Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schönfeld (Dresden)
Durch ein Versehen des Zeichners ist im vorigen Monat Februar im 14ten Hefte des Meissner Kreises und im 69sten der fortlaufenden Nummer die Abbildung von Schönfeld bei Pillnitz statt der Abbildung des Schönfeld bei Grossenhain erschienen, wogegen der dabei befindliche Text sich auf Schönfeld bei Grossenhain bezieht, obschon solcher wegen der durch die Schuld des Zeichners verspäteten nöthigen Notizen nicht ausreichend, nicht erschöpfend genug geliefert werden konnte. Deshalb ist auch bei der jetzt mitfolgenden Abbildung von Schönfeld bei Grossenhain noch ein Mal besonderer Text beigegeben. Hier nur noch nachträglich zu der frühern Abbildung von Schönfeld bei Pillnitz die nähere Beschreibung:
Schönfeld bei Pillnitz liegt 1¼ Meile östlich von Dresden und ¾ Stunden von Pillnitz, längs einem aus Nordosten kommenden Wässerchen in westlicher Richtung ziemlich lang hinab gebaut. Dieses Wasser ist die Hauptquelle zu jenem, welches den sehenswerthen Keppgrund bildet. Bei der in Südwesten stehenden Windmühle findet man überaus schöne Aussichten.
Schönfeld ist eigentlich ein Flecken mit Marktplatz und hat jährlich zwei Jahrmärkte, eine Apotheke, zwei Gasthöfe, einige Mühlen, starken Obstbau und Spinnerei.
Schönfeld hat jetzt ein eignes Gerichtsamt, gehört zum Bezirksgericht Dresden, zur Amtshauptmannschaft Dresden und zum Regierungsbezirk Dresden.
Schönfeld hat 78 bewohnte Gebäude mit 115 Familienhaushaltungen und 488 Einwohnern.
Das vier Etagen hohe Schloss bildet nur einen tiefen und 13 Fenster breiten Flügel mit vielen Ziergiebeln und einem niedrigen, achteckigen, oben aber runden, offenbar sehr alten Thurme. Das Schloss selbst ist von einem Walle und Wassergraben rings umgeben und ist durch ein Brückchen und einige Stufen mit der Kirche, welche sehr weit gesehen wird, verbunden.
Ueber der Thüre des Schlosses steht als Zeit der Erbauung 1573. Es ist dies aber vermuthlich das Jahr, wo eine Erweiterung und Renovation vorgenommen wurde. Denn ein Schloss stand hier schon viel früher, doch scheint es mehr als Vorwerk zum Rittergute Helfenberg gehört zu haben. Die Nachrichten gehen blos bis zum funfzehnten Jahrhundert zurück, wenn man nicht alten Geschichtsschreibern folgen darf, welche im zwölften und dreizehnten Jahrhundert das Geschlecht derer von Sahla hierher versetzen. Im Jahre 1400 gehörte es dem reichen Ziegler’schen Geschlecht sammt Helfenberg und dem Vorwerke Pretzschwitz. Diese Familie besass es noch 1457. Im Jahre 1463 kommt ein Czaslav von Schönfeld hier vor und 1482 war das Gut ins Amt Pirna bezirkt. Dann kam es an die Familie von Graupe, welche es bis 1520 noch besassen. Im Jahre 1544 war es als besonderes Gut in den Händen Georgs von Carlowitz, der es in letzteren Jahren gegen Kriebstein an den Landesherrn, Herzog Moritz, abtrat. Diesem kaufte es erst der berühmte Baumeister, Hans von Dehn-Rothfelser und dessen Söhne, die sich blos Helfenberg vorbehielten, kaufte Schönfeld dann der in der Religionsgeschichte bekannt gewordene unglückliche Dr. Cracau ab. Denn dass er auch dieses Schönfeld neben Schönfeld bei Leipzig besessen, ergiebt sich