr 2 Stunden vom hiesigen Orte beim Waldort, Gottesberg ist der bekannte Topasfelsen, der Schneckenstein genannt, der erst seit 1730 näher untersucht und auf Kosten des Staats einige Jahrzehnte hindurch bearbeitet wurde. Da die Topase wegen der Menge der Böhmischen zu sehr im Preise fielen, so blieb der Bau auf dem Schneckenstein liegen. Jetzt wird der Felsen nur seiner Seltenheit und seiner schönen Aussicht wegen von Reisenden noch besucht.

(M. G.)     




 


  1. Die beiden Auerbacher Schlösser, welche bei dem grossen Brande im Jahre 1834 verschont blieben, sind bei dem letzten Feuer im Juni d. J. in einen Aschenhaufen verwandelt.