aus seinem über dem Schlossthore befindlichen Wappen. Dieser Dr. Cracau bewirthete einst hier seine Freunde Dr. Stössel und Dr. Peucer, eine Bewirthung, die nachher von Wichtigkeit wurde. Im Jahre 1574 zog man ihn gefänglich ein und er starb im März 1575 im Kerker der Leipziger Pleissenburg an den Folgen erlittener Tortur. Sein Körper wurde dann in Schönfeld bei Leipzig beigesetzt und seine Erben veräusserten das Rittergut mit der andern Besitzung im Jahre 1585 an den kurfürstlichen Kammermeister Georg Schilling. Nach dieser Zeit kam das Gut an die von Loss, und durch Verheirathung ging es im Jahre 1644 an die Familie von Friesen und zwar an den Geheimen Rath Heinrich von Friesen auf Rötha und Jessen über, dessen Nachkommen es über hundert Jahre besessen haben. Dann kam das Gut an die Erben der Familien von Callenberg, Lüttichau und Solms, von welchen es im Jahre 1787 der Kurfürst von Sachsen aus seiner Schatulle an sich kaufte und mit demselben zugleich die Rittergüter Graupe, Jessen und Pretschwitz vereinte. Die Direction über dasselbe führte bis zu seinem Tode der Minister Marcolini: Denn zum Besten der Staatsuntergebenen und der Güter wurde es nicht verpachtet, sondern auf landesherrliche Rechnung bewirthschaftet. Zum Schatullengute gehörte 1) Schönfeld, Zaschendorf, Ritzendorf, Malschendorf; 2) Graupe und Neugraupe; 3) Vorder-Jessen, Hinter-Jessen mit der Diez- und Grundmühle, Wünschendorf, Bennewitz [114] und Borkwitz; 4) Pretzschwitz und ein Theil von Ullersdorf; 5) verschiedene Weinberge und ein Gut im Dorfe Seeligstadt.
Mit dem Jahre 1831 hörte Schönfeld bekanntlich auf Schatullengut zu sein.
Die Kirche des Orts, wie schon oben erwähnt worden, liegt sehr hoch, der Gottesacker aber ist entfernt von der Kirche. In der herrschaftlichen Gruft liegen ein Fräulein von Asseburg, eine Gräfin Roszinska, das Herz von einem Grafen von Reuss, mehre Glieder von der Familie der Grafen Friesen begraben, unter ihnen eine Gräfin Agnes Elisabeth von Friesen, von der man gesagt hat, sie sei scheintodt gewesen.
Die Kirche des Dorfes stand im Papstthum unter dem Radeberger Sedes des Archidiakonats Nisici im Bisthum Meissen; jetzt gehört es zur Ephorie Radeberg.
Die Parochie ist sehr stark und besteht aus folgenden 22 eingepfarrten Ortschaften: Bühlau, Bühlauer Grund, Cunnersdorf, Eichbusch, Gross-Graupe, Helfenberg, Helfenberger Grund, Jessener Hof, Klein-Graupe, Krieschendorf, Malschendorf, Neu-Bühlau, Neu-Graupe, Nieder-Rochwitz, Ober-Rochwitz, Porschberg, Quohren, Reitzendorf, Rockau, Rockauer Grund, Schullwitz und Zaschendorf. Die ganze Kirchfahrt kann leicht an 2000 Seelen in sich fassen.
Schönfeld hat berühmte Schäferei auf dem vier Stunden davon entlegenen Eichbusch und starke Brauerei.
Bei Schönfeld gräbt man grosse, oft zum Behuf des Verbauens erst noch zu zersprengende Stücken eines trefflichen Granits.
Das zu Schönfeld gehörige Pretzschwitz liegt anmuthig an der Wesenitz und Pirnaischen Grenze, in der Elbaue, und hat ein grosses Vorwerk, einen Gasthof, eine schöne Mühle, treibt Stromgewerbe und die Wesenitz dient als Hafen. Die ganzen Schönfelder Orte sind aber noch bekannt und berühmt durch ihren starken Kirschenbau.